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Feuer gegen die Formel 1. In Bahrain wurden aus Protest gegen das Rennen am Sonntag etliche Straßen blockiert.
© dpa

Grand Prix der Formel 1: Es brennt auf vielen Strecken in Bahrain

Vor dem Grand Prix in Bahrain überschatten Proteste das Rennen in der Formel 1. Bereits im Vorfeld des Rennens ist es zu 200 Verhaftungen gekommen.

Ganz so laut wie im vergangenen Jahr wird das Thema zumindest im inneren Kreis der Formel 1 nicht mehr diskutiert. Die Formel-1-Obersten hatten nach dem Großen Preis von Bahrain im letzten Jahr aller Demonstrationen, Verletzten und Verhaftungen zum Trotz erklärt, es sei alles in Ordnung gewesen. Und damit ist die Richtung ja vorgegeben: Wenn vergangenes Jahr alles in Ordnung war und sich seitdem nichts geändert hat, dann muss es ja auch diesmal in Ordnung sein. In der lokalen Presse funktioniert die Propaganda-Maschine reibungslos, da wird der Premierminister zum Helden stilisiert, der einer armen Frau, die in die Fänge von „Saboteuren und demonstrierenden Mob“ geraten sei, geholfen und seine Behörden und Gerichte angewiesen habe, dafür zu sorgen, dass sie und ihre Familie in Zukunft ein gutes Leben führen könne.

Ganz so plump geht man nicht überall zu Werke, aber die Tendenz, zum Beispiel auch Mitglieder des Formel-1-Zirkus zu instrumentalisieren, ist offensichtlich. Da finden sich endlose Zitate etwa von namentlich nicht genannten Mechanikern, die feststellen, dass sie nichts von Problemen mitbekämen. Warum das System mit großen Teilen des Formel-1-Zirkus leichtes Spiel hat, ist auch klar: Weil der Horizont nicht über das eigene Sicherheitsbedürfnis hinausragt. Und auch wenn zum Beispiel Ferrari für seine Mitarbeiter ein „Ausgangsverbot“ in der Stadt anordnete – Tatsache ist: Die guten Viertel der Stadt, die mit den internationalen Hotels, sind ruhig. Wenn es zu Auseinandersetzungen kommt, dann in den Vorstädten. Dort kommt keiner aus der Formel 1 hin, also ist alles sicher, wo ist das Problem?

Der entscheidende Punkt, an dem das eigentlich für niemanden mehr funktionieren dürfte, ist der, den internationale Menschenrechtsorganisation wie Amnesty International betonen. Dass es nämlich im Vorfeld des Rennens bereits zu 200 Verhaftungen gekommen sei – prophylaktisch, wohlgemerkt, um potenzielle Unruhestifter aus dem Verkehr zu ziehen und „einen ungestörten und sicheren Ablauf des Rennwochenendes zu gewährleisten“. Damit lässt sich die direkte Verbindung der Formel 1 mit hier begangenen Menschenrechtsverletzungen eigentlich nicht mehr leugnen. Das von Teamchefs und Fahrern immer wieder vorgebrachte Argument, man sei doch nur hier, um Sport zu betreiben, mit dem Rest habe man nichts zu tun, ist nicht mehr haltbar.

Konfrontiert man aber den ein oder anderen Fahrer, der sich wie Nico Hülkenberg oder Adrian Sutil hinter der Aussage verschanzt, über die Verhältnisse nichts zu wissen und sich auch nicht darüber informieren zu wollen, erntet man ein hilfloses Achselzucken. Vieles davon ist mit Sicherheit Angst, sich mit den eigenen Obrigkeiten anzulegen: Wenn einer der Fahrer ein Wort zu viel sagt, bekommt er unglaublichen Ärger, sagt ein Pressebetreuer schon mal hinter vorgehaltener Hand, sozusagen um Verständnis bittend, warum man sich an die von oben vorgegebenen Sprachregelungen halte.

Oben – das ist zum Jean Todt, Präsident des Weltverbandes Fia, der zwar in diesem Jahr selbst nicht nach Bahrain kommt, dafür aber angesichts der Fakten mit zynischen Statements um sich wirft: „Wir glauben stark daran, dass der Grand Prix eine heilende Wirkung auf Situationen hat, in denen Konflikte, soziale Unruhen und Spannungen Elend verursachen.“ Oder Bernie Ecclestone, der erst bis zum vergangenen Sonntag immer wieder von sich gab, er habe nichts von Problemen in Bahrain gehört. Um dann, nach weiteren Bombenexplosionen und Zusammenstößen, zu meinen, er wäre ja dazu bereit, sich mal mit Oppositionellen zu treffen.

An den effektiveren Schritt, den zum Beispiel Amnesty International von ihm fordert, nämlich den Machthabern in Bahrain einmal deutlich zu machen, das Rennen hier in Zukunft zu streichen, sollte sich nichts verändern, denkt Ecclestone nicht. Schließlich hat er ja in der Vergangenheit auch schon oft genug klar gemacht, dass ihm die Diktatur als Regierungsform näher steht als die Demokratie. Dass ihn dann die hiesigen Verhältnisse kaum stören, ist nicht verwunderlich.

Karin Sturm

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