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Die Bayern kamen in der ersten Halbzeit aus dem Jubeln gar nicht mehr raus. Mit dem 5:0 war das Hinspielresultat schon mehr als wettgemacht.
© AFP
Update

Champions League: FC Bayern nach 6:1 gegen FC Porto im Halbfinale

Eine furiose erste Halbzeit des FC Bayern reicht, um das 1:3 aus dem Hinspiel beim FC Porto wettzumachen. Damit erreichen die Münchner doch noch das Halbfinale der Champions League.

Der FC Bayern München hat den vielen Sternstunden, die er in den vergangenen drei Jahren erlebt hatte, noch eine weitere hinzugefügt – in einem Augenblick, in dem ihm dies nicht mehr sehr viele Menschen zugetraut haben. Mit einer Energieleistung, aber auch spielerischem Glanz vor allem dank eines überragenden Thiago im Mittelfeld, besiegte der deutsche Rekordmeister am Dienstagabend den FC Porto 6:1 (5:0) und zog damit zum vierten Mal nacheinander ins Halbfinale der Champions League ein. Die Portugiesen waren anders als bei der Münchner 1:3-Niederlage im Hinspiel dieses Mal nur ein Sparringspartner.

"Wir haben in der ersten Halbzeit wirklich geil gespielt, es ist Wahnsinn wie viele Tore wir geschossen haben", sagte Doppeltorschütze Robert Lewandowski. "Es war wunderbar. Besser hätte es nicht laufen können. Dass wir so eine erste Halbzeit spielen, hätten wir auch nicht gedacht", sagte Thomas Müller und Philipp Lahm meinte: "Heute haben wir durch die Bank viel Herz gezeigt. Und die Tore sind auch zum richtigen Zeitpunkt gefallen. Wir wollen immer bis zum Ende überall dabei sein. Im Halbfinale ist es vollkommen wurscht, wer da kommt, einfach wird es sowieso nicht". Etwas kryptischer drückte sich Trainer Pep Guardiola aus: "Nach der Niederlage waren die Spieler meine Helden, jetzt ist es einfach, sie zu lieben."

Es ging in diesem Duell nicht nur um das Erreichen der nächsten Runde im wichtigsten Klubwettbewerb, in erster Linie natürlich. Aber es ging für den Klub und für Pep Guardiola noch um viel mehr. Grundsätzliches stand auf dem Spiel. Über den Verein war in der vergangenen Woche ein Sturm hinweggefegt, ausgelöst durch den Rücktritt des langjährigen Vereinsarztes Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Verantwortlich dafür gemacht wurden - zumindest indirekt - Guardiola und sein Streben nach Macht und Kontrolle sowie die Klubführung, die sich dem Trainer verschrieben hat ohne Rücksicht auf Vereinstreue, Identifikation und guten Stil. Am Dienstagabend sorgte die Mannschaft dafür, dass es in den nächsten Tagen wieder etwas ruhiger werden wird in München. Es wird nun wieder über die Leistung auf dem Platz nicht mehr Personalien am Rande geredet.

Bei einem Aus hätte es für Guardiola ungemütlich werden können

Nur einmal zuvor war der FC Bayern in der Champions League nach einem Zwei-Tore-Rückstand im Hinspiel noch in die nächste Runde eingezogen. Trotzdem hatten sich die Münchner vor der Partie optimistisch gezeigt, ein „fußballerischen Weltwunder“ wäre es nicht, hatte Thomas Müller erklärt. Nicht einmal ein kleines Wunder war es, dass die Münchner den FC Porto so deutlich bezwang, weil sie anders als im Hinspiel von Anfang an hellwach waren – physisch und mental.

Guardiola hatte nur eine Veränderung im Vergleich zur Partie sechs Tage zuvor in Portugal vorgenommen: Statt Dante, der sich auch in Hoffenheim einen Patzer erlaubt hatte, spielte Holger Badstuber in der Innenverteidigung. Zum ersten Mal seit Anfang April stand Bastian Schweinsteiger nach überstandener Virusinfektion wieder im Kader, allerdings blieb der Vizekapitän zunächst auf der Bank. Immerhin hätte Guardiola nun wieder eine Option gehabt, wenn das Spiel nicht gelaufen wäre, wie er es, wie es sich der FC Bayern vorstellte. Soweit ließen es die Münchner an diesem lauen Frühlingsabend aber nicht kommen. Früh schafften sie die Wende – und entblößten die dieses Mal so überhaupt nicht mutig auftretenden Portugiesen.

Alles was der FC Porto im Hinspiel richtig gemacht hatte, misslang am Dienstag. Statt wieder mit frühem Pressing die Münchner Abwehr unter Druck zu setzen, spielten sie abwartend. Aber das kann gegen eine Bayern-Mannschaft eben schnell schief gehen, selbst gegen eine personell dezimierte. Die Münchner ließen von den ersten Minuten an keine Zweifel aufkommen, wer in dieser Partie den Ton angibt. In der zehnten Minute hätte es bereits 1:0 stehen müssen, aber bei einem vorbildlichem Konter parierte Portos Torhüter Fabiano zunächst, den Abpraller setzte Robert Lewandowski dann an den Pfosten. Aber vier Minuten später war es soweit: Die Aufholjagd des FC Bayern begann, eingeleitet durch ein spanische Kombination. Juan Bernat flankte von der linken Seite präzise in die Mitte, dort lauerte Thiago und köpfte den Ball aus kurzer Distanz ins Netz (14.).

Schon zur Halbzeit stand es 5:0 für den FC Bayern

Dieser Treffer wirkte wie eine Befreiung, noch dominierter, noch zielstrebiger spielten die Bayern nun. Bei aller Fokussierung auf das gegnerische Tor blieben sie aber auch immer auf der Hut, wenn die Portugiesen dann doch einmal versuchten, einen schnellen Pass in die Tiefe zu spielen. Hinten mit Hirn und vorne mit Köpfen – denn auch die Treffer Nummer zwei und drei erzielte der FC Bayern per Kopfball. In der 22. Minute war es Jerome Boateng nach einer Ecke von Xabi Alonso. Dass der erste Weg des Verteidigers zu Reservist Dante am Spielfeldrand führte, ist auch ein Indiz für den guten Teamgeist. Fünf Minuten nach dem 2:0 köpfte Lewandowski zum 3:0 ein.

Aber damit war der Torhunger des FC Bayern in der ersten Halbzeit noch  nicht gestillt. Müller (36.) und noch einmal Lewandowski (40.) sorgten für das 5:0 zur Pause. In der zweiten Hälfte ließ der FC Bayern Gnade walten und begnügten sich damit, den Gegner in Schach zu halten statt ihn weiter vorzuführen. So etwas wie Spannung kam noch einmal auf, als Jackson Martínez in der 73. Minute noch einmal verkürzte und wenig später nur knapp verzog. Doch letztlich brachten die Münchner den klaren Sieg einigermaßen souverän nach Hause, zumal Xabi Alonso kurz vor Schluss noch per Freistoß das 6:1 erzielte.

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