Zehn Jahre nach dem Hoyzer-Skandal: "Es ist wichtig, dass wir den Schiedsrichtern vertrauen"
Aus dem Fall Robert Hoyzer hat der Deutsche Fußball Bund (DFB) seine Konsequenzen gezogen. Bestechliche Schiedsrichter kann es trotzdem wieder geben.
Vor zehn Jahren erschütterte der Wett- und Manipulationsskandal um Schiedsrichter Robert Hoyzer den Profifußball. Auch wenn ein ähnlich prominenter Fall heute nahezu undenkbar erscheint, bleibt er für die früheren und heutigen Verantwortlichen doch ein mahnendes Beispiel. „Ich konnte mir damals so etwas nicht vorstellen, deshalb kann man nie nie sagen. Man muss immer wachsam und vorsichtig sein“, warnt der ehemalige Schiedsrichter-Boss Volker Roth.
Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) hat man Konsequenzen aus dem Fall gezogen, der internationale Wettmarkt ist jedoch weiter gewachsen. Und so mag niemand rigoros ausschließen, dass sich hierzulande Schiedsrichter bestechen lassen. „Es gibt inzwischen verschiedene Kontrollsysteme über Entwicklungen bei den Quoten auf dem Wettmarkt. Zudem unterliegen die Spiele und Entscheidungen durch die umfassende mediale Präsenz heute auch einer viel größeren öffentlichen Kontrolle, als das noch vor zehn Jahren der Fall gewesen ist“, erklärt DFB-Abteilungsleiter Lutz Michael Fröhlich in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Aber bei allen Schutzmechanismen und Kontrollsystemen, die gut funktionieren: Man kann schlussendlich nicht in die Köpfe der Menschen schauen.“
Zunächst hatte Robert Hoyzer alle Vorwürde abgestritten
Der frühere FIFA- und Bundesliga-Referee (200 Spiele) war damals Vertrauensmann der Spitzenreferees, als ihm seine jungen Kollegen Manuel Gräfe und Felix Zwayer berichteten, dass Robert Hoyzer Spiele manipuliere. „Natürlich war das zunächst ein Schock“, erinnert sich Fröhlich. „Andererseits hat die Tatsache, dass die Impulse zur Aufklärung aus dem Kreis der Unparteiischen selbst kamen, doch auch wieder das Vertrauen in das Schiedsrichtersystem gefestigt.“ Der Berliner Spielleiter Robert Hoyzer stritt die Vorwürfe bei einer Anhörung in der DFB-Zentrale zunächst ab, trat aber am 22. Januar 2005 als Schiedsrichter zurück um sich der DFB-Gerichtsbarkeit zu entziehen. Wenige Tage später gab er die Vorwürfe in eine schriftlichen Erklärung zu. In der ZDF-Talkshow „Johannes B. Kerner“ räumte er ein, aus „Geldgier“ gehandelt zu haben. Vier Spiele hatte er verpfiffen und dafür 67 000 Euro von den Hintermännern erhalten.
„Hoyzern“ im Sinne von betrügen wurde ein gängiger Begriff auf den Fußballplätzen.
In Erinnerung bleibt vor allem das DFB-Pokalspiel zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV am 21. August 2004, als Hoyzer mit zwei unberechtigten Elfmetern und einer Rote Karte für Emile Mpenza den Gastgebern einen 4:2-Sieg bescherte. „Ich hatte mir die Szenen angesehen, das war völlig unverständlich, was Robert Hoyzer da gepfiffen hat. Ich habe später zu ihm gesagt: Solche Strafstöße möchte ich nicht mehr sehen“, sagt Roth, damals Vorsitzender des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses. „Als dann alles rauskam - das war wirklich heftig. Da habe ich an Gott und der Welt gezweifelt. Das waren schwere Zeiten.“ „Hoyzern“ im Sinne von betrügen, das wurde ein gängiger Begriff auf den Fußballplätzen. Der Referee musste zeitweise in Untersuchungshaft, am 17. November 2005 sprach das Berliner Landgericht das Urteil, das später auch der Bundesgerichtshof in Leipzig bestätigte: Zwei Jahre und fünf Monate Haft ohne Bewährung wegen Beihilfe zum Betrug. Der mitangeklagte Ex-Schiedsrichter Dominik Marks erhielt ein Jahr und sechs Monate auf Bewährung. Ins Gefängnis musste wie Hoyzer auch der Drahtzieher Ante Sapina.
Robert Hoyzer ist heute beim Viertligisten Berliner AK tätig
Hoyzer arbeitet heute in einer Medien-Agentur und ist ehrenamtlich für den Viertligisten Berliner AK tätig. Der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger sagte der „Bild“-Zeitung, er könne sich heutzutage nicht vorstellen, „dass ein Schiedsrichter so etwas tut, der es so weit gebracht hat.“ Er sieht jedoch Gefahren im Amateurfußball: „In dem Bereich ist der Fußball anfällig gegen Betrügereien.“ Ex-Funktionär Roth betont: „Dass man Hoyzer zivilrechtlich vorurteilt hat, das war ein starkes Signal, um potenzielle Nachahmer abzuschrecken.“ Fröhlich verweist darauf, dass sich die Unparteiischen heute „explizit gegen Manipulation und für eine redliche und unbeeinflusste Leitung ihrer Spiele verpflichtet haben - eine Art Kodex“. Zudem müssten sie ein polizeiliches Führungszeugnis und Auskünfte über ihre wirtschaftlichen Verhältnisse vorlegen. Darüber seien auch die Rahmenbedingungen deutlich verbessert worden, die Aufarbeitung der Spiele beispielsweise und die Bezahlung.
Auf die Frage, ob er als hauptamtlicher Schiedsrichter-Chef beim DFB die Hand für seine Bundesliga-Referees, die ab Dienstag einen Lehrgang auf Mallorca absolvieren, ins Feuer legen würde, sagt Fröhlich: „Es ist wichtig, dass wir den Schiedsrichtern vertrauen! Und wir wissen, dass es neben den vielen richtigen Entscheidungen auch wenige Entscheidungen gibt, die nicht richtig sind. Diese werden aufgearbeitet, mit dem Ziel, dass das dann künftig besser läuft. (dpa)