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Dann hebt er ab. Timo Werner völlig losgelöst von der Erde.
© dpa

Timo Werner und seine Schwalbe: FC Schalke nach Niederlage bei RB Leipzig wütend

Für Schalke war die Schwalbe von Timo Werner die spielentscheidende Szene beim 1:2 in Leipzig. Der RB-Stürmer sorgt mit seinen Aussagen anschließend für Verwirrung - genau wie der Schiedsrichter.

Nach dem Sündenfall flüchtete sich Timo Werner in wirre Erklärungen. Seine Schwalbe sehe blöd aus, das tue ihm leid, „war aber nicht meine Intention“, sagte der Stürmer von RB Leipzig nach dem 2:1 gegen den FC Schalke 04. Dass er von Gäste-Keeper Ralf Fährmann gar nicht berührt wurde, habe er auch hörbar für Schiedsrichter Bastian Dankert gesagt - der prompt widersprach. „Es hat kein Gespräch zwischen mir und Timo Werner stattgefunden“, sagte der Rostocker und erhöhte die Verwirrung dadurch zusätzlich. Fährmann fand das alles „zum Kotzen“. Die Werner-Schwalbe überschattete das nächste Kapitel der immer erstaunlicheren Serie des Spitzenreiters der Fußball-Bundesliga.

Schon nach wenigen Sekunden war es am Samstagabend zu der laut S04-Kapitän Benedikt Höwedes „spielentscheidenden Szene“ gekommen. Werner sprintete aufs Schalker Tor zu, fühlte sich durch einen leichten Kontakt von Naldo „umgerissen“ und ließ sich kurz darauf ohne jegliche Berührung neben Fährmann fallen. Dankert fiel drauf rein, zeigte Fährmann Gelb und auf den Punkt - Werner zeigte ihm dafür den Daumen und verwandelt eiskalt selbst zur Führung (2. Minute). Richtig abstrus wurde es dann nach dem Abpfiff. „Werner sagt, dass ich ihn nicht foule, ehrlicher kann man nicht sein, da muss man ihm auch Respekt zollen, er ist ein super Sportsmann“, sagt Fährmann.

Stattdessen sei Dankert schuld, der „steht einen Meter daneben und hört das. Und dass er da nicht handelt, finde ich umso ärgerlicher.“ Der Referee selbst entschuldigte sich via TV-Sender Sky und ZDF zwar für seine Fehlentscheidung, habe von Werner aber auf dem Platz keinen Kommentar dazu gehört. „Vielleicht hätte man den Videobeweis gar nicht gebraucht, wenn man zum Elfmeter nicht angetreten wäre, weil es keiner war“, meinte Schalkes Sportvorstand Christian Heidel vorwurfsvoll in Richtung Werner.

Der Schiedsrichter hatte Timo Werner sogar gefragt. Es kam: Nichts.

Der 20-Jährige selbst versuchte sich zu wehren. Naldo habe ihm sein Foul bestätigt, was aber selbst in Zeitlupe auf den TV-Bildern nicht als Foul zu erkennen ist. Lange nach Abpfiff sagte er auch, dass es „kein direktes Gespräch“ mit dem Schiedsrichter gegeben habe. Er sei „kein Lügner, so ehrlich kann ich sein“, sagte der Schwabe. Stattdessen meinte Dankert: „Ich habe Werner vor dem Elfmeter gefragt: Was war denn? Aber da kam nichts und dann habe ich den Elfmeter ausführen lassen.“

Sicher ist, dass bei dem furiosen Aufsteiger eine Schalker Serie von zuvor zwölf Pflichtspielen ohne Niederlage endete. Weltmeister Höwedes sagte dazu, „dass wir nicht nur über diese Szene sprechen müssen, weil wir in der zweiten Halbzeit einfach zu passiv waren.“ Die Leipziger von Trainer Ralph Hasenhüttl wurden dagegen immer stärker und sind weiter mit drei Punkten Vorsprung Tabellenführer vor Rekordmeister Bayern München - was aber zumindest in den öffentlichen Diskussionen später völlig unterging.

Schalkes Coach Markus Weinzierl warf dem kompletten Schiedsrichter-Gespann vor, Dankert nicht über die Schwalbe informiert zu haben: „Da müssen sie ihm einfach helfen, wenn er solche Wahrnehmungsfehler hat.“ Auch Höwedes versuchte einzuwirken: „Wir haben alle darauf hingewiesen, dass Werner uns gesagt hat, dass keine Berührung da war und der Schiedsrichter bitte zum Werner hinlaufen soll. Das hat er nicht getan.“ Dankert beließ es bei der Gelben Karte für den aufgebrachten Fährmann.

Sead Kolasinac (31.) hatte zwar zwischenzeitlich ausgeglichen, sorgte per Eigentor (47.) aber auch für den Endstand. „Wir haben gegen eine sehr, sehr gute Mannschaft im Endeffekt verdient verloren“, sagte Heidel, der das Thema schon auf dem Rückflug abhaken wollte. Die Konzentration gelte jetzt dem nächsten Spiel in der Europa League bei RB Salzburg und dem kommenden Bundesliga-Spiel gegen Bayer Leverkusen. „Jetzt müssen wir sofort versuchen, eine neue Serie zu starten. Ich glaube nicht, dass dieses Spiel uns jetzt zurückwirft.“

Auch RB-Sportdirektor Ralf Rangnick versuchte später im ZDF-Sportstudio den sportlichen Wert in den Vordergrund zu rücken. Nach dem achten Sieg in Serie wurde er angesichts der RB-Zielstellung mutiger: „Wir haben bisher eine sorgenfreie Saison gespielt und ich lege mich fest, dass wir sie bis zum Ende haben werden.“ (dpa)

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