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Wolfgang Niersbach wird ein Jahr von allen Ämtern gesperrt.
© dpa/Dedert
Update

Affäre um WM 2006: Fifa-Ethikkommission sperrt Wolfgang Niersbach

Die Ethikkommission sperrt Niersbach für ein Jahr von allen Ämtern. Er hatte über mögliche Unregelmäßigkeiten bei der WM-Vergabe nicht informiert.

Die rechtsprechenden Kammer der unabhängigen Ethik-Kommission unter dem Vorsitz von Alan Sullivan hat Wolfgang Niersbach, ehemaliger Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und Vizepräsident des Fifa WM 2006 Organisationskomitees, ein Jahr lang von allen fußballbezogenen Aktivitäten (Administration, Sport oder jede andere) auf nationaler und internationaler Ebene gesperrt. Die Sperre gilt ab sofort.

Die Untersuchung gegen Niersbach wurde von Cornel Borbély, Vorsitzender der Untersuchungskammer der Ethikkommission, durchgeführt. Das Gerichtsverfahren wurden am 20. Mai 2016 offiziell eröffnet. Die rechtsprechenden Kammer stellte am Montag fest, dass Niersbach seine Kenntnisse über mögliches Fehlverhalten bei der Vergabe der Fifa WM 2006 nicht meldete, obwohl er dies hätte tun müssen. Dies teilte die Fifa-Ethikkommission am Montagnachmittag mit.

Niersbach: "Dieser Entscheid trifft mich hart"

„Dieser Entscheid trifft mich hart“, teilte Niersbach mit. „Die nun verhängte Sanktion halte ich für unangemessen und überzogen. Ich lasse mich anwaltlich beraten, ob ich gegen diesen Entscheid Rechtsmittel einlegen werde.“ Er erklärte, bei einer mündlichen Verhandlung in Zürich einen Fehler eingeräumt zu haben. Er habe seinerzeit zu spät über kritische Zahlungsflüsse zwischen dem deutschen WM-Organisationskomitee und der FIFA im Vorfeld des Sommermärchens informiert, schrieb Niersbach. Die FIFA-Ethikkommission folgte Niersbachs Argumentation nicht. Die Sperre sei ausgesprochen worden, weil der 65-Jährige es versäumt habe, Erkenntnisse über mögliches Fehlverhalten bei der WM-Vergabe einschließlich möglicher Verstöße gegen den FIFA-Ethikcode „in einer angemessenen Weise“ zu melden.

Der vorliegende Fall hatte sich nicht mit möglichen Verletzungen in Bezug auf Bestechungshandlungen und Korruption im Hinblick auf die Vergabe der WM 2006 gerichtet, sondern behandelte nur, ob Niersbach Kenntnisse über mögliche Korruptionsfälle hatte und diese entgegen seiner Pflicht nicht meldete. Die Ethikkommission stellte schließlich fest, dass das Verhalten von Niersbach als ehemaliger Präsident des DFB und Vizepräsident der Fifa WM 2006 eine Verletzung von Artikel 18, der eine Anzeigepflicht enthält und Artikel 19 (Interessenkonflikte) des Ethik-Codes der Fifa darstellte. Die Kosten des Verfahrens hat Wolfgang Niersbach zu tragen.

(tsp/dpa)

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