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Hoffen und bangen. Der am Saisonende scheidende Silvio Heinevetter weiß derzeit nicht, ob er noch einmal das Füchse-Tor hüten wird.
© imago images/Jan Huebner

Handball-Bundesliga vor Abbruch: Eine mittelschwere Katastrophe für die Füchse

Die Berliner machten richtig ernst, dann kam das Coronavirus. Das vorzeitige Saisonaus wäre eine mittelschwere Katastrophe. Ein Kommentar.

Eine Sache kann man den Verantwortlichen bei den Füchsen Berlin wahrlich nicht vorwerfen: dass sie nicht alles versucht hätten, die Saison zu einem guten und vor allem erfolgreichen Ende zu bringen. Ende Februar trennte sich der Handball-Bundesligist von Trainer Velimir Petkovic, dessen Vertrag im Sommer ohnehin ausgelaufen wäre; für ihn übernahm Michael Roth. Kurz zuvor hatten sich die Berliner bereits in einem Regal bedient, in das sie unter finanziellen Aspekten normalerweise nicht greifen würden: Mit Dainis Kristopans kam ein Ausnahmespieler vom quasiinsolventen Champions-League-Sieger Skopje, der nach einem halbjährigen Leihgeschäft zu Paris St. Germain weiterziehen sollte – zur lukrativsten Adresse im europäischen Vereinshandball also. Die Signale verfehlten ihre Wirkung nicht: Die Füchse, so der allgemeine Eindruck, machen jetzt noch einmal richtig ernst.

Zwei Monate sind seither vergangen – und man darf bei aller Solidarität behaupten: Wenn die weltweiten Entwicklungen damals auch nur halbwegs absehbar gewesen wären, hätten die Berliner garantiert auf beide Transfers verzichtet. Nach Lage der Dinge könnten sie nun sogar zu einem der großen Verlierer der Coronavirus-Krise werden: Anfang nächster Woche will der Bundesliga-Dachverband HBL abschließend darüber entscheiden, ob die Saison 2019/20 überhaupt fortgesetzt werden kann – oder ob sie dann eben vorzeitig beendet sein wird. Stand heute wären die Füchse nicht mal sicher für den europäischen Wettbewerb in der neuen Saison qualifiziert, wann auch immer diese beginnen mag. Es wäre eine mittelschwere Katastrophe, mindestens.

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Bob Hanning, der Geschäftsführer des Vereins, hat also gute Gründe auf seiner Seite, sich für die Fortsetzung des Spielbetriebs stark zu machen. Einen entsprechenden Vorschlag hat Hanning am Donnerstag den Kollegen von der HBL unterbreitet. Erschwerend kommt für die Füchse hinzu, dass sie dem vermeintlichen Saisonhöhepunkt bereits viel Zeit, Geld und Nerven gewidmet haben: dem Finalturnier um den EHF-Cup, das in der Max-Schmeling-Halle stattfinden soll. Wohl gemerkt: soll. Ob der zweite, bereits nach hinten verlegte Termin haltbar ist, steht in den Sternen und hängt nicht zuletzt vom HBL-Beschluss der nächsten Woche ab.

Deshalb kann man den Berlinern, die in 13 Jahren Bundesliga seit dem Wiederaufstieg 2007 stets solide gehaushaltet und bei aller Starpower im Kader nie die Entwicklung und Ausbildung eigener Spieler vernachlässigt haben, im Grunde nur eines wünschen: dass sie die Situation irgendwie überstehen und ohne Kollateralschaden aus der Nummer rauskommen.

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