Affäre um WM 2006: Franz Beckenbauer soll 5,5 Millionen Euro erhalten haben
Franz Beckenbauer hat während seiner Zeit als Chef des WM-OK 5,5 Millionen durch einen Sponsorenvertrag mit dem DFB erhalten. Eigentlich sei der Job ehrenamtlich gewesen, hatte Beckenbauer stets betont. Versteuert wurde das Geld erst später.
Die Geschichte klang einfach wunderbar. Da fliegt einer, der sich auch ein ruhiges Leben im Kreis seiner Familie machen könnte, einmal um die ganze Welt, bezirzt allein mit seinem Charme Kaiser, Könige und andere Potentaten – und beschert seinem Land durch seinen nimmermüden Einsatz den Zuschlag für die Fußball-Weltmeisterschaft. Und das alles ehrenamtlich, versteht sich.
Heute weiß man, dass diese Geschichte zu schön klang, um wahr zu sein. Auch die Deutschen haben, wie längst bekannt ist, ordentlich gemauschelt, um den Zuschlag für die WM 2006 zu bekommen. Und Franz Beckenbauer, der Chef des Organisationskomitees (OK), hat keineswegs zum Nulltarif für die nationale Sache gewirkt.
Der „Spiegel“ berichtet, dass Beckenbauer für seine Tätigkeit 5,5 Millionen Euro erhalten habe. Es soll sich um Werbeleistungen für den nationalen WM-Sponsor Oddset gehandelt haben. Das hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) auf Nachfrage bestätigt. Beckenbauer hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht geäußert.
Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt derzeit gegen Beckenbauer
Versteuert wurde das Geld erst vier Jahre später nach einer Steuerprüfung des Finanzamts Frankfurt am Main beim DFB. Der Verband zahlte im Dezember 2010 1.160.500 Euro an Abzugssteuer. Im März 2011 habe Beckenbauer, so der DFB, das Geld erstattet.
Erste Hinweise auf den Deal finden sich in einem Report, den die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG 2008 im Auftrag des Weltverbandes Fifa erstellt hat. Gegenstand der Prüfung war der WM-Ausrichtervertrag mit dem DFB. In den Anlagen des Berichts findet sich auch der vom DFB 2004 mit dem staatlichen Sportwettenanbieter Oddset geschlossene Sponsorenvertrag.
Oddset war einer von sechs nationalen Förderern für die WM 2006. Insidern zufolge zahlte damals jeder nationale Förderer zwölf Millionen Euro in die Kasse des WM-OK. Im Falle Oddset gab es aber, laut KPMG-Bericht, noch einen so genannten Sideletter zugunsten Beckenbauers. Dieser sah vor, dass Beckenbauer von den dem WM-OK zugedachten Millionen einen erheblichen Teil abbekommen sollte. Das Unternehmen habe „Wert auf die aktive Einbindung“ Beckenbauers in die Werbung gelegt, erklärte der DFB.
Damit fällt ein weiterer Schatten auf das sogenannte Sommermärchen, nachdem im Herbst dubiose Zahlungen des OK bekannt geworden waren. Erst vor wenigen Tagen hat die Schweizer Bundesanwaltschaft deshalb ein Strafverfajren unter anderem gegen Beckenbauer eröffnet „wegen des Verdachts des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung, der Geldwäscherei sowie der Veruntreuung“. (Tsp)
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