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Schnell und treffsicher. Max Kruse (vorne rechts) erlebt einen rasanten Aufstieg.
© dpa

Länderspiel-Debüt für Max Kruse: Ein Spaßvogel für die Nationalmannschaft

Max Kruse ist einer, der Späße liebt. Der Neu-Gladbacher galt als schlampiges Talent – heute gibt der Stürmer wohl sein Debüt als Nationalspieler. Ein Portrait.

Dass über Max Kruse als ernsthaften Fußballprofi berichtet wird, ist neu. Nicht, dass der 25 Jahre alte Stürmer seinen Beruf niemals als seriösen Job verstanden hätte, der konstant harte Arbeit erfordert. Wenn über Max Kruse berichtet wurde, dann fehlte nie mindestens eine bunte Geschichte, die ihn als bekennenden Spaßvogel dastehen ließ, der bei Liegestützen schummelt oder mit Grasbüscheln auf seine Mitspieler wirft, wenn die bei der Gymnastik auf dem Rasen liegen.

Max Kruse ist immer noch einer, der Späße liebt. In dieser Saison aber hat sich einiges geändert im Leben des gebürtigen Reinbekers. Und das liegt vor allem an ihm selbst.

Ihm mag das Ganze vorkommen wie eine verrückte Reise in einem Raumschiff in eine andere Galaxie. Nach der erfolgreichen Saison beim SC Freiburg (Platz sechs) hat sich für ihn noch mehr Ungewöhnliches getan. Statt sich bei einem der Klub aus der zweiten Reihe zu bewerben und auf einen Vertrag für die kommende Saison zu hoffen, steckt er im Trikot der deutschen Nationalmannschaft und darf auf einen Einsatz im Testspiel gegen Ecuador am Mittwoch (20.30 Uhr/live in der ARD) in Boca Raton in den USA hoffen.

Früher spielte Kruse für den Kultklub St. Pauli und Werder Bremen. Bevor er sich zum Wechsel nach Freiburg überreden ließ, liebäugelte er mit einem Angebot des belgischen Erstligaklubs FC Brügge. Erst als die Freiburger ihm eine Ausstiegsklausel zubilligten, wechselte er. Nun zahlt Borussia Mönchengladbach 2,5 Millionen Euro Ablöse und will, unterstützt von Kruses Fähigkeiten, wieder ins internationale Geschäft.

Elf Tore schoss er in dieser Bundesligasaison und viele sahen in ihm eine der tragenden Säulen des Freiburger Erfolges. Kruse selbst fand den Weg zu einem gesunden Mittelweg, der sein Spaßbedürfnis sowie einen Reifeprozess beinhaltete. Heute preist selbst Bundestrainer Joachim Löw seine Leidenschaft und Beweglichkeit. Freiburg muss demnach genau der richtige Ort für ein Talent vom Kaliber Kruses gewesen sein. Der Spaß an schnellem, direktem Fußball öffnete für ihn die Tür zu einem neuen Niveau.

Wo er früher eine Spur zu offensichtlich den Filou gab, steht heute Fußball eher im Vordergrund. Mancher war sicher, der junge Mann verschleudert sein Talent. Einen mittelschweren Skandal löste Kruse aus, als er ein Video auf seine Homepage stellte, das ihn als schrägen Rapper MC Max zeigte, der sich über eigenwillige Praktiken seines Liebeslebens auslässt. In Freiburg sprach man mehr über seine Tore und hohen Laufwerte, die regelmäßig im Spitzenbereich lagen.

Vor einigen Jahren hätte es sicher überheblich geklungen, wenn Kruse gesagt hätte, er fühle sich nicht als „Not-Nationalspieler“, ja wohl, wenn er überhaupt eine mögliche Berufung in die DFB-Auswahl in Betracht gezogen hätte. Heute geht „ein Kindheitstraum“ in Erfüllung. Man darf annehmen, dass er Joachim Löws Nominierungsanruf als zusätzliche Motivation empfindet. In Mönchengladbach freuen sie sich auf den lebendigen Stürmer. Nicht nur auf seine Späße, sondern vielmehr auf einen Spieler, der seinem neuen Verein hilft, einen Schritt weiter zu kommen. „Ich fühle mich dem Druck gewachsen“, sagt Kruse.

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