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Rund 3000 Fans hatten ihre Pläne wahrgemacht, und die Tribüne aus Protest gegen die hohen Ticketpreise verlassen. Die Eisbären hat es kaum gestört.
© dpa

6:5 gegen die Hamburg Freezers: Eisbären siegen vor leerer Fankurve

Die Eisbären gewannen am Mittwochabend in einem kuriosen ersten Play-off-Spiel 6:5 in der Verlängerung gegen die Hamburg Freezers. Der harte Fankern bekam davon nichts mit - sie hatten ihre Pläne wahr gemacht und die Stehplatztribüne aus Protest über die Ticketpreise verlassen.

Dass es in der Arena am Ostbahnhof ein bizarrer Eishockeyabend werden würde, wurde schon vor Spielbeginn klar. Stadionsprecher Uwe Schumann spulte sein Moderations-Programm zwar in bekannter Manier herunter, doch die Nebengeräusche waren ungewohnt.  Als Schumann die „Play-off-time“ in Berlin ausrief, wurde das nieder gepfiffen, ebenso wie die wenig später eingespielte Klubhymne der Eisbären, das Puhdys-Stück „Hey, wir wollen die Eisbären sehn“. Viele Fans wollten die Eisbären am Mittwoch nicht sehen, sondern gegen die Preiserhöhungen der Dauerkarten für die kommende Saison demonstrieren.  Mit dem ersten Bully des ersten Viertelfinalspiels der Berliner gegen die Hamburg Freezers verließen rund 3000 Zuschauer die Halle - und sie verpassten ein kurioses  Eishockeyspiel: 0:4 hatten die Eisbären schon zurückgelegen und gewannen dann am Ende doch noch 6:5  (0:4, 2:0, 3:1/1:0) nach Verlängerung gegen die Hamburger. Travis Mulock schoss den Siegtreffer.

Es war ein Sieg der Entschlossenheit der Eisbären und auch ein Erfolg gegen die anfangs sichtbare Verunsicherung in der Mannschaft in der ungewohnt leisen Halle: Als das Spiel begann, leerte sich die Stehplatztribüne fast komplett. Mit Sprechchören wie „Auf Wiedersehen“ und „Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt“, untermalte der verärgerte Anhang seinen Abgang. Die Demonstration des Unmutes, welche die Kluboberen treffen sollte, traf am Mittwoch zunächst die Mannschaft. Verstört rutschten die Berliner im ersten Drittel über das Eis. Bereits nach 15 Spielminuten lagen sie 0:4 zurück. Die Niederlage im ersten Spiel der nach dem Modus „Best of seven“ ausgespielten Serie war nach den Hamburger Toren durch Garrett Festerling, Eric Schneider, Julian Jakobsen und Thomas Dolak eigentlich schon amtlich.

Die Verunsicherung der Berliner Spieler schien zu groß, als dass sich noch ein vernünftiges Eishockeyspiel entwickeln konnte. Aber sie waren bei den Eisbären kräftig verärgert. So sagte Florian Busch in der ersten Drittelpause im Fernsehinterview auf die Frage, ob ihm die fehlende Unterstützung von den Fans etwas ausmache: „Es ist mir kack egal. Hauptsache meine Familie ist da, nur das zählt.“ Und zudem redete Busch davon, dass seine Mannschaft schon oft bewiesen habe, dass sie hohe Rückstände aufholen könne.  „Ein 0:4 ist nix.“

Eine derartige Ansage wirkte nach dem desolaten ersten Drittel der Eisbären abenteuerlich, doch tatsächlich wurde alles anders auf dem Eis. Die Berliner kamen entschlossen auf das Eis zurück und wurden die bessere Mannschaft. Die Stimmung unter den verbliebenen der 13.600 Zuschauer in der Halle wurde hörbar besser, nachdem Julian Talbot das 1:4 erzielt hatte. Ebenfalls in Überzahl gelang Darin Olver kurz vor der zweiten Drittelpause das 2:4. Aus einer lauen Veranstaltung war ein spannendes Play-off-Spiel geworden als Travis Mulock nach 45 Spielminuten sogar das 3:4 erzielen konnte. Die Freezers zitterten, ihr junger Torwart Niklas Treutle wirkte verunsichert. Und es war kaum zu glauben, was danach passierte: 4:4 Mads Christensen, 5:4 Jens Baxmann. Die Zuschauer tobten, die Abwesenheit des harten Fankerns war zur Nebensache geworden - obwohl einige hundert Fans doch wieder auf die Stehtribüne gekommen waren. Sie sahen in der 57. Minute allerdings das 5:5 der Freezers durch Schneider und es ging in die Verlängerung.

Dort hatte dann Travis Mulock seinen großen Auftritt, als er nach 71 gespielten Minuten den Puck ins rechte Eck des Hamburger Tores zimmerte: Die Eisbären hatten ein schon verlorenes Spiel gewonnen und führen nun 1:0 in der Serie gegen Hamburg.

Es war zwar nur einer von vier nötigen Siegen für die Eisbären auf dem Weg ins Halbfinale, aber für die Freezers könnte die Dramaturgie der Niederlage Wirkung hinterlassen. Am Freitag geht es mit Spiel zwei der Serie in Hamburg weiter. Die Eisbären wird es kaum stören, dass sie dann die Kulisse in der Arena nicht hinter sich haben werden. Am Mittwoch hat das jedenfalls nur ein Drittel lang eine Rolle gespielt.

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