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Eine Nummer zu groß. Lucas Alario und seine Leverkusener hatten keine Mühe mit dem 1. FC Union.
© Federico Gambarini/dpa

Auswärtsniederlage bei Bayer Leverkusen: Ein lethargischer 1. FC Union verliert verdient 0:2

Die Berliner finden nie ins Spiel und sind in allen Belangen unterlegen. Leverkusen reicht eine durchschnittliche Leistung für einen nie gefährdeten Sieg.

Von David Joram

Etwas über eine Viertelstunde war gespielt in der Leverkusener Arena, als das Bundesliga-Spiel zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Union tatsächlich begann – mit einem Videobeweis nämlich. Es tat sich also etwas, Lucas Alario hatte flach ins Tor getroffen, aber Kevin Volland minimalst im Abseits gestanden. Zuvor hatten die 27 430 Zuschauer eine der trostlosesten Anfangsviertelstunden in der Geschichte der Fußball-Bundesliga gesehen.

Für den 1. FC Union war das ein Glück, sonst wäre die deutlich unterlegene Mannschaft von Trainer Urs Fischer wohl mit einer höheren Niederlage nach Hause gefahren. So aber endete die einseitige Partie nach 93 Minuten nur 0:2 (0:2). Zum schwachen Auftritt der Berliner passte, dass der eingewechselte Sebastian Polter nur sechs Minuten nach seiner Einwechslung in der zweiten Halbzeit auch noch eine berechtigte Rote Karte wegen groben Foulspiels sah.

„Ich denke, wir waren in den ersten 20, 25 Minuten viel zu passiv. Das, was wir wollten, ist nicht richtig aufgegangen“, sagte Unions Mittelfeldspieler Robert Andrich; als „schläfrig“ bezeichnete Fischer die Vorstellung seiner Elf. „Über die ersten 25 Minuten bin ich enttäuscht. Da haben wir alles vermissen lassen, was uns auszeichnet“, sagte Fischer und fand: „Über 90 Minuten war das eine klare Angelegenheit.“

Nimmermüde 2500 Gästefans sahen insbesondere eine blutleere erste Halbzeit ihrer Lieblinge, die nach 45 Minuten null Torschüsse zu verbuchen hatten. Wie Schäfchen vor dem Wolf versteckten sich die Gäste, die passend dazu weiße Trikots, Hosen und Stutzen über den Rasen trugen. Einzelne Spieler hervorzuheben wäre der schlechten Sache aus Berliner Sicht nicht gerecht geworden, vielmehr versagten die Gäste kollektiv.

Nach dem ereignislosen Start reichte Leverkusen eine kurze, aber herzhafte Phase, um zu zwei Toren zu kommen, jeweils begünstigt durch Berliner Fehlpässe. Dem nicht anerkannten Tor ließ Kevin Volland 120 Sekunden später die Führung folgen. Zunächst schoss er noch Unions Kapitän Christopher Trimmel an, den abprallenden Ball aus 20 Metern aber flach ins Eck.

Weil Union sein lauschiges Mittagsschläfchen fortsetzte – Christian Gentner misslang ein Zuspiel auf Sheraldo Becker –, durfte Alario kurz nach dem 1:0 auf 2:0 erhöhen. Dies tat er sehenswert aus 18 Metern. Danach stellte Leverkusen die Torbemühungen wieder ein.

Gegen kraftlos wirkende Unioner blieb dies jedoch folgenlos. Trainer Fischer, der mit Innenverteidiger Keven Schlotterbeck (anstelle des gesperrten Neven Subotic) und Stürmer Marcus Ingvartsen (für Anthony Ujah) zwei frische Kräfte in die Startelf beordert hatte, wedelte vergebens mit der Hand, die Berliner Anhänger versuchten es mit tapferen Gesängen. Doch die Köpenicker trieben ihr Spiel weiterhin viel zu lethargisch voran. Union stand tief in der eigenen Hälfte und schaute den Leverkusenern artig beim Passspiel zu. Das sah mal besser, mal schlechter aus, reichte für den Gegner aber allemal.

Polter kommt – und sieht Rot

Im wenig unterhaltsamen Leverkusener Pausenprogramm konnte Rudi Völler tiefenentspannt ein paar Trikots an diverse Hobbykicker verteilen, die vor der Bank der Heimelf stolz die Brust nach vorn reckten. Dann hielt Völler noch seinen prächtigen weißen Schopf in die Kamera, lächelte gelöst und schrieb Autogramme. Das Spiel gegen Union hatte ihn sehr umgänglich werden lassen.

Fischer reagierte, indem er nach der Halbzeit erst Akaki Gogia (für Sheraldo Becker), dann Ken Reichel (für den angeschlagenen Christopher Lenz) und schließlich Polter (für den unauffälligen Marcus Ingvartsen) einwechselte.

Polter hielt es nur sechs Minuten auf dem Platz. Leverkusens Julian Baumgartlinger stieg er dermaßen offensichtlich auf den Fuß, dass Schiedsrichter Robert Hartmann mithilfe des Videoassistenten glatt Rot geben musste. „Nach der Roten Karte müssen wir eigentlich noch zwei, drei Tore schießen, ich bin trotzdem zufrieden“, resümierte Bayers Trainer Peter Bosz, der noch einen Lattentreffer von Kai Havertz notieren durfte. Unions Torwart Rafal Gikiewicz fand: „Wir haben in der zweiten Halbzeit mit zehn gegen elf besser gekämpft als in der ersten Halbzeit mit elf gegen elf.“ Das war allerdings der einzige positive Aspekt im Berliner Spiel.

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