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Kaum Nehmerqualitäten. Barcelonas Neymar (in grün, blau oder wie auch immer).
© Simon/AFP

Champions League: FC Barcelona: Der Kader ist zu dünn

Noch nie konnte eine Mannschaft in der Champions League ein 0:4 im Rückspiel wett machen und auch Barcelona wird es wohl nicht schaffen. Ein Kommentar

Den schnellsten Sprint zeigten die Spieler des FC Barcelona am Dienstagabend, als es schon zu spät war. Der Schiedsrichter hatte das Champions-League-Achtelfinale bei Paris St. Germain gerade abgepfiffen, da waren die Gäste schon nicht mehr zu sehen. Sie eilten auf kürzestem Wege in die Kabine, so als wollten sie sich vor dem gerade Geschehenen verstecken.

Nicht nur für sie war es völlig surreal, was sich in den 90 Minuten im Pariser Prinzenpark abgespielt hatte. Mit Dynamik, Entschlossenheit und Spielwitz nahm ein in allen Belangen überlegenes PSG den Spanischen Meister auseinander. Das Rückspiel in drei Wochen dürfte nur noch der Resultatsschönung dienen, am Pariser Einzug ins Viertelfinale bestehen kaum Zweifel. Noch nie konnte eine Mannschaft in der Champions League ein 0:4 im Rückspiel wett machen und mit großer Wahrscheinlichkeit wird es auch Barcelona nicht schaffen. Zu inkonstant spielt die Mannschaft diese Saison. Zu groß ist die Abhängigkeit von den drei Angreifern, Messi, Suarez und Neymar, genannt El Tridente, der Dreizack. Dem ist seit Monaten eine Spitze weggebrochen, Neymar spielt die schwächste Spielzeit, seit er in Europa ist. Barcelonas größtes Problem ist aber nicht die Formkrise des Brasilianers, schwerer wiegen innere Konflikte und die Dünne des Kaders.

Barcelona gab im Sommer viel Geld aus, um den Kader in der Breite zu verstärken

Sergio Busquets, einer der Wortführer im Team, kritisierte Trainer Luis Enrique nach dem Debakel heftig. Paris hätte einen viel besseren Plan gehabt und sei taktisch viel besser eingestellt gewesen, monierte Busquets. Von Spannungen zwischen dem Trainer und seinen Stars ist schon länger die Rede, nur ließen die Tore des Dreizacks dieses Spannungsfeld in der Vergangenheit nie zu stark werden. Ein weiteres Störfeld ist die ungeklärte Zukunft von Lionel Messi, dessen Vertrag 2018 ausläuft.

Der Argentinier kann sehr trotzig werden, wenn Dinge nicht nach seinem Gusto laufen. So uninspiriert lief er dann auch in Paris über den Platz. Barcelona gab im Sommer viel Geld aus, um den Kader in der Breite zu verstärken, aber der Klub findet außerhalb der eigenen Nachwuchsabteilung kaum Fußballer, die das Niveau der Stammkräfte haben. Dass André Gomes oder Samuel Umtiti die Mannschaft nicht verbessern, war in Paris offensichtlich. Als Barcelona vor sieben Jahren gegen Inter Mailand ebenfalls vor dem Aus stand, versprachen die Spieler vor dem Rückspiel, im übertragenen Sinne Haut und Haar zu lassen für ein Weiterkommen. Gegen Paris dürfte selbst das zu wenig sein.

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