Freiwasserschwimmerin Angela Maurer: „Frauen sind einfach härter als Männer“
Angela Maurer spricht im Interview über das Freiwasserschwimmen, die Olympischen Spiele in Rio und Unterschiede zwischen Männer und Frauen.
Angela Maurer, im Freiwasserschwimmen über zehn Kilometer kämpfen Sie am Dienstag in Kasan um ein Olympia-Ticket. Haben Sie beim Hauen und Stechen unter Wasser als 40-Jährige durch Ihre Erfahrung eigentlich einen Vorteil?
Das Ganze kostet immer viel Kraft – die mir am Schluss fehlen könnte. Deshalb versuche ich, mich da ein bisschen rauszuhalten. Ich lasse mir im Wasser zwar nichts gefallen, aber nur durch Prügeln wird man nicht Olympiasiegerin.
Die WM-Strecke in Kasan, wo in einem Fluss geschwommen wird, ist nicht gerade ihr Spezialfall.
Ich mag schon lieber das Meer. Aber ich muss es so nehmen, wie es kommt. Und in Rio wäre es dann ja wellig und im Meer. Das wäre schon besser für mich.
Worauf haben Sie im Training denn besonderen Wert gelegt?
Ich bin inzwischen in einem Alter, in dem ich nicht mehr so viel an meiner Geschwindigkeit arbeiten kann. Was ich versuche, ist, meine Geschwindigkeit zu halten und auch über einen längeren Zeitraum ein höheres Tempo schwimmen zu können. Das trainieren wir schon vermehrt.
Was hat der Rücktritt von Medaillengarant Thomas Lurz, ein Jahr vor Olympia, in Ihnen ausgelöst?
Für mich persönlich war es ein bisschen traurig. Thomas war seit Jahren immer am Jammern: „Ich höre auf, ich höre auf.“ Ich hätte aber nicht gedacht, dass er so kurzfristig das Handtuch wirft. Eigentlich war unser Deal immer, gemeinsam aufzuhören. Aber irgendwo kann ich seine Entscheidung auch akzeptieren. Er will sich beruflich weiterentwickeln, hat Kind und Familie. Ich glaube, dass Frauen mehr Stress aushalten können und auf längere Dauer belastbar sind. Frauen sind, wenn es drauf ankommt, einfach ein bisschen härter als Männer.
Sie selbst zeigen keine Ermüdungserscheinungen. Oder täuscht der Eindruck?
Natürlich habe ich auch Phasen, in denen ich müde bin. Aber Rio ist für mich noch mal eine Motivation. Klappt es jetzt in Kasan nicht, könnte es in eineinhalb Monaten, nach der Weltcup-Saison, aber auch ganz anders aussehen.
Wenn es klappt, wären Sie in Rio 41 Jahre alt. Liefen die Spiele dann für Sie unter dem Motto: Dabei sein ist zwar nicht alles, aber schon eine ganze Menge?
Wenn ich so viel trainiere, will ich auch immer den maximalen Erfolg. Mein Ziel wäre es, um eine Medaille zu kämpfen.