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Der Kronprinz hält Hof. Nach dem Sieg in Suzuka spricht wenig gegen einen neuen Weltmeister Nico Rosberg.
© AFP/Mehri

Formel 1: Ein perfektes Wochenende für Nico Rosberg

Nach dem Sieg beim Großen Preis von Japan spricht in der Formel 1 nun alles für einen WM-Titel von Nico Rosberg.

Das Grinsen unter dem Helm konnte für Nico Rosberg kaum breiter gewesen sein. Direkt nach dem Start zum Großen Preis von Japan wusste er, dass er unter normalen Umständen gerade den vorentscheidenden Schritt zu seinem ersten WM-Titel in der Formel 1 gemacht hatte. Seinem großen Konkurrenten und Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton war der Start einmal mehr in diesem Jahr misslungen. Der Brite hatte die Kupplung zu schnell losgelassen, mit durchdrehenden Rädern fiel er erst einmal auf Platz acht zurück – und so steuerte Nico Rosberg in Suzuka seinem neunten Saisonsieg entgegen.

Hamilton musste sich am Ende hinter Max Verstappen mit Platz drei begnügen. Einen Protest gegen die harte Verteidigung des Red-Bull-Piloten zog Mercedes nach dem Rennen schnell wieder zurück, wohl auch auf Hamiltons Drängen. „Ich habe ihnen gesagt, so etwas tun wir nicht. Wir sind Champions, wir machen weiter“, twitterte der Weltmeister. Hamilton wusste wohl, dass die Chancen auf einen Erfolg des Protests gegen das Renn-Ergebnis ähnlich gering waren wie seine verbliebenen Hoffnungen auf den vierten Titel.

„Es war ein perfektes Wochenende. Ich habe mich im Auto von der ersten Runde an wohl gefühlt. Das Setup wurde immer besser. Es ist ein großartiges Gefühl, auf dieser legendären Old-School-Strecke zu gewinnen“, jubelte Rosberg, dessen Vorsprung in der WM nach dem ersten Japan-Sieg seiner Karriere jetzt 33 Punkte bei noch vier ausstehenden Rennen beträgt. Hamilton kann seinen Titel aus der Vorsaison damit aus eigener Kraft nun nicht mehr verteidigen. Selbst wenn er jetzt viermal gewinnen würde, reichten Rosberg drei zweite und ein dritter Platz.

„Ich gehe aber weiter mit der gleichen Einstellung an meine Aufgabe heran. Ich komme zu jedem Rennen, um es zu gewinnen“, ließ Rosberg umgehend wissen. Daran glaubt auch Niki Lauda. „Wenn es an keinem Auto mehr zu technischen Problemen kommt, dann bekommt Hamilton Nico nicht mehr“, ist sich der Aufsichtsratschef von Mercedes sicher. Nur ein Defekt könnte den Deutschen wohl noch stoppen: „Ein Nuller von ihm und 25 Punkte für Lewis – und schon ist alles wieder möglich“, machte Sportchef Toto Wolff Hamilton noch ein wenig Hoffnung.

Rosberg reichen drei zweite und ein dritter Platz - wenn Hamilton alle restlichen Rennen gewinnt

Den ersten Titel der Saison feierte das Team von Mercedes bereits jetzt in Japan. Die T-Shirts für den dritten Konstrukteurs-WM-Titel in Serie, die vor einer Woche in Malaysia noch etwas überraschend in den Kisten bleiben mussten, durften nun am Sonntag ausgepackt werden. „Eine Riesenleistung. Ich freue mich, zusammen mit den Jungs zu feiern“, gratulierte auch Rosberg seiner Truppe: „Aber nicht zu sehr. Ich muss noch etwas mit meiner Energie haushalten.“

Für Sebastian Vettel dagegen riss die Serie, bei jedem Start in Suzuka auf dem Podium zu landen. Der Heppenheimer musste sich mit Rang vier zufrieden geben, nachdem die Rennstrategie von Ferrari wieder einmal komplett daneben ging. „Wir wollten nicht sicher auf Platz drei fahren, sondern Platz zwei angreifen“, verteidigte der Pilot aber die Taktik seines Team. Ähnlich loyal hatte sich Maurizio Arrivabene im Laufe des Wochenendes gegenüber Vettel ja nicht gezeigt.

Einem italienischen TV-Sender hatte der Ferrari-Teamchef gesagt, dass man derzeit nicht konkret über eine Vertragsverlängerung über 2017 hinaus nachdenke, dass auch Vettel sich wie jeder andere seinen Platz bei Ferrari verdienen müsse. „Sebastian kümmert sich gerne um alle Details, manchmal muss man ihn vielleicht erinnern, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, auf das Auto“, hatte Arrivabene noch gesagt, behauptete aber später, seine Sätze seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Die Botschaft indes war dennoch klar, wie auch der britische Ex-GP-Pilot und TV-Experte Martin Brundle analysierte: „Das war ein ganz genau durchgeplantes Interview, und es sollte heißen: Fahr du gefälligst das Auto, um den Restkümmern wir uns.“ Vettel hasst solche öffentlichen Auseinandersetzungen über Teaminterna. Und auch wenn er in Suzuka vor den Kameras loyal blieb – etwas davon wird hängen bleiben.

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