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Mäßiges Interesse. Die Champions Hockey League kämpft um Aufmerksamkeit.
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Champions League im Eishockey: Ganz oder gar nicht

Am Donnerstag beginnt die neue Saison in der Champions Hockey League (CHL). Trotz aller Beteuerungen ist der sportliche Wert des Eishockey-Europapokals weiterhin überschaubar. Ein Kommentar.

Na, schon aufgeregt? Bier und Chips für heute Abend bereit gestellt? Immerhin geht es los mit der Champions Hockey League (CHL) und dann auch noch mit einem Live-Spiel im frei empfangbaren Fernsehen. Okay, die Begeisterung hält sich in Grenzen. Was in anderen Sportarten beste Unterhaltung garantiert, funktioniert im Eishockey nämlich nicht wirklich. Sich im Endspiel (oder Final Four) mit den besten Teams des Kontinents zu messen und um Europas Krone zu spielen, ist anders als im Fußball, Handball oder Basketball nicht unbedingt der Traum eines jeden teilnehmenden Vereins. Denn einen wirklich attraktiven internationalen Spielbetrieb gibt es nicht. Immer wieder wurden Versuche initiiert, das zu ändern. Zuletzt mit der CHL, die am Donnerstag in ihre zweite Saison startet.

Doch schon mit diesem Termin fangen die Probleme an. Mitte August steht nicht allzu vielen Menschen der Sinn nach Eishockey. Die nationalen Ligen haben noch Sommerpause, es läuft die Saisonvorbereitung. Die Eisbären Berlin beispielsweise trainieren seit Ende Juli und haben bislang erst zwei Testspiele bestritten. Mitten hinein in diese Phase fällt nun die erste Pflichtaufgabe, am Samstag gegen die Zürcher Lions. Nach drei weiteren Spielen ist die Vorrunde dann bereits beendet - wohlgemerkt immer noch vor dem eigentlichen Saisonstart in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

Da drängt sich die Vermutung auf, dass es sich bei der CHL nur über einen besseren Testspielwettbewerb handelt. Das machen auch die Zuschauerzahlen der Premierensaison deutlich. Die Einstellung der Mannschaften auf dem Eis nährte zudem den Verdacht, dass nicht immer und überall wirklich jeder Spieler mit Herzblut dabei war. Gerade die deutschen Mannschaften bekleckerten sich in der Vorsaison nicht eben mit Ruhm und scheiterten samt und sonders in der Vorrunde.

Der Modus wurde für die neue Saison schon wieder geändert

In diesem Jahr soll alles besser werden, allein schon der Modus mit nun zunächst 48 Teams in 16 Gruppen macht es möglich. Früh ausscheiden wird schwerer, denn nur der Gruppenletzte verpasst die Play-offs. Das kann man gut finden oder auch nicht. Wirklich schlimm wiegt hingegen die unübersichtliche Zusammensetzung der CHL. Es gibt nationale Meister und einige Vorrundensieger aus den teilnehmenden Ländern, dazu haben die Gründungsmitglieder der Liga ein automatisches Startrecht. Sportlich ist das in einigen Fällen kaum zu erklären und so wird das Niveau der ganzen Veranstaltung gleich verwässert. Wundert sich da noch jemand über die mäßige Begeisterung, die eine CHL-Teilnahme hervorruft?

Dabei hätte ein hochklassiger Europapokalwettbewerb auch im Eishockey seinen Reiz. Dazu sollten dann natürlich auch Teams aus Russland gehören. Und eine wirkliche Champions League müsste besser in die Saison integriert werden. Das würde zwangsläufig einen Beginn zu einem späteren Zeitpunkt zur Folge haben, dann, wenn in den nationalen Ligen der Spielbetrieb bereits läuft. Wer hohes Niveau will, der muss auch entsprechende Voraussetzungen dafür schaffen.

Nur leider dürfte es bei solchen Vorschlägen gleich wieder die üblichen Bedenkenträger geben, die einwenden, dass der Terminplan im Eishockey schon dicht genug ist. Diese Leute müssen sich dann allerdings auch die Frage nach dem Sinn der CHL gefallen lassen. Es geht nur ganz oder gar nicht. Denn will man hier wirklich einen zukunftsfähigen europäischen Wettbewerb entwickeln, muss die Champions League auch ihrem Namen gerecht werden und darf nicht zum Produkt zweiter Klasse verkommen. Doch ob daran wirklich Interesse besteht, darf bezweifelt werden. In der jetzigen Form jedenfalls hat die CHL kaum eine Chance. Allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz.

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