Nach dem 0:3 gegen Holland: Es wird eng für Joachim Löw
Die deutsche Nationalmannschaft wirkt komplett verunsichert. Das liegt auch an Bundestrainer Joachim Löw. Ein Kommentar.
Es sah ja teilweise gar nicht so schlecht aus, was die deutsche Fußballnationalmannschaft da am Sonnabend auf dem Amsterdamer Rasen fabrizierte. Manchmal ließ sie die Niederländer gar nicht zum Zug kommen, manchmal kombinierte sie fein und manchmal erarbeitete sie sich sogar Torchancen. Doch anders als der clevere Gegner haben die Deutschen daraus nichts gemacht. Beinahe kläglich scheiterten sie - wieder einmal.
Die Spieler und ihr Trainer müssen sich angesichts der vielen liegen gelassenen Chancen Kritik von außen gefallen lassen. Mit zwei Treffern in fünf Pflichtspielen können die Profis auch selbst nicht ernsthaft zufrieden sein. Dass sich Verteidiger Mats Hummels nach dem 0:3 gegen die Niederlande trotzdem behandelt fühlte wie ein "Vollamateur", ist vielleicht dem ersten Frust so kurz nach so einem Spiel zuzuschreiben. Die aufgebrachte Reaktion spricht jedoch für sich - und für fehlende Selbstkritik. Nicht zuletzt offenbart sie, dass eben nicht alles stimmen kann rund um die deutsche Mannschaft.
Allgemeine Verunsicherung
Aus der Souveränität des einstigen Weltmeisters ist eine komplette Verunsicherung eines bei der Weltmeisterschaft 2018 gescheiterten Teams geworden. Nach drei Spielen, die es seit dieser für die Nationalelf so katastrophalen WM gegeben hat, lässt sich festhalten, dass der versprochene Umbruch nicht stattgefunden hat. Die Funktionäre auf höchster Ebene sind dieselben, der Trainerstab ist fast derselbe und auch in der Mannschaft hat sich kaum etwas verändert - obwohl einige offensichtlich ihre besten Tage schon eine Weile hinter sich haben.
Sollte Joachim Löw am Dienstag gegen Frankreich wieder mit dem Team so hilflos verlieren, bleibt dem Deutschen Fußball-Bund im Prinzip nichts anderes übrig, als sich vom Bundestrainer zu trennen. Ein Schritt, der schon nach dem Turnier in Russland nötig gewesen wäre. Oder glaubte ernsthaft jemand daran, dass ein Trainer sich und seine Arbeitsweise nach zwölf Jahren im Amt komplett neu erfinden könnte? Das Argument, dass es keine Alternativen zu Löw gibt, darf dann keines mehr sein. Denn schlimmer als im Moment kann es kaum werden.