Kolumne Meine Paralympics: Es heißt nicht Paraolympiade!
Paraolympics? Paraolympiade? Was denn nun? Unsere Autorin klärt über Missverständnisse bei der Namensgebung rund um die Paralympischen Spiele auf.
Ohne Arme und Beine Bahnen im Schwimmbad schwimmen, mit der Kelle im Mund Tischtennis spielen oder auf einem Monoski sitzend mit 130 Kilometer die Stunde die Pisten herunterrasen, das muss man erst einmal bringen. Sportlerinnen und Sportler mit Behinderungen können so etwas. „Beim Para-Sport sind Höchstleistungen und menschliche Botschaften vereint. Die Athletinnen und Athleten zeigen nicht nur Spitzensport, sondern sie sind auch Mutmacher für die Gesellschaft. Und sie sind Vorbilder für andere Menschen mit und ohne Behinderung“, sagt nicht nur Friedhelm Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS).
Es ärgert viele Menschen, dass zuletzt etwa bei der Vergabe der Spiele 2026 nach Italien zumeist nur von den Olympischen, aber nicht auch von den Paralympischen Spielen die Rede war. Dabei finden die doch bereits seit 1988, und vom Internationalen Olympischen Komitee bis 2032 vertraglich beschlossen, stets am gleichen Ort und nacheinander statt. Da Paralympioniken oft den Schalk im Nacken haben, reden sie bei Olympia gern von der Generalprobe für Paralympia.
Manch einem kommt die Bezeichnung für das drittgrößte Sportevent der Welt, also Paralympische Spiele, aber einfach noch nicht so leicht über die Lippen. Aus Unkenntnis meist, nicht aus bösem Willen. Da freuen sich manche auf die „Paraolympics“, oder gar auf die „Paraolympiade“. Dabei steht der Begriff Olympiade doch für den Zeitraum zwischen zwei Spielen.
„Call it Paralympics“, heißt daher eine aktuelle Kampagne, etwa in den sozialen Medien, die auch DBS-Kommunikationschef Kevin Müller sehr wichtig ist. Der Eigenname möge sich als Marke bitte weiter verfestigen, sagt er. „Para“ ergab sich einst von Paralyse, wurde dann wegen des griechischen „parallel nebenher“ verwendet, mit „Para-Sport“ hat sich ein Fachbegriff für Leistungssport von Menschen mit Behinderung etabliert. Und dann sind da die Paralympischen Spiele, die internationalen Paralympics.
Und nun fasse ich mir auch an die eigene Nase. Denn, okay, auch die Begrifflichkeit „Olympische Spiele der Menschen mit Behinderung“, die mir zur Darstellung der absoluten Gleichberechtigung auf parallelem Level gern aus der Feder fließt, ist nicht mehr ganz politisch korrekt. Jedes Event hat eben seine ganz eigene Berechtigung und Profilschärfe. Ich sage es mal so: Mögen meine Paralympics bald beginnen!
Annette Kögel ist Mitbegründerin der Paralympics Zeitung von Tagesspiegel und DGUV und schreibt hier immer jeden ersten Mittwoch im Monat.
Annette Kögel