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Einer kam durch. Jordan Taylor (rechts, hier im Duell mit Frankfurts Jordan Theodore) beförderte Alba ins Pokalfinale
© dpa/Gebert

Sieg gegen Frankfurt: Ein Wurf in vorletzter Sekunde befördert Alba ins Pokalfinale

Erst ist es ein krampfiges Halbfinale. Doch dann kommt für Albas Basketballer einen Moment für die Seligkeit.

40 Minuten Anspannung, 40 Minuten Krampf – und alles löst sich innerhalb eines einzigen Moments in Seligkeit auf. Jordan Taylor schien eine Sekunde vor der Schlusssirene verdrängt zu haben, wie schwer sich seine Mannschaft das gesamte Spiel über getan hatte. Das Pokal-Halbfinale gegen die Frankfurt Skyliners war nicht schön gewesen, überhaupt nicht schön. Doch Taylor besaß beim Stand von 76:76 die nötige Lockerheit und das Selbstvertrauen, um den Ball einfach fliegen zu lassen. Sein Dreipunktewurf saß – und beförderte die Berliner ins Endspiel. Durch den hart erkämpften 79:76 (41:35)-Sieg hat Alba Berlin die Chance auf den neunten Pokalsieg der Vereinsgeschichte. Gegner im Finale am Sonntagnachmittag (14.45 Uhr, live im BR) ist Gastgeber FC Bayern, der den Deutschen Meister Bamberg zuvor in einem hochklassigen ersten Halbfinale mit 86:79 (38:39) niedergerungen hatte.

„Wir hatten am Ende Glück“, gab Albas Trainer Sasa Obradovic zu. „Wir sind jetzt alle sehr müde, München hat ein paar Stunden mehr Pause und ist im Vorteil. Aber in einem Finale gibt es nichts zu verlieren.“ Das Endspiel wird der Auftakt einer Vier-Spiele-Serie zwischen beiden Teams sein: Berliner und Münchner stehen sich in den kommenden zehn Tagen auch noch zwei Mal im Eurocup und ein Mal in der Bundesliga gegenüber. 

Bamberg und Bayern hatten im ersten Halbfinale des Top-Four-Turnier der ausverkauften Halle große Basketballkunst geboten, damit konnten Frankfurt und Berlin in München-Sendling nicht dienen. Dafür wurde der Samstagabend dramatisch. Beide Mannschaften schienen angesichts der Chance auf den Finaleinzug zu verkrampfen. Besonders bei Alba war zunächst keinerlei Spielfluss vorhanden. Dabei hatte Obradovic mit Robert Lowery extra einen dritten US-Spielmacher in den Kader berufen, Mitchell Watt musste als siebter Auslandsprofi pausieren. Doch auch Lowery fiel eher durch sinnlose Dribblings denn durch gute Ideen und einen souveränen Spielaufbau auf, im Schlussviertel schied der 28-Jährige zudem mit einer Knöchelverletzung aus.

Angesichts der Hektik und des Gewürges auf dem Spielfeld – und der schwachen Schiedsrichterleistung – wünschte sich so mancher der 6500 Zuschauer wohl eine Wiederholung des ersten Halbfinals. Bezeichnend war eine Szene nach acht Minuten, als bei einem Freiwurf sechs Berliner Spieler auf dem Feld standen und sehr lange brauchten, um den Auswechselfehler zu bemerken. Erst im zweiten Viertel wurde das Spiel besser – und Alba fing an zu treffen. Dragan Milosavljevic war wieder und wieder von der Dreierlinie erfolgreich, am Ende war der Serbe mit 21 Punkten und fünf verwandelten Distanzwürfen bester Berliner Werfer. Mit einer 12:0-Serie übernahm Obradovics Team die Führung und bekam den Gegner unter Kontrolle, die Laune der 400 mitgereisten Berliner Fans änderte sich schlagartig.

Brillant war es auch in der Folge nicht, was der achtmalige Pokalsieger zeigte – doch es schien auszureichen, um die spielerisch limitierten Frankfurter in Schach zu halten, Alba führte konstant mit knapp zehn Punkten. Doch die Skyliners gaben nie auf – und waren in der wilden, verrückten Schlussphase wieder da. Frankfurt ging zwei Minuten vor Spielende sogar in Führung, Alba behielt die Fassung und konterte, vor dem letzten Angriff stand es unentschieden. Taylor fasste sich ein Herz und traf, seine Mitspieler fielen ihm um den Hals – und die Berliner Fans sangen und sangen und wollten gar nicht mehr aufhören.

Lars Spannagel

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