Niko Kovac zu Bayern München: Ein Trainerwechsel mit schlechtem Beigeschmack
Nico Kovac wird Trainer beim Meister – die Bayern freuen sich, Frankfurt beklagt dagegen schlechten Stil.
An sich wollen sie ja am Freitagnachmittag bei Eintracht Frankfurt auf ihrer angesetzten Pressekonferenz vor allem über die nächsten Aufgaben sprechen. Da stünde ja zum Beispiel das nicht unwichtige Bundesligaspiel am Sonnabend gegen den Tabellennachbarn Bayer Leverkusen vor der Tür oder dann kommende Woche das Pokalhalbfinale gegen Schalke 04. Doch nun kommt alles anders, nachdem bekannt geworden ist, dass Niko Kovac ab kommender Saison Trainer des FC Bayern München wird. Das sei alles ganz schnell gegangen, sagt der wechselnde Trainer noch, bevor dann Eintracht- Sportvorstand Fredi Bobic in sein Mikrophon schimpft. „Dass Informationen so durchsickern, ist sehr ärgerlich, sehr unprofessionell und sehr respektlos“, sagt Bobic. „Das habe ich so unter Kollegen in der Bundesliga noch nicht erlebt.“ Den Adressaten für diese Kritik muss man zwar zwischen den Zeilen suchen, weil Bobic ihn zunächst nicht namentlich anspricht. Doch Unruhestifter für ihn sind, ganz klar, die Bayern.
Niko Kovac sitzt neben Bobic und wirkt ob dessen Wutrede ein wenig erstaunt. Er sei erst am Donnerstag von den Bayern kontaktiert worden. Zuvor hat er wochenlang jeglichen Kontakt nach München abgestritten. „Es ist ein Tag gewesen, den ich noch nie erlebt habe. Ich habe einen Anruf und auch ein Vertragsangebot bekommen“, sagt Kovac. „Das habe ich angenommen.“ Er soll beim FC Bayern einen Dreijahresvertrag bekommen, die ihn für mehr als zwei Millionen Euro freikaufen. Mit ihm wird sein jüngerer Bruder und Trainerassistent Robert Kovac nach München wechseln.
"Niko kennt die DNA des Klubs"
Der gebürtige Weddinger kehrt damit nach 15 Jahren wieder zurück an die Säbener Straße, wo er von 2001 bis 2003 bereits als Spieler angestellt war, Weltpokal, DFB-Pokal und zwei Meisterschaften gewann. Ein Trainer also, an dem Stallgeruch haftet. Ein Attribut, das die Bayern mit ihrer Mia-san-Mia-Mentalität toll verkaufen können. „Niko ist einer, der die DNA des Klubs kennt. Er ist der perfekte Trainer“, sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic, der zusammen mit Kovac das Bayern-Trikot trug. Salihamidzic sei 100-prozentig davon überzeugt, dass sein neuer Mann die Arbeit vom heiligen Jupp Heynckes fortführen werde. Was man halt so zu sagen pflegt.
Auch Heynckes selbst ist voll des Lobes über seinen nun endlich feststehenden Nachfolger: „Ich denke, dass der FC Bayern eine gute Wahl getroffen hat“, sagt der 72-Jährige. „Er ist prädestiniert, den FC Bayern zu übernehmen.“ Vor ziemlich genau zwei Jahren hatte Kovac die Frankfurter Eintracht auf dem Relegationsrang übernommen, den Abstieg verhindert, im Jahr darauf stabilisiert (Platz elf) und ins Pokalendspiel geführt. Nun ist Frankfurt erneut in der Vorschlussrunde des K.o.-Wettbewerbs und in der Liga auf Europapokalkurs. Zuvor habe Kovac auch als Nationaltrainer mit Kroatien bei der WM 2014 in Brasilien eine gute Visitenkarte abgegeben, sagt Heynckes. Kovac sei ein „innovativer und fleißiger Trainer“, der eine „gute Kommunikation mit den Spielern“ führe. Eine nicht zu unterschätzende Qualität beim FC Bayern.
Niko Kovac, der vor dem Leverkusen-Spiel auf die Erfahrung von 72 Bundesligaspielen als Trainer zurückgreifen kann, in denen er genau 100 Punkte geholt hat (28 Siege, 16 Remis, 28 Niederlagen), wird künftig aber beweisen müssen, dass er nicht nur mit Profis vom Kaliber Marius Wolf, Aymen Barkok und Danny Blum kommunizieren kann – sondern auch mit dekorierten und nicht immer allürenfreien Größen wie Mats Hummels, Franck Ribery oder Robert Lewandowski. Die wird er im Übrigen alle schon am 28. April wiedersehen. Dann reist die Eintracht am 32. Spieltag in die Münchner Arena. Und so sehr sie sich in Frankfurt bei ihrer Pressekonferenz bemühen: Sie werden wohl auch dann Fragen beantworten müssen, die sich nicht nur auf die nächste Aufgabe beziehen.
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