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Für Philipp Lahm war es die achte und letzte deutsche Meisterschaft als Spieler.
© Peter Steffen/dpa

6:0 in Wolfsburg: FC Bayern feiert historische fünfte Meisterschaft in Folge

Bayern München gewinnt 6:0 in Wolfsburg und ist zum fünften Mal in Folge Deutscher Meister. "Das ist etwas Außergewöhnliches", sagt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Mitten zwischen den Spielern, die sich umarmten und freuten, standen zwei ältere Herren. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Cheftrainer Carlo Ancelotti nahmen sich nach dem 6:0 (3:0)-Erfolg in die Arme. Die Art und Weise, wie sie sich gegenseitig auf den Rücken klopften, hatte etwas Staatsmännisches. Aber ihre Freude über den nächsten Meistertitel des FC Bayern München sollte wohl auch eine Botschaft sein. Dass der Kalle dem Carlo demonstrativ gratuliert, bleibt mit einer wichtigen Aussage verbunden: Obwohl der Rekordmeister unter der Regie von Ancelotti eine mäßige Saison spielt und teilweise schon darüber spekuliert wurde, ob der Italiener der richtige Trainer für die Bayern ist, steht der Klub zu ihm. Rummenigge kündigte für den Abend eine schöne Party an. „Ich habe zehn Jahre bei Bayern gespielt und bin zweimal Meister geworden. Die Jungs haben das jetzt zum fünften Mal in Folge geschafft“, sagte Rummenigge dem TV-Sender Sky. „Das ist etwas Außergewöhnliches.“

Schon während der Partie hatte es diesen Moment gegeben, in dem es im Wolfsburger Stadion emotional zugegangen war: 71. Spielminute, ein kleiner Spieler mit großen Verdiensten trat ab und wurde ausgewechselt. Für Philipp Lahm gab es auf der Zielgeraden seiner Karriere Applaus von wirklich allen der 30.000 Zuschauer im Stadion. Als der Nationalspieler in dieser Partie seine Schuldigkeit getan hatte, war das Besondere an diesem Tag schon zu spüren. Für Lahm war es angesichts seines bevorstehenden Ruhestandes der letzte Titelgewinn. „Dass man immer so durchmarschiert wie wir, ist nicht selbstverständlich“, sagte Lahm.

Seine vorzeitige Auswechslung diente als Startpunkt für Feierlichkeiten, die einerseits erwartet und doch überraschend dahergekommen waren. Dank eines 0:0 von RB Leipzig am Nachmittag hatten die Bayern die Chance, schon im Auswärtsspiel beim VfL die historische fünfte Meisterschaft in Folge zu gewinnen – und sie nutzten sie. Die Freude über ein Schützenfest in der Ferne und das erreichte Minimalziel taugte zumindest dazu, den Frust der letzten zwei Wochen ein wenig zu überdecken.

Trotz der Meisterschaft ist Ancelotti nicht unumstritten

Für eine Mannschaft, die gerade erst in der Champions League gescheitert und danach auch noch im DFB-Pokal folgenschwer gestolpert ist, war den Münchnern an diesem 31. Spieltag der Fußball-Bundesliga eine gute Leistung gelungen. Mit sechs Gegentreffern waren die bemitleidenswerten Wolfsburger noch gut bedient. Sie bekamen ohne jede Gnade zu spüren, wie dominant der FC Bayern auf nationaler Ebene weiterhin ist. „Deutscher Meister wird nur der FCB“, hatte der mitgereiste Anhang schon Mitte der ersten Halbzeit gesungen. Nach dem Seitenwechsel ging das Scheibenschießen der Gäste auf eine Art weiter, die Spaß machte, aber auch Fragen aufwarf.

Denn Bayern-Trainer Ancelotti wird trotz des Titelgewinns mit Kritik konfrontiert. Warum ist diese Münchner Mannschaft im nationalen Ligageschäft so dominant, in den entscheidenden Momenten aber nicht präsent genug? Der Italiener steht unter Beobachtung. An diesem Samstagabend aber stand er erst einmal im Mittelpunkt von Feierlichkeiten, die trotz der vielen Trophäen in den Vitrinen der Bayern glückliche Spieler, Betreuer und Funktionäre zu bieten hatten.

Routinierte Feierlichkeiten. Bayerns Spieler freuen sich auf Münchner Art über den erneuten Meistertitel.
Routinierte Feierlichkeiten. Bayerns Spieler freuen sich auf Münchner Art über den erneuten Meistertitel.
© Peter Steffen/dpa

Als der achtfache Deutsche Meister Lahm das Feld vorzeitig verließ und sich schon einmal erkundigen konnte, wo denn der Karton mit den vorbereiteten Meister-Shirts stand, hatte er noch einen schönen Moment parat. Er grüßte Wolfsburgs Trainer Andries Jonker, den er seit der gemeinsamen Zeit in München zu schätzen weiß. Er nahm ihn in den Arm und spendete Trost für einen Verein, dem es gar nicht gut ergeht. Jonker und der VfL schaffen es nicht, sich vom Relegationsplatz zu entfernen. David Alaba (19. Minute), Robert Lewandowski (36./45.), Arjen Robben (66.), Thomas Müller (80.) und Joshua Kimmich (85.) trugen mit ihren Treffern dazu bei, dass das Wolfsburger Torverhältnis die Sorgen im Abstiegskampf noch vergrößert.

Aber dieser Erfolgsmaschine namens FC Bayern war das natürlich herzlich egal. Die Profis aus München waren damit beschäftigt, etwas zu bejubeln, das in den vergangenen Jahren zur Normalität geworden ist: Die Meisterschaft, die sie nun schon zum 27. Mal nach München holten. Die Party wird vermutlich nicht allzu lange dauern. Die Vorbereitungen auf die kommende Saison sind bereits im Gange. Damit es in einem Jahr wieder mehr zu feiern gibt als „nur“ die Meisterschaft.

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