Handball: Füchse Berlin nach Ausfall zweier Profis unter Druck
Erst verletzt sich Paul Drux und dann auch Mattias Zachrisson: Die Füchse Berlin müssen schon vor Saisonbeginn zwei personelle Rückschläge verkraften.
Zuerst war da nur ein kleiner Schmerz. Handballer verspüren so etwas ja häufiger nach Spielen oder – im konkreten Fall – dem Training. „Es war eigentlich eine ganz normale Aktion, wie sie in jeder Einheit x-mal vorkommt, Torwurf halt“, sagt Paul Drux. Weniger normal war, dass sich der Schmerz in den Tagen darauf nicht legen wollte, im Gegenteil. „Es wurde immer schlimmer.“ Drux konsultierte also einen Arzt, und die MRT-Untersuchung bestätigte den bösen Verdacht, der sich zuvor aufgebaut hatte. Diagnose: Riss der Knorpellippe am rechten Schulterblatt. Eine schwere Verletzung, die den 20-Jährigen zu einer Pause von etwa sechs Monaten zwingen wird. Bereits am Dienstag ist der Nationalspieler der Füchse Berlin in Bonn bei Kurt Steuer, dem Teamarzt der Nationalmannschaft, operiert worden. Den Umständen entsprechend gehe es ihm gut, sagte Drux am Mittwochmorgen. Wenig später gab der Klub bekannt, dass sich Mattias Zachrisson die gleiche Schulterverletzung wie Drux zuzog und ebenfalls voraussichtlich ein halbes Jahr ausfallen werde.
Für den Berliner Verein waren die Nachrichten eine mittelschwere Katastrophe. Der neue Trainer Erlingur Richardsson hatte den Platz im linken Rückraum verbindlich für seinen Jung-Nationalspieler Drux reserviert, der sich in den letzten zwei Jahren so rasant entwickelt hat, wie von vielen Experten prognostiziert. Als Backup für Drux hatten die Füchse mit Kevin Struck und Fynn-Ole Fritz geplant, zwei 18-Jährigen also, die gerade ihren ersten Profivertrag unterschrieben haben. Selbst mit einem gesunden Paul Drux war das eine ziemlich mutige Konstellation auf der gemeinhin wichtigsten Position im Handball.
Bob Hanning muss nun personell nachrüsten
Ohne Drux und ohne den Schweden Zachrisson gibt es jetzt nur eine Option für die Füchse, sofern sie mit ihrem ohnehin neu formierten Team halbwegs erfolgreich durch das nächste Halbjahr kommen wollen: Sie müssen personell nachrüsten. Das könnte sich allerdings schwierig gestalten. „Der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig, weil alle Mannschaften ihre Personalplanungen lange abgeschlossen haben, so war es bei uns ja auch“, sagt Manager Bob Hanning. „Wir müssen jetzt zusehen, dass wir einen geeigneten Kandidaten finden“, ergänzt Hanning. Dabei dürfte sich sein Blick nicht nur auf den deutschen Markt richten, sondern auch und vor allem auf andere europäische Ligen.
Andererseits hat der Manager vergleichbare Situationen auch schon gelöst: Nach der schweren Verletzung von Spielmacher Bartlomiej Jaszka im Sommer 2014 etwa verpflichtete er kurzfristig Petar Nenadic, und der Serbe machte sich nach anfänglichen Problemen so gut, dass er einen Vertrag für zwei weitere Jahre erhielt. Kurz darauf, bei der Suche nach einem Ersatz für den verletzten Defensivchef Denis Spoljaric, hatten die Füchse ein weniger gutes Händchen: Dänemarks alte Abwehrkante Kasper Nielsen war zwar kein Totalausfall, profitierte aber, bei allem Respekt, mit 39 Jahren vor allem von seinem Namen. Die Fälle zeigen: Zum jetzigen Zeitpunkt der Saison gehört bei Personalentscheidungen auch immer ein bisschen Glück dazu, weil sie eben getroffen werden müssen.
Wie es in den nächsten Tagen für Paul Drux weitergeht, war am Mittwoch zunächst nicht in Erfahrung zu bringen. Auch Rechtsaußen Zachrisson wurde in Bonn operiert. „Das Schicksal will uns wirklich prüfen“, sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning in einer Mitteilung am Mittwoch.