Schmähplakate gegen Dietmar Hopp: Eklat um Gladbacher Fußball-Chaoten
Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp durch ein Plakat mit seinem Kopf im Fadenkreuz verunglimpft. Gladbachs Manager Eberl ist entsetzt.
Max Eberl schämte sich für „50 Hornochsen“, doch sein Verein setzte am Samstag auch ein bemerkenswertes Signal für Zivilcourage und gegen Hass in Fußball-Stadien. „Dieses Zeichen vieler Menschen gegen die geistige Umnachtung weniger Idioten ist größer als der gesäte Hass“, lobte Alexander Rosen, der Direktor Profi-Fußball von Mönchengladbachs Gegner TSG Hoffenheim, nach einem 1:1, das kurz vor dem Abbruch stand und nach dem nur am Rande über Fußball gesprochen wurde.
Als in der Gladbacher Nordkurve der Kopf von Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp auf einem Plakat in einem Fadenkreuz hochgehalten wurde, positionierten sich Fans, Spieler und Funktionäre umgehend. In der Kurve waren „Ultras raus“-Gesänge und laute Pfiffe zu hören. Manager Eberl und Kapitän Lars Stindl gingen zur Beschwichtigung in die Kurve, Schiedsrichter Felix Brych unterbrach die Partie bis zum Abhängen des Plakats. „Ich habe gesagt, dass ich erst weiterspiele, wenn das Plakat nicht mehr zu sehen ist“, bestätigte Brych.
Gleiches galt für die Hoffenheimer, für deren Torhüter Oliver Baumann das Plakat „schon unter Morddrohung“ zu führen ist. „Ich habe gesagt: Wenn das Plakat nicht verschwindet, gehen wir heim“, sagte Trainer Alfred Schreuder: „Dann können sie die drei Punkte haben.“ Seine Spieler wären dieser Anweisung wohl gefolgt. „Wenn das Plakat nicht runtergegangen wäre, hätten wir aufgehört zu spielen“, sagte Abwehrspieler Benjamin Hübner: „Da muss man dann ein Zeichen setzen.“
Das setzten im Endeffekt die Gladbacher Fans. Auch, wenn es unterschiedliche Deutungen gab. Laut der Fanhilfe Mönchengladbach habe es die Pfiffe bei den Durchsagen von Stadionsprecher Torsten Knippertz gegeben, weil dieser seine Mahnung mit dem Verweis auf eine Gedenkminute vor dem Spiel einleitete. Knippertz habe die Aktion „völlig falsch in einen Kontext mit Hanau“ gesetzt, twitterte die Fanhilfe: „Das hat die Kurve falsch verstanden und deshalb gepfiffen.“ Alles sei ein „Missverständnis“.
"Dafür schäme ich mich"
Doch den Verweis auf die Schweigeminute für die Opfer der mutmaßlich rassistischen Anschläge von Hanau wählten wegen der Klammer Respekt und Toleranz einige Beteiligte. „Vor dem Spiel machen wir eine Schweigeminute, und dann sehen wir solche Sachen“, sagte Schreuder. Eberl erklärte: „Wir haben vor dem Spiel ein klares Statement gesetzt. Wir sind gegen Rassismus und Ausgrenzung. Und dann müssen 50 Hornochsen so ein Plakat hochhalten. Dafür schäme ich mich.“
Doch am Ende stand auch das positive Zeichen. „Großes Kompliment an Max und die Zuschauer“, sagte Schreuder. „Max und Lars Stindl haben Zeichen gesetzt“, sagte Rosen: „Und mussten sich vor der Kurve noch beschimpfen lassen.“ Da stand der Gladbacher Manager aber drüber. „Was ich da gesagt habe, ist auch nicht jugendfrei“, sagte Eberl: „Aber was soll ich mit diesen Menschen machen?“
Letztlich lobte Eberl, „dass 99 Prozent der Zuschauer gezeigt haben, dass sie damit nichts zu tun haben wollen“. Und bat gleich um Mithilfe bei der Identifizierung der Täter. „Sie sind feige, verstecken sich unter der Fahne, ziehen Masken an und verschwinden in der Masse“, sagte er: „Natürlich hoffen wir, das wir diese Menschen finden und ausschließen. Und wenn nicht wir sie finden, dann vielleicht andere in der Fankurve. Und dann, bei aller Ehre, die es in der Fanszene gibt, sagen: Der war es! Wir haben in Münster gesehen, dass so etwas möglich ist.“ Dort hatten bei einem Drittliga-Spiel Fans einen anderen Anhänger, der Affenlaute gerufen hatte, den Ordnungskräften gemeldet.
Sportlich war durch das 1:1 von Bundesliga-Debütant Lucas Ribeiro (90.+2) nach dem Tor von Matthias Ginter (11.) Gladbachs imposante Heimserie nach acht Siegen gerissen. Doch darüber sprach am Samstagabend kaum jemand. (dpa)
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