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Felix Neureuther dachte nach seinem Sturz bereits, dass er ausgeschieden ist.
© RTR

Felix Neureuther: Ein ziemlich schneller Trottel

Felix Neureuther verpasst wegen eines Fahrfehlers im Riesenslalom als Fünfter knapp das Podest.

Felix Neureuther durfte sich neben Ted Ligety vor die Sponsorenwand stellen und ein paar Minuten hoffen, den Platz verteidigen zu können. Denn der US-Amerikaner ist nicht mehr das Maß aller Dinge im Riesenslalom, er war es auch nicht beim vorletzten Weltcup-Rennen vor Weihnachten in Alta Badia. Nur knapp drei Zehntelsekunden fehlten Felix Neureuther auf seinen Kumpel aus Park City, und das, da ist sich der Deutsche sicher, vor allem wegen eines schweren Fehlers im ersten Durchgang. „Ich Trottel. Ich dachte schon, dass ich draußen bin.“ Ohne dieses Missgeschick kurz vor dem Ziel „wäre es echt richtig gut gewesen“.

Der fünfte Platz, der am Ende heraussprang, ist allerdings nicht schlecht, das weiß Felix Neureuther. „Mit noch wenig Training in den Beinen, ist das top“, findet er sogar. Seine Rückenbeschwerden, hat der 30-Jährige beschlossen, will er zwar nicht mehr thematisieren und hat das Wort deshalb aus seinem Vokabular verbannt. Aber sie sind auch unausgesprochen der Grund für die manchmal noch immer schwierige Rennvorbereitung. Denn gerade im Riesenslalom braucht er mehr Trainingsfahrten als in seiner zweiten Disziplin, dem Slalom, um konstant vorne mitfahren zu können. „Da geht es bei mir immer ein bisschen schwieriger“, gibt er zu. Doch die Kurve zeigt deutlich nach oben. In Beaver Creek war er auf dem achten Platz gelandet, in Are vor einer Woche ausgeschieden. Nun hat er sein Vorjahresergebnis auf der Gran Risa wiederholt. Seinem Kollegen Fritz Dopfer gelang dies nicht ganz, als Achter verschlechterte er sich um vier Plätze. „Ich bin nicht wirklich reingekommen in das Ganze“, sagte der 27-Jährige. Für Sportdirektor Wolfgang Maier gibt es „trotzdem nichts zu kritisieren“, denn Dopfer und Neureuther sind „prinzipiell absolut dran“. Er spricht von „einer erstaunlichen Entwicklung in den vergangenen zwei, drei Jahren“.

Die Kräfteverhältnisse im Riesenslalom haben sich ohnehin verschoben. Mannschaftlich können mit den Deutschen nur noch die Franzosen mithalten, aber niemand mit dem absoluten Dominator, und das ist eben nicht mehr wie in den vergangenen Jahren Ligety. 2012 hatte der in Alta Badia noch mit mehr als zwei Sekunden Vorsprung vor Marcel Hirscher gewonnen, anschließend wurde er Weltmeister und in der vergangenen Saison auch noch Olympiasieger. Jetzt drehte der Österreicher den Spieß um, am Sonntag gewann er mit 1,45 Sekunden Vorsprung vor Ligety. In Are und Sölden enteilte er der Konkurrenz jeweils ähnlich, nur in Beaver Creek musste sich der Gesamtweltcupsieger der vergangenen drei Jahre geschlagen geben. „Er ist im Moment der beste Skifahrer der Welt und das bestätigt er jedes Wochenende ein ums andere Mal sehr beeindruckend“, sagt Neureuther über den Salzburger. Hirscher mag seine Überlegenheit allerdings nur als „eine Momentaufnahme“ bezeichnen.

Näher dran an Hirscher ist die Konkurrenz im Slalom, da musste er sich in Levi dem Norweger Henrik Kristoffersen geschlagen geben und in Are fehlten Neureuther nur 0,10 Sekunden. „Da war er schlagbar, und so etwas musste du gnadenlos ausnutzen“, weiß der WM-Zweite aus Garmisch-Partenkirchen und ärgert sich deshalb noch immer ein bisschen über den verpassten ersten Saisonsieg. An diesem Montag hat er die Gelegenheit beim Nachtslalom von Madonna di Campiglio, diesen nachzuholen, ehe es in die Feiertagspause geht. Die werde, sagt Maier, aber nur kurz sein. „Es gibt genug zu tun, deshalb darf sich hier keiner in den Weihnachtsfrieden begeben.“

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