Saisonstart in der Handball-Bundesliga: Füchse Berlin: Olympia verpflichtet
Mit vier Medaillengewinnern im Kader wachsen auch die Ansprüche der Füchse zur neuen Handballsaison. Heute starten die Berliner in Wetzlar.
Dauerhaft interessant für Fans und Geldgeber zu bleiben, ist in Berlin ein recht ambitioniertes Ziel. Selbst die großen Sportvereine der Stadt tun sich angesichts der Konkurrenzsituation schwer damit. Die Füchse Berlin etwa sind zuletzt eine ganze Saison lang ohne Hauptsponsor auf dem Trikot herumgelaufen, seit Mitte Mai ist das nun vorbei. Falls es jedoch in Zukunft erneut zu einer ähnlichen Situation kommen sollte, haben sie beim Handball-Bundesligisten neuerdings ein hübsches Foto, um potenzielle Geldgeber zu beeindrucken.
Entstanden ist es in Rio de Janeiro, dem letzten Tag der Olympischen Spiele. Zu sehen sind vier große Männer mit einer Bronzemedaille um den Hals, namentlich die deutschen Nationalspieler Paul Drux, Fabian Wiede, Silvio Heinevetter und Steffen Fäth sowie ein etwas kleinerer Mann ohne Medaille in ihrer Mitte, Bob Hanning, der Füchse-Manager und Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes. „Grüße von den Berliner Jungs“ steht unter dem Bild, das der Verein auch bei der offiziellen Teampräsentation am Mittwochabend am Potsdamer Platz stolz zeigte – in der digital aufgehübschten Variante. Die ursprünglich graue Wand im Hintergrund ist längst durch die Kulisse Rio de Janeiros ersetzt worden.
Vier Olympiamedaillengewinner haben die Füchse Berlin jetzt also im Kader, so viele wie kein anderer deutscher Klub. Der Gruß aus Rio ist auch ein Ausdruck der gestiegenen Erwartungshaltung vor dem Start in die Bundesliga-Spielzeit 2016/17 am Freitag bei der HSG Wetzlar (19.45 Uhr). „Hinter uns liegt eine schwierige Saison, und das lag nicht nur an der Mannschaft“, sagt Bob Hanning. „Wir hatten viele Verletzte, dazu einen neuen Trainer, das hat alles seine Zeit gebraucht. Jetzt ist unser Kader, glaube ich, deutlich breiter aufgestellt.“ Und das wiederum wird auch zwingend notwendig sein für die Umsetzung des perspektivischen Plans, in absehbarer Zeit wieder die Tabellenplätze anzugreifen, die zur Teilnahme an der Champions League berechtigen.
An Selbstbewusstsein mangelt es den Berlinern vor dem Saisonstart jedenfalls nicht. „Auf dem Papier ist es eines der besten Füchse-Teams seit Jahren“, sagt Rückraumspieler Fabian Wiede, „wir haben jetzt wirklich jede Position doppelt und gut besetzt.“ Bei Neuzugang Steffen Fäth, der am Freitag auf seine alten Wetzlarer Teamkollegen trifft, klingt das ähnlich. „Vor meinem Wechsel habe ich mir die Mannschaft angesehen und mir gesagt: Ich will Titel gewinnen“, berichtet der 26-Jährige, „deshalb bin ich nach Berlin gewechselt.“
Drei neue Gesichter
Fäth ist eines von offiziell drei neuen Gesichtern im Kader der Berliner. Neben dem deutschen Nationalspieler haben die Füchse noch Kresimir Kozina von der SG Flensburg-Handewitt verpflichtet. Der kroatische Nationalspieler, aufgewachsen im Großraum Dortmund, soll Kreisläufer Jesper Nielsen ersetzen. Der Schwede ging im Sommer zu Paris St. Germain. Dass der Abwehrspezialist eine große Lücke im Berliner Kader hinterlässt, steht außer Frage, ebenso wie Kozinas Glauben an die eigene Stärke. Der Kroate hat zunächst zwar nur einen Ein-Jahres-Vertrag bei den Füchsen unterschrieben, im Gespräch mit Manager Hanning soll er aber seine tiefe Überzeugung zum Ausdruck gebracht haben, dass die Berliner nach Ablauf besagter Frist gar keine andere Wahl haben würden, als mit ihm zu verlängern. „Kresimir brennt, genau das brauchen wir jetzt“, sagt Hanning. Darüber hinaus hat sich der ehemalige A-Junior Fynn Ole Fritz seinen ersten Profi-Vertrag verdient.
Neben den offiziellen Neuzugängen, und das wird den Anhang der Berliner freuen, gibt es noch zwei gefühlte im Berliner Lager, und die sind wirklich hochkarätig. Einer ist der Däne Hans Lindberg, der nach der Insolvenz des HSV Handball mitten in der letzten Saison nach Berlin gewechselt ist und sich direkt eine Verletzung zuzog, die eine längere Zwangspause zur Folge hatte. Der andere ist natürlich Paul Drux. Auch hinter dem begabtesten deutschen Handballer liegt eine schwere Verletzung, „jetzt hält die Schulter aber wieder, ich habe keine Probleme mehr“, sagt Drux. Das war auch bei den Spielen in Rio zu sehen, Drux spielte ein überragendes Turnier. „Paul ist in der Verfassung seines Lebens“, sagt Manager Hanning, „hoffen wir mal, dass das auch so bleibt.“