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Die meisten Schüsse sitzen. Mark Olver (rechts) ist einer der wenigen Zugänge bei den Eisbären, die inzwischen in der Liga von der Gegnerschaft kaum noch unterschätzt werden dürften.
© dpa

Tabellenführer der DEL: Eisbären Berlin: Permanent im Powerplay

Vom Außenseiter zum Tabellenführer! Bis zu Beginn der Play-offs wird sich der eine oder andere Konkurrent zwar noch auf höherem Niveau einpendeln, doch: Wie lässt sich der neue Erfolg der Eisbären erklären?

Es ist ja nicht so, dass es prinzipiell außerhalb des kleinen Kosmos des deutschen Eishockeys Menschen überrascht, wenn die Eisbären aus Berlin in ihrer Liga auf dem ersten Platz stehen. Wer sieben Mal Meister geworden ist in neun Jahren, der hat eben auch einen guten Ruf gewonnen. Der hallt nach, auch wenn er mit der Realität in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) seit zwei Jahren nichts mehr zu tun hat wie im Falle der Eisbären. Die Berliner sind in dieser Saison nicht als Spitzenteam angetreten, kein einziger Trainer der Liga hat sie als Kandidat für den Meistertitel genannt. Warum auch? Die Eisbären traten mit der Mannschaft an, mit der sie zwei Mal die Play-offs verpasst hatten, kaum nennenswert verstärkt. Und jetzt? Nach 28 Spieltagen führt die Mannschaft von Uwe Krupp die Liga an, seit dem 3:2 am Sonntag in Krefeld sogar mit drei Punkten Vorsprung. Wie ist das zu erklären?

Es verhält sich erstaunlich einfach. Der Aufschwung bei den Eisbären resultiert aus einem Zusammenspiel zweier Kraftfelder: Die äußeren Faktoren in der Liga stimmen aus Sicht der Berliner, die teamimmanenten Prozesse auch.

Die Konkurrenz, die zum Teil wesentlich mehr Geld ausgibt für ihr Personal, dümpelt seit Wochen vor sich hin: Vor allem für Meister Adler Mannheim (seit Sonntag sieben Niederlagen in Folge) und die Kölner Haie (zurzeit Tabellenneunter) gilt das. Allein die Nürnberg Ice Tigers mit ihrem teuren Ensemble und vielen NHL-Altstars erscheinen von den für die Berliner ernstzunehmenden Konkurrenten noch halbwegs in Schwung. Ansonsten ist da zurzeit nichts.

Die Eisbären spielen momentan an ihrem oberen Limit

In Mannheim oder Köln scheint eben nicht das zu funktionieren, was innerhalb der Mannschaft der Eisbären funktioniert. Spielerisch sind die Berliner offensichtlich gleichwertig, inzwischen schießen sie auch Tore. Es läuft auch bei den Spielern besser, bei denen es Anfang der Saison nicht so funktionierte. Auch rückt das Team zusammen, wenn es eng wird – zuletzt mussten die Eisbären sogar mit vier Verteidigern auskommen, es schadete ihnen kaum. Die gute Stimmung innerhalb der Mannschaft ist ein Verdienst von Uwe Krupp. Der Trainer versteht es, Teamgeist zu erzeugen. Das hat Krupp einst schon als Nationaltrainer bewiesen. Offensichtlich reagiert die Mannschaft nach Niederlagen eher ermutigt und wütend als resignierend. Das Selbstbewusstsein der Eisbären ist unter dem vor einem Jahr gekommenen Trainer gewachsen. Krupp redet die Spieler stark. Den deutschen Spielern macht seine Vita als einst bester deutscher Verteidiger Mut, beim ausländischen Personal genießt der zweimalige Meister in der nordamerikanischen Profilga NHL mehr Respekt als jeder andere deutsche Trainer.

Ihre gute Laune tragen die Beteiligten auch nach außen. Krupp sagt, er habe „eine gute Mannschaft“. Menschlich, spielerisch? Krupp sagt: „Mir gefällt, wie die Mannschaft auf Rückschläge reagiert.“ Sie haben sogar Spaß daran, weil, wie Angreifer Florian Busch sagt, „alle das Gefühl haben, das hier bald wieder etwas ganz Großes passiert“.

Was kann da noch schief laufen in dieser Saison? Leider viel aus Sicht der Eisbären. Sie spielen momentan an ihrem oberen Limit. Und es ist erst Dezember. Bis zu Beginn der Play-offs Mitte März wird sich der eine oder andere Konkurrent noch auf höherem Niveau einpendeln. Die Hamburg Freezers könnten dazu gehören, am Dienstag sind die Tabellenführer aus Berlin dort zu Gast (Beginn 19.30 Uhr).

Doch Eines erscheint fast schon sicher: Die Play-offs sollten die Berliner diesmal auf direktem Wege erreichen, die Mindestanforderung Platz sechs nach der Hauptrunde ist in Reichweite für die Eisbären. Platz sechs wäre schon ein Erfolg. Alles weitere kann selbstverständlich auch diese Saison passieren, muss es aber nicht. Anders formuliert: Es wäre keine Enttäuschung, wenn die Eisbären in dieser Saison nicht Meister werden sollten.

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