Streethockey-Turnier auf dem Tempelhofer Feld: Eine neue Leidenschaft
Beim ersten interkulturellen Streethockey-Turnier auf dem Tempelhofer Feld spielen auch Flüchtlinge mit.
In dem kleinen Hockey-Dorf hören sie die verschiedensten Musikrichtungen. Zwischen Bob Dylan und arabischen Popsongs bewegt sich das Spektrum. Unterbrochen wird die Musik aber recht häufig. Für die Ankündigung der Mannschaftsaufstellungen für die nächsten Partien oder die Verkündung von Tombola-Gewinnern.
Auf drei Feldern spielen junge Männer und Frauen aus vielen Nationen am Samstag beim ersten interkulturellen Streethockey-Turnier auf dem Tempelhofer Feld. Es funktioniert so: Fünf gegen fünf spielen sie, zehn Minuten lang auf dem Asphalt. Das Spielfeld ist von einer Bande umrandet. In ihren Händen haben die Spieler Eishockeyschläger. Doch an ihren Füßen tragen sie keine Schlitt-, sondern Turnschuhe. Miteinander sprechen sie in einer Mischung aus Deutsch, Englisch und Arabisch.
Wer gewinnt, ist vollkommen unwichtig. Hauptsache: Spaß haben. Entsprechend begeistert ist Ammaro Fares. Der Syrer aus Latakia ist vor zwei Jahren in Deutschland angekommen. „In meiner Heimat spielt keiner Streethockey. Bevor ich in Berlin landete, hatte ich nie davon gehört. Aber ich habe hier eine neue Leidenschaft gefunden“, sagt der ehemalige Berufssoldat. Der 26-Jährige spielt seit einem Jahr Streethockey und steht am Samstag im Tor. Zum ersten Mal trägt er die „Goalie-Ausrüstung“, wie er sagt.
Ben Froese hat das Projekt initiiert. Er ist Kanadier, kommt also aus dem Mutterland des Eishockeys. Mit ihm in Ruhe ein paar Worte zu wechseln, ist nur schwer möglich, denn als Hauptorganisator des Turniers muss Froese sich immer um etwas kümmern.
Das Turnier wurde auch von den Eisbären Berlin unterstützt
„Ich bin aber nicht komplett alleine, es gibt ein tolles Team hinter mir“, sagt der 37-Jährige aus Edmonton und zeigt auf die Imbissstände, die authentische syrische und kanadische Küche anbieten. Daneben können die Kinder geschminkt werden. „Streethockey ist grundsätzlich nicht so anders als Eishockey“, sagt Froese. „Es ist einfacher zu spielen. Alles was man braucht, sind Schuhe. Dann kann es losgehen.“ In der Tat spielen ein paar Teilnehmer in Jeans, andere tragen ein Hemd, sie sind einfach vorbeigekommen und dürfen einen Schläger kostenlos ausleihen, um diese hierzulande noch unbekannte Sportart auszuprobieren.
Dass Streethockey so leicht zu spielen ist, gefällt Froese an dieser Sportart am besten. Als er 2013 mit seiner Frau nach Berlin-Neukölln zieht, versucht der Dokumentarfilmmacher, seiner Leidenschaft weiter nachzugehen. „Die Deutschen stehen natürlich eher auf Fußball, doch in Berlin gibt es eine starke und loyale Hockey-Fangemeinschaft“, sagt Froese. Nach der Gründung eines Freizeitklubs in Rixdorf kam er auf die Idee, ein Turnier zu veranstalten. Vorzugsweise mit einem sozialen Zweck. „Sport ist ein gutes Mittel, um die Menschen zusammenzubringen. Ich wollte, dass Leute, die sich normalerweise nicht treffen oder sprechen, etwas gemeinsam erleben. Deswegen sind die Teams eine Mischung von Flüchtlingen und Nicht-Flüchtlingen, von Anfängern und erfahrenen Spielern.“
Die Organisatoren zeigen sich zufrieden
Mit der ersten Auflage seines Projektes ist Froese sehr zufrieden. „46 Teilnehmer hatten sich angemeldet, wir hatten bunte Teams und die Leute hatten Spaß“, sagt er. Das Turnier wurde von verschiedenen Sozial- und Flüchtlingsprojekten, der kanadischen Botschaft und den Eisbären Berlin unterstützt. Die Eisbären haben vor kurzem eine Floorball-Abteilung – die Hallenversion des Streethockeys – gegründet. „Klar gibt es mit Fußball viel Konkurrenz in Sachen Sportintegration“, sagt Froese. „Aber Berlin ist eine internationale Stadt und auch ein Laboratorium, in dem man neue Ideen ausprobieren kann.“
Das Turnier soll wachsen, bei der nächsten Auflage soll es mehr Teilnehmer und Zuschauer geben. Außerdem plant Froese ein Filmprojekt über die Integration von Ammaro Fares in Berlin. Und natürlich wird Streethockey ein Thema in dem Film sein.
Julien Duez