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Timo Werner (li, RB Leipzig) gegen Franck Ribery (re, FC Bayern München).
© imago/ULMER Pressebildagentur

Transferoffensive in der Winterpause?: FC Bayern will richtig viel Geld ausgeben

Hernandez, Werner: In München hörte man zuletzt klangvolle Namen. Der FC Bayern wird sich über den Winter wohl verstärken - und redet schon wieder vom Titel.

Nach dem Abpfiff erschienen die Spieler des FC Bayern trotz des 1:0-Erfolgs gegen RB Leipzig ganz klein auf dem Rasen der Münchner Arena. Um sie herum zuckten Laser zu Weihnachtsmusik, und ein paar Riesenfiguren kickten in glitzernden Silhouetten einen Riesenglitzerfußball herum. Es sah interessant aus, doch der eine oder andere dürfte sich bei dem Spektakel am Mittwochabend auch gefragt haben, wo künftig der Platz der Bayern sein wird in einer Fußballwelt, in der sogar Scheinriesen effektvoll glitzern.

Um nach einer für Bayern-Verhältnisse verkorksten Hinrunde im Reich der Großen bleiben zu können, streben die Münchner hochpreisige Transfers an. Der Name des 22 Jahre alten Lucas Hernandez geistert seit Mittwoch durch die Stadt, dazu brachte sich Timo Werner ins Gespräch.

Die Bayern wollten weder einen möglichen Wechsel des französischen Weltmeisters von Atletico Madrid noch den von Leipzigs Nationalstürmer dementieren, was bei ihnen schon viel heißt. Beide Personalien scheinen also durchaus denkbar zu sein für die Zukunft.

"Wir sind in einer Überlegungsphase", sagt Rummenigge

Klubchef Karl-Heinz Rummenigge spricht im Fall Hernandez von einer „Überlegungsphase“. Bestätigen könne man „erst, wenn etwas fix ist – das ist es noch nicht“. Man muss die Mechanismen der Branche nicht bereits seit vielen Jahren studiert haben, um zu erkennen, dass da zumindest schon Gespräche laufen.

Rummenigge referierte eine Weile über das freundschaftliche Verhältnis zu Atletico Madrid, Stil- und Etikettfragen, um dann aber auch ganz nüchtern auf eine Ausstiegsklausel zu verweisen, die „in dem Fall sicher ein Vorteil“ sei, weil auf diese Art kein Feilschen um Unsummen aufkomme.

Hernandez würde wohl zwischen 80 und 85 Millionen Euro kosten. Das ist, so befremdlich es vielen erscheint, heute keine Unsumme mehr. Ob der FC Bayern so viel Geld für einen Spieler in die Hand nehmen würde, wurde Hasan Salihamidzic gefragt. „Wenn ein guter Spieler da ist, der uns gefällt, werden wir einiges anstellen“, antwortete der Sportchef. „Hasan ist tatkräftig unterwegs, er ist on fire“, sagte Rummenigge. Im Winter sind Transfers inzwischen durchaus eine Möglichkeit, auch wenn das vor Kurzem noch kein Thema war.

Noch brisanter ist es im Fall Timo Werner, der in der Nachbetrachtung des Spiels wesentlich aggressiver war als in den 90 Minuten zuvor. Über die Winterpause wolle er sich klar werden, ob er in Leipzig bleibt, sagte er – und befeuerte die Spekulationen dann selbst gehörig, indem er sagte, dass es in Deutschland eigentlich „nur einen Verein gibt, zu dem man von RB Leipzig aus wechseln kann“. Höchstens Fußballromantikern schießt da Dortmund durch den Kopf, Tabellenführung und Herbstmeisterschaft hin oder her.

Rummenigge grinste süffisant, als er auf Werners Einschätzung der deutschen Fußballlandschaft angesprochen wurde. „Ich kann nicht dementieren, dass er Recht hat“, sagte er. Dazu passt es, dass Rummenigge auch schon wieder von der Meisterschaft redet. Wenn die Bayern ihr nächstes Spiel gewinnen und Dortmund am Freitag gegen Mönchengladbach verliert, wären die Münchner wieder auf drei Punkte herangerückt.

„Es ehrt uns, dass jeder Spieler zu Bayern will“, sagte Salihamidzic, ehe er sich verrannte, als er auf „lange Vertragslaufzeiten“ bei Werner verwies. Der Vertrag des 22-Jährigen läuft nämlich schon 2020 aus. Leipzig kann also bloß noch in diesem Sommer mit dem Stürmer Kasse machen.

Was passiert mit Mats Hummels?

Man muss kein großer Prophet sein, um zu wissen, dass Hernandez und Werner in der Winterpause das große Thema rund um Bayern München sein werden. Es bleibt die Frage, ob es klug ist, einen Linksverteidiger für so viel Geld zu holen, selbst wenn er auch als Innenverteidiger spielen kann. Auch bezweifeln einige, ob der auf Konter ausgerichtete Werner zu den Bayern passt.

Der Bedarf an schnellen Offensivkräften ist allerdings weiter akut; Serge Gnabry und Kingsley Coman sind erneut angeschlagen. Die Bayern hoffen, dass sie bis zum Duell am Samstag in Frankfurt fit werden.

Bei einer Personalie wurden die Münchner aber sehr deutlich. Mats Hummels werde im Winter nicht gehen, sagten Rummenigge und Salihamidzic. Man habe ein gutes Gespräch gehabt, seine Standpunkte ausgetauscht und sei „auf einen Nenner gekommen“. Der frühere Abwehrchef, der seit einiger Zeit nur noch im Stand-By-Modus ist, verließ die Arena wortlos. Er hat erlebt, wie schnell man im Reich der Scheinriesen schrumpfen kann.

Michael Nadler

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