Sport im Fernsehen: Eine gute Quote ist nicht alles
Fußball, Fußball, Fußball – die Liste der 50 Sport-Übertragungen des Jahres mit den meisten Zuschauern ist ein Abbild der sportlichen Monokultur. Ein Kommentar.
Stellen Sie sich vor, es ist Olympia und keiner schaut zu. So schlimm ist es natürlich nicht, schließlich sahen mehr als drei Millionen Menschen das Eishockey-Finale im ZDF – und das um kurz nach fünf am Morgen. Unter den 50 Sport-Übertragungen mit den meisten Zuschauern findet sich im Jahr 2018 aber keine einzige von den Winterspielen aus Pyeongchang. Auch Tennis, Leichtathletik, Schwimmen, Motorsport und diverse Teamsportarten schafften es nicht in diese Rangliste. Dafür Fußball, Fußball und wieder Fußball. 50 Mal Fußball, um genau zu sein.
Es ist das Abbild einer sportlichen Monokultur, das jedoch nicht ganz einfach zu deuten ist. Gucken so viele Leute Fußball, weil der Deutschen liebster Sport so omnipräsent ist und man an ihm kaum vorbeikommt? Oder zeigen die Sender so viel Fußball, weil das Publikum einfach danach verlangt?
Wie dem auch sei, die Dominanz des Fußballs ist erdrückend. Den Privatsendern kann man kaum einen Vorwurf machen. Bei ihnen ist die Quote das wichtigste Kriterium und solange so viele Zuschauer bei einem semibedeutenden Länderspiel einschalten, werden sie sich auch weiter auf Fußballrechte stürzen.
Dass auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern Sport – mit Ausnahme der Wintersaison – beinahe mit Fußball gleichgesetzt werden kann, ist da schon eher ein Problem. ARD und ZDF haben den Auftrag, die Vielfalt des Lebens und damit auch des Sports abzubilden, selbst die dritten Programme zeigen aber oft eher Regionalliga-Fußball als ein Meisterschaftsfinale im Basketball, Handball oder Eishockey. Die schaffen es zwar ziemlich sicher auch nicht in die Top 50, eine gute Quote ist aber nicht das einzige Kriterium für guten Sport.