Achtelfinale in der Champions League: FC Bayern wackelt gegen Arsenal nur zu Beginn
Nach einer kuriosen ersten Halbzeit mit einem Platzverweis und zwei verschossenen Elfmetern setzt Bayern München die Londoner in der zweiten Halbzeit kräftig unter Druck - schafft aber erst spät die Vorentscheidung.
Manuel Neuer zeigte einen grandiosen Reflex. Im Flug hatte er mit seiner rechten Hand den Ball abgewehrt, und noch bevor sein Körper auf dem Boden landete, ballte er die Hand zur Faust. Der Torhüter des FC Bayern München hatte gerade das Duell zweier gebürtiger Gelsenkirchener für sich entschieden. Sieben Minuten waren im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Arsenal vorüber, als Mesut Özil vom Elfmeterpunkt antrat und an Neuer scheiterte. Sein Versuch war allerdings auch nicht besonders platziert. Anders als kurz vor Ende der ersten Hälfte, als die Bayern ebenfalls einen Elfmeter zugesprochen bekamen. David Alaba wollte es zu genau machen – und traf den Pfosten. Es reichte aber auch so für die Münchner. Durch Tore von Toni Kroos und Thomas Müller entschieden sie das Duell gegen den Tabellenzweiten der Premier League mit 2:0 (0:0) für sich.
"Wir waren glücklich, weil der beste Torwart der Welt seine Qualitäten gezeigt hat", sagte Trainer Pep Guardiola.
Die Begegnung hatte rasant begonnen – und das lag vor allem an den Londonern. Anders als vor einem Jahr, als sie ihr Heimspiel, ebenfalls im Achtelfinale, 1:3 verloren hatten, zeigten sie diesmal keine Scheu. Unmittelbar vor dem Elfmeter, den Jerome Boateng gegen Özil verschuldet hatte, musste Neuer zum ersten Mal eingreifen. Einen Schuss von Champions-League-Debütant Yaya Sanogo parierte der Nationaltorhüter glänzend. Sanogo, 21 Jahre alter Franzose, hatte etwas überraschend den Vorzug vor seinem Landsmann Giroud erhalten. Bei den Bayern saßen Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger auf der Bank, Philipp Lahm spielte als Rechtsverteidiger.
Arsenal war anfangs dem 1:0 näher
Die Bayern stießen am Mittwochabend auf weit mehr Widerstand, als sie es zuletzt in der Bundesliga gewohnt waren. Mitte der ersten Halbzeit musste Neuer erneut eingreifen, als ein Rückpass von David Alaba einen Tick zu kurz geraten war. Um ein Haar hätte Alex Oxlade-Chamberlain den Ball erwischt.
Die Münchner taten sich schwer gegen die Londoner, die geschickt verteidigten. Das Team um Kapitän Per Mertesacker zog sich relativ weit zurück, verschob gut und lauerte auf Konter. Gute Gelegenheiten erspielte sich der Titelverteidiger aus München vor der Pause so gut wie keine. Mario Mandzukic, der einzige Stürmer der Bayern, hatte in der ersten Halbzeit ganze sechs Ballkontakte.
Nur einmal schafften es die Münchner vor der Pause, die Londoner Abwehr zu überspielen. Nach einem langen Pass von Toni Kroos nahm Arjen Robben den Ball kunstvoll aus der Luft an, doch bevor er ihn weiterverarbeiten konnte, rauschte Arsenals Torhüter Wojciech Szczesny heran und beförderte Robben mit einem Tritt gegen das Schienbein zu Boden. Es gab Elfmeter für die Bayern und die Rote Karte für Szczesny. "Mit dieser Entscheidung hat der Schiedsrichter das Spiel gekillt", klagte Arsenal-Coach Arsène Wenger.
In Überzahl waren die Bayern nach der Pause dominant
Den Elfmetervorteil konnten die Bayern nicht nutzen, die mehr als eine Halbzeit währende Überzahl hingegen schon. In der zweiten Hälfte traten die Münchner sehr viel fordernder auf. Die Gastgeber wurden regelrecht in der Defensive eingeschnürt. Die Bayern ließen den Ball rings um den Londoner Strafraum kreisen, immer auf der Suche nach der einen, der entscheidenden Lücke. Es war der starke Toni Kross, der sie gut zehn Minuten nach der Pause entdeckte. Nach einem kurzen Zuspiel von Kapitän Philipp Lahm schlenzte er den Ball von der Strafraumgrenze genau in den Winkel. Lukasz Fabianski, der den Platz seines Landsmanns Szczesny im Tor eingenommen hatte, streckte sich vergebens.
Das Bild änderte sich auch nach dem Führungstreffer der Münchner nicht. Der FC Arsenal behielt seine Abwehrhaltung bei – wohl auch, weil die Münchner nichts anderes zugelassen hätten. Die Gäste spielten weiter geduldig, kamen noch einige Male gefährlich vor das Tor der Engländer – mussten aber bis zur 88. Minute auf den zweiten Treffer warten. Dann erst vollendete der eingewechselte Müller mit einem Kopfball zum 2:0. (Tsp)