1. FC Union Berlin: Ein verlorenes Jahr
Der 1. FC Union Berlin wollte aufsteigen. Nun kämpft er in den Niederungen der Zweiten Liga. Daran ist die Vereinsführung nicht unschuldig. Ein Kommentar
Das Jahr 2015, so viel ist schon sicher, wird als ein verlorenes in die Analen des 1. FC Union eingehen. Seinem großen Ziel ist der Klub kein Stück näher gekommen, der erste Aufstieg in die Bundesliga scheint dieser Tage so fern wie ein wärmender Sommertag. Der Berliner Zweitligist wollte oben mitspielen, plagt sich aber im unteren Drittel der Tabelle ab. Da war man vor zwei Jahren weiter, damals reiste Union im November als Tabellenführer zum 1. FC Köln. Seitdem ist die sportliche Entwicklung rückläufig, weil der Kader nicht den Ansprüchen entsprechend verbessert wurde.
In den vergangenen anderthalb Jahren entpuppten sich einfach zu viele Transfers als Flop. Besonders eklatant fällt die Bilanz der vergangenen Transferperiode aus. Von neun Neuzugängen haben nur zwei durchgängig den Sprung in die Stammelf geschafft. Es drängt sich die Frage auf, ob Union nicht zu lange auf einen Sportdirektor verzichtet hat. Lutz Munak, erst seit Sommer in dieser Funktion tätig, konnte sich noch keinen Namen machen. Die Transfers hat er zum größten Teil nicht zu verantworten.
Unions größtes Problem ist, dass die Mannschaft komplett nach den Wünschen von Norbert Düwel zusammengestellt wurde. Der frühere Union-Trainer wollte das Spiel im Mittelfeld kontrollieren und verpflichtete dafür hauptsächlich – Überraschung! – Mittelfeldspieler. Sein Nachfolger Sascha Lewandowski verfolgt eine andere Spielidee, nur fehlt ihm das Personal für sein offensives 4-3-3-System, das nur mit qualitativ hochwertigen Außenangreifern funktioniert. Es war in der Branche bekannt, dass Lewandowski für diese Art von Fußball steht.
Unions Entscheidungsträger, allen voran Präsident Dirk Zingler, müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, genau drei Monate zu lange an Düwel festgehalten zu haben. Eine Mannschaft komplett nach den Vorstellungen eines Trainers auszurichten und den dann nach fünf Spieltagen zu entlassen, ergibt keinen Sinn. Der Nachfolger kann, sofern er nicht die gleiche Auffassung seines Vorgängers vertritt, nur verlieren.