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Erst weint er, dann lacht er. Bastian Schweinsteiger hat fertig mit der deutschen Nationalelf. Joachim Löw muss jetzt einen Nachfolger bestimmen.
© Wolfgang Rattay/Reuters

Deutschland - Finnland 2:0: Ein Sieg zum Schluss für Bastian Schweinsteiger

Das Länderspiel gegen Finnland war von überschaubarem sportlichen Wert. In Erinnerung wird es trotzdem bleiben - zumindest Bastian Schweinsteiger.

Bastian Schweinsteiger machte ein ernstes Gesicht, er blinzelte mit den Augen, seine Lippen zuckten – dann musste er den Kampf verloren geben. Erst wischte er sich mit den Ärmeln die Tränen aus dem Augenwinkel, schließlich verbarg er sein Gesicht in der Armbeuge – und auf den Rängen wurde der Applaus noch lauter. „Ich hätte jetzt nicht gedacht, dass das so kommt“, sagte Schweinsteiger, als er sich wieder gefangen hatte.

Einmal durfte er am Mittwochabend noch das Nationaltrikot tragen und die Kapitänsbinde über seinen Arm streifen. Wer auf Schmachtfetzen steht, kam dabei vor dem Anpfiff voll auf seine Kosten; wer guten Fußball sehen wollte, nach dem Anpfiff eher nicht. Mit 2:0 (0:0) setzte sich die Nationalelf am Ende gegen Finnland durch, in einem Spiel, das ganz sicher nicht wegen seiner fußballerischen Klasse in die Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) eingehen wird. „Dass es so schön sein würde, hätte ich mir nicht erträumt. Es hat mich sehr gerührt“, sagte Schweinsteiger. „Die Nationalmannschaft ist wie eine Familie.“

Der Abschied des Weltmeisters nach nun 121 Länderspielen hätte ganz sicher mehr als 30.121 Zuschauer im Mönchengladbacher Borussia-Park verdient gehabt. Damit die Leere nicht ganz so sehr schmerzte, hatte der DFB auf den Rängen sogar zwei riesige Banner anbringen müssen. Nicht einmal Schweinsteigers letzter Auftritt in der Nationalmannschaft hatte die Massen noch mobilisiert. Als ehemaliger Bayern-Spieler ist seine Verbindung zu Mönchengladbach auch nicht allzu eng, allerdings nimmt der Borussia-Park in seiner Vita nun einen besonderen Platz ein. Hier hat Schweinsteiger vor elf Jahren die ersten beiden seiner 24 Tore für die Nationalmannschaft erzielt, und hier endete nun eine große internationale Karriere.

Sportlich war die Veranstaltung weitgehend zu vernachlässigen – auch weil Bundestrainer Joachim Löw Schweinsteiger mit seiner Aufstellung möglicherweise noch einen letzten Dienst erweisen wollte. Der scheidende Kapitän hatte sich gute Läufer an seiner Seite gewünscht, und Löws Aufgebot war in der Tat jung und dynamisch. Niklas Süle, 20, kam zu seinem Debüt, die beiden anderen Silbermedaillengewinner von Rio, Max Meyer und Julian Brandt, standen ebenfalls in der Anfangsformation. Aus der EM-Stammelf hingegen hatten es nur Jonas Hector und Joshua Kimmich auf den Platz geschafft.

Sportlich war das Spiel weitgehend zu vernachlässigen

Gegen Finnland, die Nummer 61 der Welt, konnte auch Bastian Schweinsteiger noch mithalten, der wegen seiner Degradierung bei Manchester United seit knapp zwei Monaten kein Spiel mehr bestritten hatte. Wann immer er den Ball bekam, brandete im Borussia-Park Applaus auf; wenn es allerdings ein bisschen schneller wurde, ihm der Ball nicht direkt in den Fuß gespielt wurde, bekam der 32-Jährige schon leichte Probleme. Aber das war an diesem Abend egal.

Die Deutschen hatten das Spiel jederzeit unter Kontrolle, ohne sich Chancen im Überfluss zu erspielen. Vor der Pause köpfte Shkodran Mustafi den Ball nach einer Ecke unbedrängt übers Tor, Finnlands Innenverteidiger Paulus Arajuuri traf einmal den Pfosten des eigenen Tores, Mario Götze hatte einmal fast die komplette finnische Hintermannschaft umspielt, brachte den Ball aber nicht über die Linie, und einen Fernschuss von Debütant Süle konnte Lukas Hradecky gerade noch zur Ecke klären. Kurz nach der Pause war der Torhüter von Eintracht Frankfurt allerdings machtlos, als der Schalker Max Meyer aus kurzer Distanz zum 1:0 traf.

Schweinsteiger ließ in der zweiten Hälfte noch einmal einen Finnen per Hackentrick ins Leere laufen, und er machte ein freundliches Gesicht, als ein Flitzer im Schweinsteiger-Trikot mit ihm für ein Selfie posierte. Um 22.15 Uhr war es dann vorbei. Auf der Anzeigetafel des vierten Offiziellen leuchtete eine rote 7 auf. Wenn das Spiel in diesem Moment abgepfiffen worden wäre, hätte es vermutlich niemanden weiter gestört, auch wenn die Zuschauer dadurch das Tor von Mesut Özil zum 2:0-Endstand verpasst hätten.

Julian Weigl stand an der Seitenlinie zur Einwechslung bereit, Schweinsteiger wollte ihm die Kapitänsbinde überreichen, aber Weigl schüttelte nur kurz den Kopf. Bastian Schweinsteiger ging mit der Binde am Arm vom Feld, die Wachablösung dauert eben seine Zeit. Als wenig später Thomas Müller ins Spiel kam, war die Nachfolge geklärt - zumindest vorübergehend.

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