Schwimm-Weltcup in Berlin: Franziska Hentke will es jetzt auf der Kurzbahn wissen
Franziska Hentke gewann Silber bei der WM – jetzt tritt sie beim deutschen Schwimm-Weltcup an.
Es war ein rührender Auftritt, den Franziska Hentke nach dem größten Erfolg ihrer Karriere in der Budapester Schwimmarena hinlegte. Ihr weißes Frotteehandtuch hatte die neue WM-Zweite über 200 Meter Schmetterling anfangs noch um die Hüften geschlungen, nach den ersten Sätzen der Magdeburgerin musste das Textil aber einen anderen Zweck erfüllen. Denn da dachte die 28-Jährige wieder mal an Bernd Berkhahn, und die Stimme drohte ihr endgültig den Dienst zu versagen. „Ich bin überglücklich, deshalb möchte ich mich bei meinem Heimtrainer bedanken“, brachte sie gerade noch hervor. Dann musste das Handtuch her, und Hentke wischte sich erst mal die Tränen aus dem Gesicht.
Am Sonntag und Montag tritt Franziska Hentke beim Kurzbahn-Weltcup in Berlin im Europasportpark an, neun neue Weltmeister schwimmen dort. Erneute Bestzeiten sind nicht auszuschließen: Im schnellen Berliner Wasser wurden 14 der 38 aktuellen Weltcup-Rekorde auf der Kurzbahn aufgestellt. Vielleicht gibt es auch eine neue Bestzeit von Hentke? „Es ist schön, wieder nach Berlin zu kommen. Das Berliner Becken ist schnell, und ich hoffe auf viele Zuschauer in der Halle“, sagte sie.
Franziska Hentke, das war bis zu jenem Donnerstagabend in Budapest die Frau, die stets mit verheißungsvollen Qualifikationszeiten aufhorchen ließ – ehe ihr bei Top-Events regelmäßig die Nerven versagten. Auf der Langbahn reichte es für sie in der langen Karriere deshalb nur zu einem EM-Titel kurz vor den Spielen in Rio, ohne nennenswerte Konkurrenz. Das war in der letzten Juliwoche in Budapest ganz anders – und trotzdem flog die Schwimmerin mit dem praktischen Kurzhaarschnitt hinter der Spanierin Mireia Belmonte zu Silber.
Vorbei mit der Angst
„Es ist einfach so geil, dass sich die lange Arbeit endlich ausgezahlt hat“, sagt Hentke. Denn die vielen verpassten Medaillen hatten Spuren hinterlassen auf ihrer Sportlerinnenseele. „Wenn ich angeschlagen habe, traute ich mich ja schon gar nicht mehr, auf die Anzeigetafel zu schauen“, sagt die Schwimmerin aus Wolfen im Kreis Bitterfeld rückblickend. Nun aber hat sie diese tief sitzende Angst aus dem Pool geschleudert – womöglich bis zu den Spielen in Tokio 2020. Denn da will die Schmetterlingspezialistin ihr Potenzial auch unter den fünf großen Ringen unter Beweis stellen.
Mit ihrem Heimcoach, dessen Anwesenheit sie in der Vorbereitung auf Budapest und in den ersten WM-Tagen so vermisste, saß Hentke am Tag nach ihrem großen Triumph entspannt in einer ruhigen Ecke der Duna Arena und plauderte. Berkhahns Gegenwart ist so wichtig für den Erfolg seiner besten Schülerin, dass der Coach seinen Aufenthalt in Budapest aus eigener Tasche finanzierte. Die Investition machte sich bezahlt. Denn auch dank Berkhahns moralischer Unterstützung kann Hentke inzwischen erleichtert verkünden: „Endlich habe ich diese blöde Medaille.“
Ihr Glück bei der WM komplettierte die exzellente Zeit von 2:05,39 Minuten, mit der sie nur 13 Hundertstelsekunden unter ihrer persönlichen Bestmarke aus dem Jahr 2015 blieb. Chefbundestrainer Henning Lambertz nennt die beharrliche Konstanz seiner einzigen Medaillengewinnerin von Budapest als leuchtendes Beispiel für die übrigen DSV-Schwimmer. Franziska Hentke selbst sagt selig: „Jetzt freue ich mich einfach auf die nächsten Jahre.“
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