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Bernie Ecclestone trotzt weiterhin allen Skandalen.
© dpa

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone wird 85: Ein Mann der Vergangenheit

Bernie Ecclestone hat bisher alle Affären und Skandale überstanden. Heute wird er 85 Jahre alt - und führt die Formel 1 immer noch nach bewährter Autokratentradition. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Hönicke

Um Bernie Ecclestone zu charakterisieren, braucht man nur drei Namen. Saddam Hussein, Adolf Hitler und Wladimir Putin. Alle drei bewundert er, in ihrer Führungstradition sieht er sich selbst. Und so leitet Bernie Ecclestone die Geschäfte der Formel 1 seit mehr als vier Jahrzehnten.

Lange funktionierte das gut. Ecclestones Riecher für das gute Geschäft und seine Gerissenheit beim Verhandeln machten aus der einst chaotischen Formel 1 ein Milliardenunternehmen und aus ihm selbst einen der reichsten Männer der Welt. Alle Affären und Skandale hat er überstanden, auch die Anklage wegen Anstiftung zur Untreue und Bestechung in Deutschland. Heute wird der kleine Engländer mit der Beatles-Frisur 85 und ist immer noch da. „Ich höre erst auf, wenn ich ins Grab falle“, hat er mal gesagt.

Das Problem ist, dass Ecclestone in bewährter Autokratentradition genau bis zu diesem Zeitpunkt plant. Die Zeit nach seinem Abtritt scheint ihm weniger am Herzen zu liegen. Das gilt für die Nachfolgeregelung an der Spitze genauso wie für die generelle Entwicklung der Formel 1. So hat die Rennserie, die doch die Speerspitze des technisch Möglichen darstellen soll, dank Ecclestone den Anschluss ans Internet komplett verschlafen.

Auch Ecclestones Mafia-Methoden sind im Compliance-Zeitalter überholt. Höchstgradig intransparent regelt er die Macht- und Geldverteilung in seinem PS-Reich, stets zum eigenen Nutzen. Leider hat er längst selbst den Überblick in diesem Filz verloren, sodass die Formel 1 etwa in Reglementsfragen kaum noch handlungsfähig ist. Man müsse eigentlich alle Verträge mit den Rennställen „zerreißen und neu anfangen“, räumte er unlängst ein.

Ja, die Formel 1 braucht einen Neuanfang. Noch kann sich das keiner ohne Bernie Ecclestone vorstellen, weil nichts ohne ihn zu laufen scheint. Aber in die Zukunft wird es die Formel 1 ohne ihn schaffen müssen.

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