Intersexuelle in der Leichtathletik: Gerechtigkeit gibt es nicht
Sollen Intersexuelle bei Leichtathletik-Wettkämpfen ausgeschlossen werden? Argumente gibt es, Antworten aber kaum. Ein Kommentar.
Es bringt kaum jemand über das Herz, in diesem Punkt eine Entscheidung oder gar nur eine Empfehlung auszusprechen. Es geht um die Zulassung von jenen Frauen bei Leichtathletik-Wettbewerben, die nicht zu hundert Prozent Frauen sind, die intersexuell sind. Vielleicht drei Viertel Frau und ein Viertel Mann. Wer den grandiosen Roman „Middlesex“ von Jeffrey Eugenides liest, den erschüttert das Schicksal der tapferen Protagonistin, die im Laufe des Buches zu einem noch tapferen Protagonisten wird. Viele Transgender und Intersexuelle haben es sicher nicht einfach.
Und weil das so ist, möchte man ihnen helfen, ein ganz normales Leben zu führen. In der Leichtathletik ist das aber nicht einfach. Je mehr Mann eine Frau ist, je höher ihr Testosteronwert ist, desto größer ist ihre Leistungsfähigkeit. Das belegt nun eine vom internationalen Leichtathletikverband IAAF veröffentlichte Studie. Das Ergebnis überrascht nicht, aber es kann die Grundlage dafür sein, dass Sportlerinnen wie die seit vielen Jahren dominierende 800-Meter-Läuferin Caster Semenya künftig nicht mehr antreten dürfen gegen Athletinnen mit einem Testosteronspiegel im Normbereich.
Die Autoren der Studie sehen auf der Grundlage ihrer Ergebnisse den neuerlichen Anstoß einer Debatte. Zuletzt wurde die Frage im Sinne von Frauen mit einem natürlich hohen Testosteronwert beantwortet. Semenya rannte die Konkurrenz oft in Grund und Boden. Das lag sicher an ihrem Talent und an ihrem Fleiß, aber vermutlich auch an einer bestimmten chromosalen Variation. Es ist schön, dass Inklusion Eingang in den Sport gefunden hat. In diesem speziellen Fall in der Leichtathletik kann Inklusion aber auch Chancenungleichheit bedeuten. Wie also umgehen mit den Erkenntnissen der Studie? Egal, wie sich der IAAF entscheiden wird: Richtig oder falsch gibt es nicht.
Martin Einsiedler
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