Finalsieg über Serena Williams bei French Open: Garbine Muguruza ist nun auf Sand zu Hause
Überraschung im Damenfinale von Roland Garros: Die Spanierin Garbine Muguruza setzt sich glatt gegen Serena Williams durch.
Garbine Muguruza konnte es nicht fassen. Serena Williams hatte ihren Lob tatsächlich hinter sich auf die Grundlinie tropfen lassen – und vergeblich auf den Ausruf des Linienrichters gewartet. Stattdessen hieß es: Spiel, Satz und Sieg Muguruza. Die 22 Jahre alte Spanierin schlug überglücklich die Hände vors Gesicht und ließ sich rücklings auf die rote Asche fallen. Erstmals seit Conchita Martinez im Jahr 2000 war wieder eine Spanierin ins Finale von Roland Garros eingezogen, und erstmals seit der dreimaligen Siegerin Arantxa Sanchez Vicario hat es wieder einen neuen Champion aus Spanien gegeben. „Irgendwie ist Roland Garros für uns wohl wie ein zweites Zuhause“, sagte Muguruza, „und das gilt nicht nur für Rafa.“ Der Mallorquiner Rafael Nadal hatte bisher neun Mal die French Open gewonnen, „seine Siege haben mich als Kind inspiriert – und jetzt stehe ich selber hier“, sagte Muguruza. Mit 7:5 und 6:4 bezwang sie die Titelverteidigerin Serena Williams.
Es war das erste Finale auf einem Sandbelag für Muguruza, und der letzten Spielerin, der es in Roland Garros ebenso erging, war 1988 Natasha Zvereva. Die 17-jährige Weißrussin wurde damals mit 0:6 und 0:6 in nur 34 Minuten von Steffi Graf abgefertigt – das bisher kürzeste Endspiel der 125-jährigen Turniergeschichte.
Ein ähnliches Debakel stand für Muguruza nicht zu befürchten. So grün, wie in ihrem ersten Grand-Slam-Finale vergangenes Jahr in Wimbledon, ist die Spanierin nicht mehr. Trotzdem hatte sie schon bei ihrem Endspieldebüt Serena Williams einen großen Kampf geboten, die Nummer eins der Welt gewann nur durch schiere Willenskraft und ihre enorme Erfahrung. Nun, bei diesen French Open, standen Muguruzas Chancen umso besser: Die 22-Jährige war nach Startschwierigkeiten in der ersten Runde in Fahrt gekommen und danach ohne Satzverlust ins Finale eingezogen. Die Weltranglistenvierte ist nach zwei Turnierwochen auf tiefer, aufgeweichter Asche fit, gesund und enorm selbstbewusst.
In heiklen Szenen erwachte Williams zum Leben
Umso mehr, da Muguruza weiß, dass sie Serena Williams bei den French Open vor zwei Jahren in der zweiten Runde eine der schlimmsten Niederlagen ihrer Karriere beigebracht hatte. „Das Match war eine unglaubliche Lektion für mich“, erinnert sich Williams, „ich hasse es, zu verlieren, und diese Niederlage hat mich angetrieben für viele, viele, viele Siege danach.“ Allein vier Grand Slams gewann Williams seither, doch in Paris wirkte sie zuletzt zittrig. Durch das Schauerwetter musste die 34-Jährige inklusive des Endspiel an vier Tagen in Folge spielen und hatte dabei zeitweise nervös, ohne Rhythmus und leicht angeschlagen gewirkt. Sie soll eine Verletzung an den Adduktoren der Wade haben, genaues wollte Williams aber nicht bestätigen. Schon vor einem Jahr war sie in Paris erkrankt und hatte sich trotz Virusinfektion zum Titel geschleppt. Doch dieses Mal stand enorm viel für Williams auf dem Spiel: Sie wollte im dritten Anlauf mit Grafs Rekord (22 Grand-Slam-Titel) gleichziehen. Es wäre ihre vierte Trophäe in Paris gewesen (2002, 2013, 2015), ein weiterer Meilenstein. Und dass sie im Major-Endspielen eine Fabel-Bilanz von 21:5 hat, untermauert umso mehr Williams' Qualität als Entfesselungskünstlerin: Keine spielt besser mit dem Rücken zur Wand.
Doch an diesem Tag stand ihr mit der hochgewachsenen Spanierin eine Gegnerin gegenüber, die besonders hart schlagen kann und auch nicht zurückweicht. Ihr Aufschlag ist eine Waffe, mit der sie gerade im ersten Satz Breakchancen vereitelte. Bis Muguruza das Spiel zum 2:2 durchbrachte, dauerte es zehn Minuten, doch danach war ihre Anfangsnervosität verschwunden. Mit dem Aufschlagverlust der Amerikanerin zum 5:6 brachte Muguruza ihren dritten Satzball schließlich mit einem wuchtigen Winner durch.
Bei den heiklen Szenen erwachte Williams zum Leben, sie stemmte sich mit aller Macht gegen die Niederlage, besonders gegen die fünf Matchbälle. Doch die Energie, die Frische und das Selbstvertrauen fehlten – auch, weil ihre Gegnerin all diese Qualitäten vereinte.