1. FC Union trifft auf Borussia Dortmund: Emotionaler Höhepunkt durch Benjamin Köhler
Der 1. FC Union Berlin feiert sein Fünfzigjähriges auch mit einem Testspiel gegen Borussia Dortmund. Erstmals seit überstandener Krebserkrankung läuft Benjamin Köhler auf.
Die Mauer muss hoch. Wenigstens in Form von Kunststoffbannern, mit aufgemalten Ziegelsteinen und dem übergroßen Schriftzug 1. FC Union Berlin drauf. Fünfzig Jahre Union Berlin, das musste gefeiert werden, mit einem Freundschaftsspiel gegen Borussia Dortmund. Die komplette Verhüllung der Tribünen war Teil einer stimmungsvollen Choreografie der Berliner Fans. Über 22 000 Besucher waren ins ausverkaufte Stadion an der Alten Försterei gekommen um ihre Mannschaft, ihren Verein und sich selbst hochleben zu lassen.
Dumm nur, das die Dortmunder nicht in Feierstimmung waren. Ihre prominentesten Vertreter blieben der Party in Berlin fern. Kein Spieler, der nicht mal 24 Stunden zuvor beim Bundesligaspiel in Mönchengladbach in der Startelf gestanden hatte, trat die Reise mit an. Namen wie Christian Pulisic, Felix Passlack oder Pascal Stenzel sagten der breiten Masse wenig bis nichts. Anders sah es da schon bei Roman Weidenfeller, Neven Subotic, Shinji Kagawa, Marcel Schmelzer oder Matthias Ginter aus.
Obwohl die Gäste eine Mischung aus namhaften Reservisten und Nachwuchsspielern aufs Feld schickten, waren sie die meiste Zeit aktiverer und spielbestimmend. Union fand sich früh in die Defensive gedrängt und das mit einer Startelf, die gut und gerne auch beim ersten Punktspiel am 5. Februar in Kaiserslautern beginnen könnte.
„Für uns war es ein schwieriges Vorbereitungsspiel, weil wir Dortmund taktisch anders erwartet haben“, sagte Trainer Lewandowski. „Dafür war es insgesamt ok.“
Entgegen des Spielverlaufs drückte Steven Skrzybski den Ball per Abstauber nach 20 Minuten zur Berliner Führung über die Linie, nachdem Weidenfeller einen Schuss von Damir Kreilach nur noch zur Seite abwehren konnte. Union spielte danach passabel, konnte den Vorsprung aber nicht mit in die Kabine nehmen. Pulisic überraschte Daniel Haas im Berliner Tor mit einem Schuss in die kurze Ecke zum 1:1. Machte nichts, die Party auf den Rängen ging trotzdem weiter. Wie es sich für eine Geburtstagsfeier gehört, wurden mit fortschreitender Zeit auch Kerzen angezündet. Die leuchteten schön rot, hatten mit traditionellen Kerzen aber wenig gemein. Böse Zungen würden wohl von Pyrotechnik sprechen oder illegalem Feuerwerk. Rauch stieg auf von der Waldseite und löste sich gerade noch rechtzeitig auf, dass die Berliner Fans das 1:2 durch Adrian Ramos mitbekamen. Wer hatte den Charlottenburger denn eingeladen? Ein Ex-Herthaner als Stimmungskiller, das durfte nun wirklich nicht sein und so sangen und zündelten die Unioner einfach weiter, bis Ramos auch noch zum 1:3 traf. Dem kurzen Moment der Stille begegnete Trainer Lewandowski mit der taktisch geschickten Einwechselung von Benjamin Köhler. Der lief nach seiner überstandenen Krebserkrankung zum ersten Mal wieder in der Alten Försterei auf den Rasen. Berliner und Dortmunder Fans vereinten sich stimmlich und feierten den Rückkehrer. Die Party hatte ihren emotionalen Höhepunkt.