Formel 1: Ferrari hofft - aber Mercedes bleibt vorn
Die Formel 1 schaut auf den Saisonstart in Melbourne. Die Testfahrten haben an der Hackordnung der Teams jedoch nur wenig ändern können.
Die Bilanz der Formel-1-Tests vor dem Saisonstart am 20. März in Melbourne zeigt wieder einmal: Zeiten sind nicht alles. Fünf von acht Tagesbestzeiten fuhr Ferrari, auch die absoluten Bestzeiten lieferte der italienische Rennstall. Der große Favorit heißt trotzdem wieder Mercedes. Konkurrent Williams kam aufgrund von Detailbeobachtungen und Berechnungen zu dem Ergebnis: Mercedes liegt etwa vier Zehntelsekunden pro Runde vor Ferrari.
Nur beim Titelverteidiger gibt man sich – aus politischen und taktischen Gründen verständlich – noch vorsichtig. Von erneuter Dominanz will man beim Weltmeister der vergangenen beiden Jahre nichts wissen. Teamchef Toto Wolff gibt zwar zu, dass die Vorbereitungsphase sehr gut gelaufen sei – schließlich konnten die Silbernen insgesamt gut 6000 Kilometer abspulen, Ferrari im Vergleich dazu nur knapp 4000. Aber er behauptet auch: „Ferrari ist näher gekommen.“
Ferrari schwankt zwischen Hoffnung und Realitätssinn. Ferrari-Chef Sergio Marchionne fordert, die beiden Rennwagen müssten „schon bei Saisonstart in Melbourne in der ersten Reihe stehen und siegfähig sein“. Sebastian Vettel kommentiert das eher sarkastisch: „Das hat er ja jetzt schon ein paarmal gesagt, wenigstens ist er konsistent.“
Aber natürlich bemüht sich Vettel, nach außen Zuversicht zu verbreiten. Die zweite Woche sei nach einem holprigen Beginn gut gelaufen, die letzten Tage habe man problemfrei fahren können. „Der erste Eindruck vom Auto war gut“, sagte der Deutsche. „Wir sind happy mit dem Schritt, den wir getan haben und damit, wo wir gerade stehen.“ Was das allerdings im Vergleich zur Silberkonkurrenz bedeutet, kann er noch nicht sagen. „Das Ziel war es, die Lücke zu Mercedes zu schließen. Wir haben schon im Vorjahr ein bisschen damit angefangen“, sagte der 28-Jährige. „Mit dem neuen Auto haben wir einen weiteren Schritt getan. Ob es gereicht hat, werden wir erst in Melbourne wissen.“
Williams und Red Bull kämpfen um die Plätze dahinter
Hinter den beiden Topteams werden mehrere Rennställe um die Plätze im vorderen Mittelfeld kämpfen. Nach eigener Berechnung sieht sich dort Williams zusammen mit Red Bull an der Spitze, etwa zwei Zehntelsekunden hinter Ferrari. Auch Toro Rosso und Force India dürften nicht weit weg und damit immer wieder Punktekandidaten sein. Toro Rosso profitiert davon, mit dem Ferrari-Motor von 2015 ein sehr ausgereiftes und zuverlässiges Triebwerk zu haben. Bei Force India ist der Mercedes-Motor die größte Trumpfkarte, ein paar Probleme scheint es für Nico Hülkenberg und seinen Teamkollegen Sergio Perez noch mit dem Reifenverschleiß zu geben.
Alle Teams im Rest des Feldes müssen auf Probleme bei den stärkeren Rennwagen hoffen, wenn sie in die Punkte fahren wollen. Mit ein bisschen Glück könnte das Schweizer Sauber-Team davon als erstes profitieren. Trotz der immer noch sehr angespannten Finanzlage und dem erst sehr spät fertig gewordenen Auto machte Sauber in der zweiten Barcelona-Testwoche einen recht guten Eindruck. Eher langsamer – und auch unzuverlässiger – scheint das Ende des hinteren Mittelfelds mit Renault zu sein, wo das Auto nach der späten Entscheidung des Managements zur Lotus-Übernahme in aller Eile fertiggestellt werden musste.
Auch Neuling Haas und Manor werden Probleme haben, mit den anderen Rennställen mitzuhalten. Manor, das absolute Hinterherfahrer-Team der vergangenen Jahre, hat aber mit dem Mercedes-Motor im Heck und dem Mercedes-Youngster Pascal Wehrlein am Steuer gegenüber dem Vorjahr große Fortschritte gemacht und Anschluss gefunden. Bei Manor macht man sich sogar Hoffnung, im Laufe der Saison vielleicht einmal ein paar Punkte zu holen.