Finale in der DEL - RB München vs Wolfsburg: Fünf ehemalige Eisbären spielen mit
Die Finalserie München gegen Wolfsburg ist auch eine Serie mit vielen ehemaligen Eisbären. Gleich fünf Akteure, die in Berlin schon Meister wurden, sind beteiligt.
Einen so schönen Auftritt wie am vergangenen Sonntag hat Jimmy Sharrow in seiner Karriere eher selten erlebt. Eben noch in 3:5-Unterzahl mit den Kollegen gegen das an sich obligate Nürnberger Ausgleichtor gerackert, doch dann verspringt den Nürnbergern im Wolfsburger Drittel der Puck. Sharrow schaltet am schnellsten, schnappt sich die Scheibe, läuft allen davon. Wenig später erzielt der Verteidiger das 2:0 für seine Mannschaft. Am Ende ist es der Siegtreffer zum Finaleinzug um die deutsche Eishockeymeisterschaft. Denn die Wolfsburger siegen 2:1 bei den Nürnberg Ice Tigers und beenden die Best-of-seven-Serie mit 4:2-Siegen.
Später sagt Sharrow: „Das war einfach glücklich für mich.“ Verdientes Glück, denn insgesamt steuert die Saison für den 31 Jahre alten US-Amerikaner auf ein gutes Ende hin. Vier Siege fehlen ihm noch: Dann hätten die Niedersachsen die am Freitag (Beginn 19.30 Uhr, Liveübertragung auf Servus.TV) beginnenden Finalserie gegen RB München gewonnen. Für Jimmy Sharrow wäre es bereits der vierte Titelgewinn in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Dreimal wurde er schon mit den Eisbären Berlin Meister.
Von Titel Nummer vier schien Jimmy Sharrow zu Saisonbeginn nach seinem Wechsel zu den Grizzlys Wolfsburg doch sehr weit entfernt zu sein. An sich hatte er Berlin nach der Vorsaison nicht verlassen wollen, doch die Eisbären boten ihm nach vier Jahren keinen neuen Vertrag an. Wolfsburg war dann schon eine Option, allerdings lief es für Sharrow dort weniger gut. Beim ersten Saisonspiel gegen die Eisbären saß er sogar nur auf der Tribüne, ein bitterer Moment. Er sagte damals vor dem Spiel am 18. September schmallippig: "Ich bin nicht in der Aufstellung."
Die Eisbären boten Sharrow vor der Saison keinen neuen Vertrag an
Die Hauptrunde wurde statistisch gesehen für Sharrow in Wolfsburg nicht zum Kracher, auch wenn er in 45 von 52 Spielen schließlich zum Einsatz kam. Ganze zwei Tore gelangen ihm da, dazu eine Minus 7 in der Plus-Minus-Statistik. Eine schmale Bilanz für einen, der bei den Eisbären zumindest in drei von vier Jahren zu den Leistungsträgern gehört hatte.
In den Play-offs lief es nun aber viel besser bei Sharrow, da war er bei den Wolfsburgern einer ihrer Besten. Drei Tore und drei Vorlagen hat er in elf Spielen auf sein Konto gebracht, das sagt aber wenig über die Arbeit aus, die er auch in der Defensive, gerade in Unterzahl, verrichtet hat. Er ist eben so ein Spieler, der aufblüht, wenn es um etwas geht, bei den Eisbären war das nicht anders. Da war er beim Titel im Jahr 2012 die personifizierte Zuverlässigkeit in Sachen Konstanz, damals gelangen ihm in den Play-offs sogar fünf Tore.
Besser war in der teaminternen Wertung bei den Berlinern unter den Verteidigern seinerzeit nur Richie Regehr – Sharrow sieht den Kanadier ab Freitag in der Finalserie wieder, Regehr spielt im zweiten Jahr in München, in den Play-offs hat er allerdings bislang noch nicht gespielt - da aber nun Konrad Abeltshauser in der Finalserie verletzt ausfällt, wird der zuvor lange verletzte Regehr wohl wieder zum Einsatz kommen. Er wurde drei Mal mit den Eisbären Meister (2009, 2011 und 2012). Genauso häufig wie sein Münchner Teamkollege Mads Christensen, der Däne stürmte von 2010 bis 2014 für die Eisbären. In München war er diese Spielzeit bisher einer der besten Angreifer. Und der Trainer hieß bei den drei Titeln in Berlin von Christensen – Don Jackson. Der US-Amerikaner steht für die erfolgreichste Ära der Eisbären, wurde mit ihnen in sechs Jahren fünf Mal Meister. Seit seinem Abschied im Jahr 2013 wurde in Berlin keine Meisterschaft mehr gefeiert.
Für Jackson lief seit seinem Abschied aus Berlin zwar auch nicht alles so blendend – 2014 unterlag er im Finale der internationalen österreichischen Liga als Trainer von RB Salzburg dem HC Bozen. Aber sicher geht er mit seiner Mannschaft, die als teuerste in der DEL gilt, als Favorit in die Finalserie der DEL. Pavel Gross, Trainer der Grizzlys Wolfsburg, sagte vor ein paar Jahren mal über seinen – damals Berliner – Kollegen: „Das ist der beste Trainer der Liga.“
Wolfsburgs Trainer Gross stürmte einst für die Berlin Capitals
Auch Gross hat Berlin-Bezug, er stürmte als Spieler einst für die Berlin Capitals. In seinem Team steht mit Tyson Mulock neben Sharrow ein weiterer ehemaliger Eisbär. Der Angreifer wurde in sechs Jahren (von 2007 bis 2013) sogar fünf Mal Meister mit den Berlinern. Unvergessen ist bei den Eisbären sein Tor zum 5:5 im legendären vierten Finalspiel 2013 in Mannheim, als die Eisbären aus einem 2:5 im letzten Drittel noch ein 5:5 machten und schließlich 6:5 nach Verlängerung siegten (durch ein Tor von Tysons Bruder Travis Mulock) und in Spiel fünf in Berlin dann doch noch Meister wurden.
Wer diesmal Meister wird, wird es in jedem Fall zum ersten Mal in seiner Klubgeschichte. Wolfsburg, seit Jahren unter dem großen Taktiker Gross, in den Play-offs stark, stand 2011 schon einmal in der Endspielserie und unterlag dort den Eisbären und Don Jackson. Mit München ist das so eine Sache: Meister wurden Klubs aus der bayrischen Hauptstadt schon häufig, in der DEL zuletzt die München Barons (2001) und ein Jahr vor ihrer Gründung Hedos München, der Klub spielte dann zunächst 1994 in der ersten DEL-Saison als Maddogs München mit. Und erlebte nach einer Pleite das Ende der Hauptrunde nicht mehr.
Unter Sponsor und Eigner Red Bull erscheinen die Münchner nun stabiler als in der Vergangenheit, auch wenn natürlich niemand außerhalb des Unternehmens weiß, wie es um die Zukunft aussieht, sollte das avisierte Hallenbauprojekt in München nicht realisiert werden.
Die Traditionsklubs der Liga mit den großen Arenen und ihren vielen Fans schauen diesmal nur zu bei der Finalserie. Nicht unbedingt gut für die Darstellung der Liga, ein Finale Köln gegen Nürnberg hätte sicher mehr Menschen außerhalb der Eishockeyszene aufgeregt. Aber eines ist klar: Ein Titel würde beiden Klubs gut stehen. Den Wolfsburgern, dem Klub mit dem schwächsten Zuschauersprich der Liga und den Münchnern (Platz neun in der Zuschauergunst der Liga) und ihrem Eigner mit seinen ehrgeizigen Zielen.