zum Hauptinhalt
Erbost. Serena Williams kann nicht fassen, dass sie vom Schiedsrichter bestraft wird.
© dpa

Tennis, US Open: Eklat im Finale: Williams wirft Schiedsrichter Sexismus vor

Der große Triumph von Naomi Osaka geht wegen des Skandals fast unter. Dem Schiedsrichter verweigert Serena Williams am Ende den Handschlag.

In einem denkwürdigen US-Open-Endspiel hat Naomi Osaka für den ersten japanischen Grand-Slam-Titel der Tennis-Geschichte gesorgt und Serena Williams für einen Eklat. Beim 6:2, 6:4-Sieg der 20-jährigen Osaka am Samstag in New York verlor Williams kampflos das Spiel zum 3:5 im zweiten Satz, nachdem sie den Schiedsrichter Carlos Ramos als Dieb bezeichnet hatte.

Der Portugiese verwarnte die 36-Jährige zunächst wegen angeblichen Coachings von der Tribüne. Schon danach verlangte Williams eine Entschuldigung, obwohl Fernsehbilder zeigten, wie ihr französischer Trainer Patrick Mouratoglou Handzeichen gab. „Wir haben keine Signale“, behauptete sie auf ihrer Pressekonferenz.

Nach ihrem Aufschlagverlust zum 3:2 im zweiten Satz zertrümmerte sie ihren Schläger und wurde wegen der zweiten Verwarnung mit einem Punktabzug bestraft. Als Williams sich beim nächsten Seitenwechsel immer noch nicht beruhigen konnte und Ramos letztendlich als Dieb titulierte, bestrafte er sie mit dem Spielabzug. Nach der Partie gab die langjährige Nummer eins ihm nicht die Hand. Später warf sie Ramos vor, er hätte nie einen Mann mit einem Spielabzug bestraft.

Williams nennt Schiedsrichter "einen Dieb"

Auf ihrer Pressekonferenz blieb sie dabei. „Ich könnte hier nicht sitzen und nicht sagen, dass er ein Dieb ist, denn ich denke, er hat mir ein Spiel weggenommen“, sagte Williams. Sie empfand die regelkonforme Bestrafung sogar als sexistisch. „Er hat noch nie einem Mann ein Spiel weggenommen, weil er „Dieb“ gesagt hat.“

Sie werde weiterhin für Frauenrechte und Gleichberechtigung kämpfen, fügte Williams hinzu und erhielt Lob vom US-Tennis-Verband, weil sie bei der Siegerehrung die Zuschauer aufgefordert hatte, nicht mehr zu buhen und Osaka den Moment ihres bislang größten Erfolges genießen zu lassen. „Was Serena auf dem Podium getan hat, war von großer Klasse und Sportlichkeit“, erklärte Verbandspräsidentin Katrina Adams in einer Mitteilung und lobte Williams trotz des für sie frustrierenden Ausgangs des Matches als echten Champion.

Verdient. Naomi Osaka gewinnt ihren ersten Grand-Slam-Titel.
Verdient. Naomi Osaka gewinnt ihren ersten Grand-Slam-Titel.
© AFP

Ihr französischer Trainer Patrick Mouratoglou räumte beim US-Sender ESPN zwar ein, er habe versucht, seinem Schützling Zeichen zu geben. Serena Williams habe sie aber nicht gesehen. Außerdem werde praktisch jeder Spieler während des Matches gecoacht. „Der Star der Show war wieder einmal der Schiedsrichter“, schrieb er bei Twitter. Osaka erklärte, sie habe von den Kontroversen kaum etwas mitbekommen. Sie habe sich weggedreht, meinte die 20-Jährige, die für den ersten Grand-Slam-Titel in Japans Tennis-Geschichte gesorgt hatte. „Ich weiß, dass sie wirklich den 24. Grand-Slam-Titel wollte, richtig?“, sagte Osaka nach dem Erfolg über ihr Idol.

Williams verpasste durch die Niederlage in der 1:19 Stunden langen und oft hochklassigen Partie ihren siebten Erfolg bei den US Open und wie schon zuletzt beim verlorenen Wimbledonfinale gegen Angelique Kerber ihren insgesamt 24. Grand-Slam-Titel. Damit hat die Amerikanerin bei den vier größten Turnieren weiterhin einen Erfolg weniger als Rekordhalterin Margaret Court aus Australien.

Vor den fast 24 000 Fans im Arthur-Ashe-Stadium, dessen Dach wegen Regens geschlossen war, verlief die Partie zunächst ähnlich einseitig wie das erste Duell vor knapp einem halben Jahr in Indian Wells, wo Osaka ihren bislang einzigen Turniersieg feierte. Dort war Williams nach ihrer Schwangerschaft noch nicht wieder in alter Form.

Sogar der Oberschiedsrichter muss schlichten

Nach dem klar verlorenen ersten Satz gelang ihr mit dem nun erwachten Kampfgeist in der sehenswerten, schnellen Partie im zweiten Satz endlich das erste Break zum 3:1. Doch prompt verlor Williams ihren eigenen Aufschlag und zertrümmerte ihren Schläger. Als Ramos sie daraufhin erneut verwarnte, brüllte sie ihn an. „Ich betrüge nicht, lieber verliere ich. Sie schulden mir eine Entschuldigung.“ Nach dem nächsten Ausfall verhängte er die nächste Strafe. „Sie haben mir einen Punkt gestohlen“, schimpfte sie und weinte.

Nach der dritten Verwarnung kam sogar Oberschiedsrichter Brian Earley auf den Platz, es gab Buhrufe. Williams verkürzte auf 4:5, wenig später machte die Weltranglisten-19. Osaka ihren Triumph perfekt, der in dem Tohuwabohu um Serena Williams fast ein wenig unterging.

Am Sonntag kommt es ab 22 Uhr zum Endspiel der Männer zwischen Juan Martin del Potro, der Rafael Nadal im Halbfinale bezwang, und Novak Djokovic. (dpa)

Zur Startseite