Füchse Berlin verpflichten neuen Trainer: Erlingur Richardsson: Konzept statt Name
Die Füchse Berlin haben einen Nachfolger für den scheidenden Trainer Dagur Sigurdsson gefunden: Erlingur Richardsson wechselt von Westwien nach Berlin.
Der größte Unterschied erschließt sich auf den ersten Blick. Ganz konkret: bei der Frisur. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist das Haupthaar bei Erlingur Richardsson nicht mehr sonderlich ausgeprägt, der 42-Jährige trägt Glatze. Abgesehen davon sind die Parallelen allerdings erstaunlich zwischen dem Mann, der die Füchse Berlin seit nunmehr sechs Jahren trainiert, namentlich Dagur Sigurdsson, und dem Mann, der diese Aufgabe in Zukunft wahrnehmen wird: Erlingur Richardsson.
Am Montag hat der Klub die Verpflichtung des Trainers bekannt gegeben, ab der Spielzeit 2015/16 wird Richardsson nach aktuellem Plan drei Jahre die sportliche Verantwortung tragen beim Berliner Handball-Bundesligisten. Sein Landsmann Sigurdsson, im Moment sowohl Vereins- als auch Nationaltrainer, darf sich dann ausschließlich der Aufgabe beim Deutschen Handball-Bund (DHB) widmen. „Es ist wichtig, dass wir jetzt Klarheit in dieser Frage haben“, sagt Bob Hanning. „Ich glaube, dass wir mit Erlingur Richardsson den ein oder anderen Impuls setzen können, um auf der erfolgreichen Arbeit von Dagur Sigurdsson aufzubauen“, ergänzt der Manager der Füchse, der in den letzten Wochen um die 70 Kandidaten sondiert hat. „Mit Erlingur Richardsson verbinden uns die meisten Gemeinsamkeiten“, begründet Hanning die Entscheidung.
Im Moment trainiert der Isländer den österreichischen Erstligisten und Tabellenführer SG Westwien, bei dem der ehemalige Berliner Publikumsliebling Konrad Wilczynski als Manager arbeitet. Entsprechend entspannt, so berichtet Wilczynski, seien die Verhandlungen verlaufen. „Ich bin den Füchsen natürlich immer noch verbunden und habe deshalb Verständnis für die Entscheidung“, sagt Wilczynski. Vor seiner Station in Österreich hatte Richardsson bereits als Co-Trainer der isländischen Nationalmannschaft gearbeitet, zudem verantwortete er die U-20-Auswahl seines Heimatlandes.
Die Empfehlung für Richardsson kam von Ex-Füchse-Spieler Konrad Wilczynski
Co-Trainer? Chef beim Nachwuchs? Westwien? Mit dem 42-Jährigen haben die Berliner zwar keinen ganz großen Namen verpflichtet wie es etwa Ola Lindgren gewesen wäre. Der schwedische Nationaltrainer war zwischenzeitlich wohl auch in der Verlosung für den Cheftrainerposten in Berlin. Andererseits ist bekannt, dass sich Manager Hanning bei der Vergabe vakanter Stellen ohnehin nicht von Namen, sondern vielmehr von sportlichen Konzepten leiten lässt. Wer kannte schon Dagur Sigurdsson, als er 2009 vom österreichischen Erstligisten A1 Bregenz zu den Füchsen wechselte?
Richardssons Konzept hat bei den Entscheidungsträgern in Berlin offenbar nachhaltig Eindruck hinterlassen. „Wir haben bei ihm gespürt, dass er den Job unbedingt wollte“, berichtet Hanning. Es mag Zufall sein, dass die Parameter Nationalität und Alter bei Richardsson und Sigurdsson in etwa übereinstimmen. Garantiert kein Zufall ist der Umstand, „dass ich sehr gern mit jungen Spielern arbeite und ihnen bei der Weiterentwicklung helfe“, wie Richardsson sagt. Auf die Ausbildung des Nachwuchses legen sie bei den Füchsen seit jeher großen Wert. Und wo Sigurdsson aufgehört hat, so wünschen es sich jedenfalls die Verantwortlichen, da soll Richardsson jetzt bitteschön anknüpfen.
Einen Unterschied zu Sigurdsson gibt es dann aber doch, er betrifft die Amtsprache bei den Füchsen: Richardsson spricht im Moment kaum Deutsch. Die Verhandlungen, so berichtet Hanning, hätten auf Englisch stattgefunden. Bis zum Amtsantritt im Sommer 2015 bleibt Richardsson diesbezüglich aber noch etwas Zeit.
Christoph Dach