Eishockey-WM: Gedrehtes Spiel in Köln
Deutschland siegt trotz eines 0:2-Rückstandes noch 3:2 nach Penaltyschießen gegen die Slowakei. Torwart Thomas Greiss verletzt sich.
Der Puck sprang Thomas Greiss an den Schoner, hoppelte anschließend merkwürdig hin und her und lag dann plötzlich hinter der Linie des deutschen Tores. Die Szene entbehrte nicht einer gewissen Komik, Greiss konnte über den gerade kassierten Gegentreffer allerdings nicht lachen. Der Torhüter der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft ließ sich nach Tomas Matouseks 0:1 in der zehnten Minute auswechseln – wegen einer leichten Verletzung, die er sich schon vor dem vierten Vorrundenspiel der Weltmeisterschaft am Mittwoch gegen die Slowakei zugezogen hatte. Fortan schaute der 31-Jährige dem Treiben auf dem Eis mit einer Mischung aus Entsetzen und Erleichterung von der Bank aus zu. Letztlich gewann Deutschland vor 17 647 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Kölner Arena mit 3:2 (0:1, 2:1, 0:0/1:0) nach Penaltyschießen.
"Das war sicher nicht unser bestes Spiel heute, aber wir haben zwei Punkte geholt. Thomas Greiss ist leicht angeschlagen. Wir müssen von Tag zu Tag schauen, wie es ihm geht", sagte Bundestrainer Marco Sturm nach dem Spiel.
Greiss war noch im Auftaktspiel beim 2:1 gegen die USA der Garant für den Sieg gewesen, bei den hohen Niederlagen gegen Schweden und Russland sah er bei den zahlreichen Gegentoren allerdings nicht immer glücklich aus. Aber das mit dem Glück ist bei der deutschen Mannschaft während dieser WM ohnehin so eine Sache. Erst verpasste Christian Ehrhoff die ersten beiden Turnierspiele mit einer rätselhaften Rückenverletzung. Kaum war der Kapitän gegen die Russen wieder einsatzfähig, zog sich Tobias Rieder einen Riss des Syndesmosebandes zu. Rieder wird kein WM-Spiel mehr bestreiten können und weil Patrick Hager nach seiner Matchstrafe aus dem Russland-Spiel zwei Partien zuschauen muss, kam David Wolf gegen die Slowaken zu seinem ersten Turniereinsatz. Damit kann Bundestrainer Marco Sturm nun nur noch einen Feldspieler aus der National Hockey League (NHL) nachnominieren – geplant war das ursprünglich anders.
Das Ergebnis war am Ende das Beste am Spiel
Gehofft hatte Sturm auch auf einen besseren Start gegen die Slowakei, ein Team, das nichts mehr gemeinsam hat mit den großen der jüngeren Vergangenheit und das komplett ohne NHL-Spieler bei der WM antritt. Doch die Deutschen wirkten seltsam gelähmt, das unglückliche 0:1 ließ die Verunsicherung sogar noch wachsen. Ganze fünf Schüsse brachte der Gastgeber im ersten Drittel auf das gegnerische Tor. Und der zweite Abschnitt begann gleich mit dem nächsten Schock, als Greiss-Ersatz Danny aus den Birken Libor Hudacek harmlosen Schuss von der Seite durch die Beine ins Tor rutschen ließ. Es stand 0:2 gegen biedere Slowaken, die in diesem Turnier gerade mal einen glücklichen Sieg gegen Aufsteiger Italien zustande gebracht hatten. Das Spielniveau bewegte sich auf dem niedrigstmöglichen Level, die Verkrampfung beim Sturm-Team war regelrecht greifbar.
Erst ein Überzahlspiel brachte Deutschland zurück ins Geschäft. Patrick Reimer traf spät im zweiten Drittel zum 1:2, 27 Sekunden danach gelang Yasin Ehliz sogar der Ausgleich. Die Fans in der Kölner Arena durften endlich einmal laut werden. Bis dato hatten sie ihren Augen kaum getraut, erinnerte die ideenlose und von Angst geprägte Darbietung ihrer Mannschaft doch fatal an längst überwunden geglaubte Zeiten.
Im dritten Drittel hofften die Zuschauer vergeblich auf etwas mehr Spielkultur. Die Partie blieb zerfahren, kaum eine Aktion wurde so zu Ende geführt wie sie geplant war. So ging es fast zwangsläufig in die Verlängerung. Doch selbst das normalerweise reizvolle Format mit jeweils drei Feldspielern war an diesem Abend alles andere denn spektakulär. Im notwendigen Penaltyschießen sicherte sich Deutschland dank Dominik Kahun dann den zweiten Punkt. Die deutsche Viertelfinalteilnahme bleibt damit weiter durchaus realistisch, allerdings müssen die kommenden Gegner Dänemark (Freitag), Italien (Samstag) und Lettland (Dienstag) erst einmal geschlagen werden. Dass das nicht selbstverständlich ist, hat der Auftritt gegen die Slowakei deutlich gemacht.
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