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Hatte von Anfang an einen schwierigen Stand bei den Bayern: Niko Kovac.
© AFP

Nach Pleite gegen Frankfurt: FC Bayern trennt sich von Trainer Niko Kovac

Das 1:5 in Frankfurt war zu viel: Der FC Bayern München trennt sich nun doch von Trainer Niko Kovac. Einer seiner Co-Trainer übernimmt vorerst die Mannschaft.

Es war ein Ende mit Ansage: Niko Kovac ist nicht länger Trainer beim FC Bayern. Darauf haben sich Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge, Hasan Salihamidžić mit Kovac an diesem Sonntag im gegenseitigen Einvernehmen verständigt, heißt es in einer offiziellen Mitteilung des Vereins. Zuerst hatte die Bild-Zeitung darüber berichtet. „Bis auf weiteres“ übernimmt Co-Trainer Hansi Flick die Verantwortung. Doch wer kommt danach?

„Die Leistungen unserer Mannschaft in den vergangenen Wochen und auch die Resultate haben uns gezeigt, dass Handlungsbedarf bestand“, erklärte Vorstandschef Rummenigge der Vereinsmitteilung zufolge. Präsident Hoeneß, Sportdirektor Salihamidžić und er hätten mit Kovac deshalb am Sonntag ein „offenes und seriöses Gespräch geführt“, das in die einvernehmliche Trennung mündete. „Wir alle bedauern diese Entwicklung“, ließ sich Rummenigge zitieren. „Ich möchte mich im Namen des FC Bayern bei Niko Kovac für seine Arbeit, besonders für den Gewinn des Doubles in der vergangenen Saison bedanken.“

Das nervt an den Bayern, dass die schon nervös werden, wenn die mal nicht Tabellenerster sind.

schreibt NutzerIn provinzler

Flick, von 2006 bis 2014 unter Joachim Löw Co-Trainer der Nationalmannschaft und mit ihr Fußball-Weltmeister geworden, steht gleich vor großen Aufgaben: Am Mittwoch empfängt der FC Bayern in der Champions League Olympiakos Piräus, am Samstag folgt dann der Bundesliga-Klassiker gegen Borussia Dortmund, ebenfalls im heimischen Stadion.

Bayern München hatte am Samstag die höchste Niederlage seit zehn Jahren kassiert. Beim Auswärtsspiel gegen Eintracht Frankfurt war Verteidiger Jerome Boateng früh des Feldes verwiesen worden. Anschließend spielten die Frankfurter mit mehreren überzeugenden Angriffen ein 5:1 gegen den Rekordmeister heraus, der überfordert wirkte.

Am Sonntagvormittag hatte Kovac noch - wie gewöhnlich - das Reservisten-Training geleitet. Was als öffentliche Einheit geplant war, fand kurzfristig abgeschottet vor vielen neugierigen Blicken statt. Wenig später berichteten Münchener Medien, der Trainer solle noch einmal eine Gnadenfrist bekommen. Die lief dann schneller ab als gedacht: Es war seine letzte Einheit als Coach beim FC Bayern.

Kovac: „Zum jetzigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung“

„Ich denke, dass dies zum jetzigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung für den Klub ist“, sagte Kovač dem Verein zufolge. „Die Ergebnisse und auch die Art und Weise, wie wir zuletzt gespielt haben, haben mich zu diesem Entschluss kommen lassen.“ Seine weiteren Ausführungen lassen darauf schließen, dass auch sein Bruder, bisher Co-Trainer, den Verein verlassen wird. „Mein Bruder Robert und ich danken dem FC Bayern für die zurückliegenden knapp anderthalb Jahre“, sagte Kovač.

Über sein Engagement beim FC Bayern sagte „In dieser Zeit hat unsere Mannschaft die Meisterschaft, den DFB-Pokal und den Supercup gewonnen haben. Es war eine gute Zeit. Ich wünsche dem Klub und der Mannschaft alles erdenklich Gute.“

Das Double änderte jedoch nichts daran, dass die Arbeit des gebürtigen Berliners beim Rekordmeister stets umstritten war. Vor knapp einem Jahr markierte die Champions League für Kovac den Wendepunkt. Nach dem 3:3 in der Bundesliga gegen Düsseldorf stand er vor dem Aus, ein furioses 5:1 am 27. November gegen Benfica Lissabon rettete seinen Job. „Ich bin nicht blauäugig. Ich habe im letzten Jahr nicht aufgegeben und werde auch jetzt nicht aufgeben“, hatte der Trainer in Frankfurt noch gesagt.

Uli Hoeneß will einen prächtigen Abschied als Präsident

Die mächtigen Bosse Rummenigge und Hoeneß hatten ihren schwer angeschlagenen Coach nach der einer Zäsur gleichenden Pleite am Samstag mit keinem Wort gestärkt. Nach dem sportlichen Zerfall wirkte Kovac beim deutschen Meister wie ein Einzelkämpfer. Drei knappe und hart erkämpfte Siege über Union Berlin, Piräus und den VfL Bochum, wo die Bayern am Dienstag erst kurz vor Schluss ein Pokal-Aus abwendeten, hatten ohne Glanz und Souveränität schon immer lautere Zweifel an ihm geweckt.

Das überdeutliche 1:5, nach dem sich die Bayern-Profis kollektiv in der eigenen Kurve entschuldigten, kam zum denkbar schlechten Zeitpunkt. Präsident Hoeneß will einen prächtigen Abschied, wenn er auf der Mitgliederversammlung des FC Bayern am 15. November nicht mehr als Präsident kandidieren will. Nun dürften die Trainer-Turbulenzen das lange geplante „Servus“ des Kovac-Befürworters aber überschatten.

Spekulationen zur Nachfolge: Rangnick, ten Hag – Mourinho?

Rummenigge galt nicht als Fan des ehemaligen kroatischen Nationaltrainers. Längst werden mögliche Nachfolger für Kovac gehandelt - wie das eigenwillige Leipziger Mastermind Ralf Rangnick, der bei Juventus Turin ausgeschiedene Dauermeister Massimiliano Allegri oder der frühere Bayern-Nachwuchscoach Erik ten Hag von Ajax Amsterdam.

Vor allem in Fankreisen fiel auch immer wieder der Name von José Mourinho, dem exzentrischen Portugiesen, der Ende 2018 von Manchester United entlassen wurde und seitdem ohne Job ist.

Kovac kritisierte die Spieler, aber nicht sich selbst

Zuletzt war es nicht nur die fehlende Konstanz, die dem Trainer vermehrt Kritik einbrachte. Mit dem überflüssigen „Not-am-Mann“-Kommentar zum häufig als Reservisten eingesetzten Thomas Müller machte sich Kovac keine Freunde. Nach schwachen Spielen nahm er stärker die Profis in die Kritik und sich selbst davon aus. Zudem irritierte er mit Aussagen über das Tempo des FC Liverpool und vermeintlich langsame Bayern-Spieler, während er zugleich die Frankfurter Fans als die besten der Liga lobte.

Auch dass Kovac seine Stärken als Trainer in den Punkten Kompaktheit und Defensivverhalten hat, war zuletzt überhaupt nicht mehr zu sehen. 16 Gegentore sprechen eine klare Sprache: Das sind mehr als bei Aufsteiger Union Berlin und so viele wie zu diesem Saisonzeitpunkt zuletzt unter Jürgen Klinsmann im Jahr 2008. (Tsp, dpa)

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