Oliver Kahn ist zurück beim FC Bayern: Ein Vulkan für die Seele
Am Dienstag stellte sich der frühere Bayern-Torwart der Öffentlichkeit vor. Warum seine Rückkehr für den Klub ein Gewinn ist. Ein Kommentar.
Oliver Kahn lächelte schelmisch, spitzbübisch fast. „Die Frage musste ja kommen“, antwortete er dann, als ein Reporter wissen wollte, ob man bei ihm, dem Oli, in seiner neuen Funktion als Vorstandsmitglied des FC Bayern auch mal Vulkanausbrüche erleben werde – so wie es des Öfteren in Kahns 21 Profijahren als Fußballtorhüter für den Karlsruher SC und den FC Bayern vorgekommen ist.
„Ich werde nicht durch den Meetingraum grätschen“, sagte Kahn bei seiner Vorstellung am Dienstag. Gestandene Männer wie Stéphane Chapuisat, dem Kahn per Kung-Fu-Sprung einst fast den Rücken zertrümmert hätte, oder Thomas Brdaric, dessen Genick wohl ewiglich Kahns Handschuh-Abdrücke zieren, werden seinen Worten glücklich gelauscht haben.
2022 soll er Rummenigge ablösen
Kahn soll beim FC Bayern erst mal nur eines: Lernen, lernen, lernen. 2022, so planen es die Münchner, wird er dann zum Vorstandsvorsitzenden der FC Bayern München AG aufsteigen, jener Aktiengesellschaft, die aktuell Karl-Heinz Rummenigge anführt und die jährlich Rekordumsätze vermeldet, zuletzt von 750,4 Millionen Euro.
Das Exzentrische, Überbordende, ja fast schon Wahnsinnige, das der Spieler Kahn wie kaum ein anderer vermittelte, ist in seinem neuen Job nicht gefragt. Er wird kühl rechnen, klug moderieren und gleichzeitig unaufgeregt führen müssen, sowieso im stets aufgeheizten Bayern-Betrieb. Managerqualitäten sind gefordert, aber nicht mehr jene der Haudrauf-Generation Rummenigge/Hoeneß, zeitgemäß muss es nun sein. Smart, stilvoll, aber weiterhin erfolgreich.
Das ist die Vorgabe. Es ist eine hohe, natürlich. Weil eine Weltmarke wie der FC Bayern immer alles gewinnen will, hat der Klub immer auch viel zu verlieren. Ob Kahn die Dinge so leiten kann, dass die Bayern – wie bisher – in der Lage sein werden, um die allergrößten Pokale mitzuspielen, wird erst die Zukunft zeigen.
Schon jetzt aber steht fest, dass Kahn dem Klub das geben kann, wonach er fast genauso lechzt wie nach Silberbesteck: Herzblut, Bayern-Gen, Emotionen, eine DNA. Über all dies sprach Kahn bei seiner Vorstellung, es sind jene folkloristischen Dinge, die schwer käuflich sind, aber unverzichtbar, damit der Kunde alias Fan den FC Bayern auch künftig als ein Stück Heimat begreift. Kahn ist deshalb gut angelegtes Sozialkapital, einer für die Bayern-Seele.
Die große Lücke, die die Identifikationsstifter Rummenigge und Hoeneß reißen werden, kann er schließen. Denn anders als Chapuisat oder Brdaric verbinden sie in München ausschließlich gute Erinnerungen mit ihrem alten Vulkan. Und wenn’s doch mal brodeln sollte, schadet dies der Unterhaltung im Showbusiness Profifußball ganz gewiss nicht.
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