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STEILPASS Ausland: Falkenmayer in die Sahara!

Dominik Bardow findet, die Bundesliga hat die Globalisierung verpasst.

Ich bin gerade aus Marokko zurück. Auch wenn es nur die Spitze des Afrikaberges ist, wird einem klar, was für ein Weltspiel Fußball ist: Sogar kurz vor der Sahara sind noch Bolzplatztore und -markierungen in den Sand gezogen. Die Alten tragen Beduinenkutten, die jungen Trikots und Trainingsanzüge. Die Frage, die einem jeder Marokkaner stellt – außer: Brauchen Sie einen Führer? Oder eine neue Handtasche? Oder haben Sie einfach so ein paar Dirham übrig? – lautet: FC Barcelona oder Real Madrid? Jeder hier ist Fan von einem der beiden Klubs. Wenn sie spielen, sind die Straßen leer. Klar, Spanien ist quasi Nachbarland und wenn die eigenen Spitzenklubs Maghreb Tétouan heißen, muss man sich was anderes suchen. Wer aber in Marokko kein gefälschtes Barça- oder Real-Trikot trägt, hat eines von Chelsea.

Das zeigt mir wieder mal, wie viel die Bundesliga jahrelang bei der Globalisierung des Fußballs verpasst hat. Das hat nicht unbedingt was mit Stars in der Liga zu tun, sondern vor allem damit, wie intelligent man die Fernsehrechte vermarktet. Unsere international wieder erfolgreichen Klubs nimmt weltweit kaum einer zur Kenntnis. Niemand fragt einen in Vietnam, Peru oder Australien: Hannover oder Wolfsburg? Das fragt ja vermutlich nicht mal jemand in Niedersachsen.

Dabei war das mal anders. Vor zehn Jahren habe ich in London mal einen Argentinier getroffen. Er fragte: „Welcher Verein?“ Ich sagte: „Kennst du nicht.“ „Sag doch.“ „Na gut, Eintracht Frankfurt.“ Er lief davon – und kam zurück, mit einem Eintracht-Stirnband. Anfang der 90er gab es viel Bundesliga im argentinischen Fernsehen zu sehen, weil die Senderechte noch billig waren. So wurde er Fan. Uli Stein, Uwe Bein, Andreas Möller, ratterte er aufgeregt herunter. Bei Gott, ich schwöre: Er kannte sogar Ralf Falkenmayer.

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