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Erlingur Richardsson wird die Füchse in der nächsten Saison trainieren.
© dpa

Neuer Füchse-Trainer in Berlin: Erlingur Richardsson: Gar kein richtiger Isländer

Der künftige Füchse-Trainer Erlingur Richardsson stellt sich bei seinem neuen Klub vor.

Ein paar Details sind bereits geklärt. Auf welche Schule die Kinder im Sommer gehen, in welchem Stadtteil die Wohnung liegt, welche Wege man kennen muss, solche Sachen halt. Wann er konkret nach Berlin zieht, kann Erlingur Richardsson dagegen noch nicht sagen. Sicher ist nur, „dass ich vor der ersten Trainingseinheit für die neue Saison da sein werde“, sagt der 42-Jährige und lacht.

Humor bringt der neue Trainer der Füchse Berlin schon mal mit, das hat er gemein mit dem Mann, der am Montag in der Geschäftsstelle des Handball-Bundesligisten am Gendarmenmarkt neben ihm sitzt. Zum ersten offiziellen Gespräch mit Richardsson nach dessen Vertragsunterschrift im Dezember ist auch sein isländischer Landsmann Dagur Sigurdsson erschienen, der aktuelle Füchse-Coach also. Das Treffen im Zentrum Berlins hat symbolischen Charakter, dessen sind sie sich im Verein bewusst: Links am großen Konferenztisch sitzt Sigurdsson, der im Sommer nach sechs erfolgreichen Jahren im Amt bei den Füchsen aufhören und nur noch als Bundestrainer arbeiten wird. Dann schlägt die Stunde von Erlingur Richardsson, rechts am Tisch. Es soll ein möglichst fließender Übergang werden. Deshalb haben sich Richardsson, Sigurdsson und Manager Bob Hanning am Sonntag und Montag ausführlich ausgetauscht: Wie geht es weiter bei den Füchsen? Welche Spieler findet Richardsson im Sommer vor? Wo liegen deren Stärken und Schwächen? Richardsson hat im Moment drei spielfreie Tage mit seinem aktuellen Klub Westwien, dem Tabellenführer der ersten österreichischen Liga. „Diese Zeit wollten wir nutzen“, sagt der neue Coach. Aller Voraussicht nach wird sich unter seiner Verantwortung gar nicht so viel ändern beim Handball-Bundesligisten, obgleich Richardsson vollmundig ankündigt, alles anders machen zu wollen als sein Vorgänger – noch so ein kleiner Scherz am Rande, ein ironischer Seitenhieb für seinen Kumpel Sigurdsson, mit dem er einst in der isländischen U-18-Nationalmannschaft zusammengespielt hat. Tatsächlich sind die Parallelen zwischen dem neuen und dem alten Trainer nicht zu leugnen: Staatsbürgerschaft, Geburtsjahr, die Philosophie, primär mit jungen und eigenen Spielern arbeiten zu wollen. Insofern ist es wenig überraschend, dass Sigurdssons Meinung bei der Suche nach seinem Nachfolger keine unerhebliche Rolle gespielt hat. „Wir sind grundsätzlich auf einer Wellenlänge", sagt Hanning, „deshalb waren wir uns nach wenigen Gesprächen auch relativ schnell einig.“ Sigurdsson und Richardsson bestätigen das. Einigkeit unter Landsleuten? Nun ja.

„Genau genommen ist er gar kein Isländer“, sagt Sigurdsson – eine Retourkutsche unter Freunden. Richardsson ist nämlich auf einer 4000 Einwohner zählenden Inselgruppe außerhalb der großen Vulkaninsel aufgewachsen, den Westmen Islands. Die tauchen in jedem Touristenführer für Island auf, weil es dort noch Haubentaucher in freier Wildbahn zu sehen gibt, ein seltenes Spektakel. „Sie haben auch ganz gute Sportler“, sagt Sigurdsson.

Richardsson nickt zustimmend. So viel Deutsch versteht er dann doch. Nur mit dem Sprechen ist das noch so eine Sache. „Im Moment gehe ich einmal die Woche zum Deutschunterricht“, sagt der 42-Jährige. Ein paar Details muss er sich ja auch noch übrig lassen. Folgen Sie der Tagesspiegel-Sportredaktion auf Twitter:

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