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Michael Frontzeck.
© dpa

Michael Frontzeck wird Trainer von Hannover 96: Ein Retter, der kein Retter ist

Michael Frontzeck wird neuer Trainer bei Hannover 96. Zuvor hatte der abstiegsbedrohte Bundesligist Tayfun Korkut beurlaubt und Peter Neururer abgesagt.

Die Jobgarantie für Tayfun Korkut war nach nur zehn Tagen abgelaufen, stattdessen soll Rückkehrer Michael Frontzeck Hannover 96 vor dem Abstieg bewahren. Der 51 Jahre alte Ex-Nationalspieler erhielt am Montag beim Trainerpoker der Niedersachsen überraschend den Vorzug vor Peter Neururer und unterschrieb einen Vertrag bis zum Saisonende.

„Michael Frontzeck hat als neuer Cheftrainer unser volles Vertrauen, die Mannschaft zum Klassenerhalt zu führen. Es geht in den verbleibenden Spielen ausschließlich um das Ziel, dass Hannover 96 in der Bundesliga bleibt“, sagte 96-Präsident Martin Kind. Sollte Frontzeck den Abstieg verhindern, verlängert sich sein Vertrag um ein Jahr.

Der zunächst als Favorit auf den Übergangsposten gehandelte Neururer entsprach dagegen nicht den Vorstellungen von Kind und erhielt eine Absage. Damit gibt Frontzeck nach vier Jahren ein Comeback in der Bundesliga. Im Februar 2011 war er bei Borussia Mönchengladbach entlassen worden, davor hatte er im Oberhaus auch für Alemannia Aachen und Arminia Bielefeld gearbeitet. Zuletzt war Frontzeck bis November 2013 für den FC St. Pauli in der 2. Liga tätig. Bei Hannover ist der Coach kein Unbekannter: In der Saison 2004/05 war Frontzeck als Co-Trainer von Ewald Lienen bei 96 tätig.

„Michael Frontzeck kann sofort einsteigen, um die Mannschaft ab Dienstagmorgen auf das wichtige Heimspiel am Samstag gegen Hoffenheim vorzubereiten“, sagte 96-Sportdirektor Dirk Dufner. „Er kennt die Bundesliga und verfügt über vielfältige Erfahrungen. Ich bin davon überzeugt, dass er mit der Mannschaft die Saison erfolgreich beendet.“

Zuvor hatte sich Kind dazu durchgerungen, Korkut nach einer Serie von 13 Spielen ohne Sieg zu beurlauben. Bei nur zwei Punkten Vorsprung auf Platz 16 sind die Abstiegssorgen in Hannover groß. Gesucht wurde ein Retter für den Rest der Saison. Ein Anforderungsprofil, das eigentlich auf Neururer zugeschnitten war. „Man hat mir mitgeteilt, dass es jemand anders wird“, sagte der 59-Jährige am Montagabend der Deutschen Presse-Agentur.

Frontzeck hat sich in seiner Trainerkarriere nur bedingt einen Namen als Retter gemacht. 2006/07 stieg er mit Aachen aus der Bundesliga ab. In Bielefeld schaffte er zwar ein Jahr später den Klassenverbleib, in der darauffolgenden Saison wurde er aber vor dem letzten Spieltag entlassen. Auch Jörg Berger konnte die Ostwestfalen jedoch nicht mehr retten. In Gladbach wurde Frontzeck 2011 auf dem letzten Tabellenplatz beurlaubt, ehe Lucien Favre noch die wundersame Rettung gelang.

Nun also folgt Frontzecks vierte Bundesliga-Station in Hannover. Am Montag hatte Korkut das von ihm selbst angeordnete Straftraining schon gar nicht mehr geleitet. Kurioserweise mussten Korkuts ebenfalls beurlaubte Assistenten Julen Masach und Xaver Zembrod die Laufeinheit am Montag beaufsichtigen. Dabei war auch Jörg Sievers - der langjährige Torwarttrainer darf als einziger aus dem Trainerstab bleiben.

Die Arbeitsplatzgarantie für Korkut, die Clubchef Martin Kind ausgesprochen hatte, hielt gerade einmal zehn Tage. Dufner musste dem gescheiterten Fußball-Lehrer die Nachricht von der Beurlaubung überbringen. Der selbst in der Kritik stehende Manager arbeitete danach wohl seine letzte Aufgabe in Hannover ab. Dufner ist angeschlagen, sein vorzeitiger Abschied wird in den Zeitungen der Landeshauptstadt als sicher gehandelt.

Mit der Verpflichtung von Frontzeck sind vorerst weitere gehandelte Namen wie Volker Finke oder Jos Luhukay ad acta gelegt. Bisher galt Andre Breitenreiter als Kinds Favorit für die neue Saison. Das Problem: Der in der Region Hannover lebende Coach steht noch beim SC Paderborn unter Vertrag, der ebenfalls gegen den Abstieg kämpft.

Frontzeck muss versuchen, die Negativserie zu durchbrechen. 96 ist als einzige Mannschaft des deutschen Profi-Fußballs im neuen Jahr noch ohne Sieg. Diese beispiellose Serie wurde Korkut zum Verhängnis. Unter der Regie des in Stuttgart geborenen Deutsch-Türken, der das 96-Team als Nachfolger von Slomka zu Jahresbeginn 2014 übernommen hatte, rutschte das Team bis auf Platz 15 ab. (dpa)

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