Zika-Virus in Brasilien: Experten fordern Olympia-Verschiebung, WHO weist Bedenken zurück
Vor allem im Olympia-Land Brasilien ist Zika verbreitet. Mehr als 150 Gesundexperten raten zu einer Verschiebung der Spiele. Doch die WHO beschwichtigt.
Als Reaktion auf die Zika-Epidemie haben mehr als 150 Gesundheitsexperten in einem offenen Brief die Verschiebung der Olympischen Spiele in Rio empfohlen – oder gleich einen ganz anderen Austragungsort. In einem am Freitag veröffentlichten Schreiben an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf warnen die Experten vor globalen Gesundheitsrisiken. Eine halbe Million Besucher der Spiele könnten in Rio de Janeiro angesteckt werden und die Krankheit mit in ihre Heimatländer bringen, hieß es darin.
Die WHO wies diese Bedenken zurück: Es bestehe keine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit, die die Vertagung oder Absage der Olympischen Spiele rechtfertige, teilte die Organisation mit. Auch würde eine solche Entscheidung „die internationale Ausbreitung des Zika-Virus nicht signifikant“ beeinflussen, schließlich sei Brasilien nur eines von fast 60 Ländern und Gebieten, aus denen Übertragungsfälle durch Moskitos der Gattung Aedes Aegypti gemeldet würden – und zwischen denen reger Reiseverkehr herrsche.
SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach weist die Forderung als „verfrüht“ zurück
Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach wies die Forderung der Gesundheitsexperten als „verfrüht“ zurück. Eine Verlegung oder Verschiebung der Spiele sei „zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht geboten“, sagte Lauterbach dem Tagesspiegel. So sei die Gefahr, sich in Rio mit dem Zika-Virus anzustecken, im August gering, da es dann weniger Mücken gebe.
Zu den Unterzeichnern des offenen Briefs gehören 151 Experten von Universitäten und Gesundheitszentren in 29 Ländern. Verfasst wurde der Brief von Amir Attaran von der Universität Ottawa, Arthur Caplan und Lee Igel von der Universität New York und Christopher Gaffney von der Universität Zürich. In einer Mitteilung vom Samstag gab die WHO konkrete Empfehlungen, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Sie rät Schwangeren generell davon ab, Rio de Janeiro oder andere Zika-Gebiete zu besuchen. Reisende sollen sich zudem mit Hilfe von Mückenschutzmittel und möglichst heller, langer Kleidung vor Moskitos zu schützen. Nachts sollte man Fenster und Türen geschlossen halten. Da das Virus auch durch Geschlechtsverkehr übertragen werden kann, sollten Reisende entweder ganz auf Sex verzichten oder Kondome benutzen. (mit dpa)