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Später Jubel. Laurin Braun traf am Freitagabend in der Verlängerung zum Eisbären-Sieg in Köln. Es war nach 123 torlosen Minuten der erste Treffer der Berliner überhaupt in der Serie.
© Imago/Beautiful Sports

Eisbären gegen Kölner Haie: Es darf ruhig ein Tor mehr sein

Ein Tor hat gereicht, um auszugleichen: Die Eisbären wollen am Sonntag gegen die Defensivkünstler aus Köln in der Play-off-Serie 2:1 in Führung gehen.

Laurin Braun guckte kurz rüber und sagte sich: Augen zu und durch. Also keinen Pass zum freien Mitspieler, Braun entschied sich für einen strammen Schuss. Wenig später war das Siegtor für die Eisbären in der Kölnarena gefallen. Nach 63 torlosen Spielminuten, in der Verlängerung. Ausgleich in der „Best of Seven“-Viertelfinalserie um die deutsche Eishockeymeisterschaft und für Laurin Braun ein kleines, schönes Wunder. Denn nur wenige Minuten zuvor hatte es so ausgesehen, als sollte der Berliner Angreifer sogar noch zum Verlierer des Spiels werden. Braun saß nämlich auf der Strafbank und zitterte mit seiner Mannschaft, die fast das Kölner Tor kassierte. Er habe gedacht: Was jetzt, wenn das Spiel nun gleich vorbei ist? Verloren, mit Braun als dem Verlierer. „Dabei hätte eigentlich Julian die Strafe bekommen müssen, nicht ich.“ Doch Julian Talbot durfte spielen, Laurin Braun leiden und schließlich doch jubeln.

Vom Nebendarsteller zum Hauptdarsteller in drei Tagen. Am Dienstag hatte Laurin Braun beim ersten Spiel der Serie gegen die Kölner Haie noch die Bemühungen seiner Kollegen im Pauseninterview mit einem Fernsehsender kommentiert. Nach dem 0:3 gegen die Kölner im ersten Play-off-Spiel musste Eisbären-Trainer Uwe Krupp etwas ändern, und so kam der Angreifer, viel mehr Typ harter Arbeiter als Schönspieler, zu seiner Chance in Köln und nutzte sie. Damit ist diese Geschichte schon vorbei: In den Play-offs gibt es an jedem Spieltag neue Stars, Profis, die wie Braun ihren ganz großen Moment haben – die Serie zwischen den Berlinern und Kölnern ist geradezu dafür prädestiniert. Denn Tore fallen bisher kaum.

Der Umstand, dass die Eisbären am Sonntag bei Spiel drei gegen Köln in der Arena am Ostbahnhof Heimvorteil (Beginn 14.30 Uhr) haben, sollte sie nicht allzu optimistisch stimmen. Bisher haben die Heimteams noch keinen Treffer erzielt. Da geht es in den anderen drei Viertelfinalserien der DEL ganz anders zur Sache, zwischen München und Straubing gab es schon acht Tore (5:0 und 2:1), bei Iserlohn gegen Nürnberg zehn (4:0, 2:4), wie auch bei Wolfsburg gegen Düsseldorf (1:4, 3:2).

Attraktives Eishockey bot die Serie bisher eher wenig

Die defensiv eingestellten Mannschaften aus Berlin und Köln haben bisher nicht unbedingt das für die Zuschauer attraktivste Eishockey gespielt. Uwe Krupp war das am Freitagabend natürlich egal. Zum ersten Mal überhaupt hatte er in Köln gegen seinen Heimatklub und einstigen Arbeitgeber gewonnen: Nach 123 Spielminuten ohne Tor hatten seine Eisbären endlich getroffen. Und nach all der Aufregung hatte der Trainer der Eisbären nach dem Spiel sein weißes Hemd gegen ein rotes T-Shirt getauscht. Bei so einem engen Ding wie am Freitag schwitzen nicht nur die Spieler. Krupp war offensichtlich erleichtert, dass seine in Spiel eins noch zu betulich wirkende Mannschaft sich in die Serie gekämpft zu haben scheint. „Jetzt geht es erst richtig los“, glaubt Krupp.

Er habe mit Petri Vehanen und dem Kölner Gustaf Wesslau zwei sehr gute Torhüter gesehen, sagte Krupp. „Beide Mannschaften waren darauf bedacht, so wenig Chancen wie möglich zuzulassen.“ Das Duell Eisbären gegen Köln ist eben der Kampf der Abwehrarbeiter, nicht der Stürmer. Auch wenn die dann zum Hauptdarsteller des Spiels werden. So wie Laurin Braun am Freitag in Köln. An sich übrigens alles andere als ein Torjäger bei den Eisbären. Das 1:0 von Köln war erst Brauns drittes Saisontor – aber das passt ja in die Geschichte vom defensiven Eishockey.

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