Eishockey: Meister im Nachbarland?: Ein holländischer Klub in der dritten deutschen Eishockeyliga
Die Tilburg Trappers spielen in der dritten deutschen Eishockey-Oberliga Nord. Bisher mit viel Erfolg. Am Sonntag treten die Niederländer bei Fass Berlin an.
Das Image-Video der Tilburg Trappers wirkt professionell. Die Kampfansage des Filmchens am Ende ist zwar in wackligem Deutsch, aber eindeutig. „Wir sind die Beste!“, brüllt dort jemand. Und das Eishockeyteam aus der niederländischen Provinz Nordbrabant ist tatsächlich im Rennen um seinen nächsten Titel. Diesmal aber nicht in der nationalen Liga, sondern in der dritten deutschen Eishockeyliga. Seit dieser Saison spielt Tilburg im Nachbarland mit. Ein Novum. Künftig wollen die Trappers sogar in der zweiten deutschen Liga spielen. In diesem Jahr dürfen die Trappers laut Statuten nicht aufsteigen. Obwohl sie in der Oberliga Nord schon eine Größe sind, dort liegt der 16-malige niederländische Meister zurzeit auf dem dritten Rang von 18 Mannschaften. Der erste Vorsitzende, Ron van Gestel, glaubt aber, dass seine Spieler „noch viel lernen müssen“. Schließlich sei es für sie neu in so einer „starken Liga“ mit so einem straffen Spielplan. Zuvor hatten die Tilburger in der Eredivisie mit nur fünf Klubs (darunter ein belgischer) 24 Saisonspiele plus einer Mini-Play-off-Runde zu absolvieren. Nun ist das Programm straffer, sind die Reisen zum Teil weit. Viele Oberligisten sind zwar aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, aber es geht auch bis Berlin. Am Sonntag treten die Tilburger beim Tabellenletzten Fass im Sportforum an (Beginn 16 Uhr). Nach Berlin werden wohl weniger Fans die Mannschaft begleiten als sonst. Im Ruhrgebiet sind es immer um die 200, diesmal sei die Reise zu lang, sagt van Gestel. Dafür haben die Spieler es komfortabler als die Fans im eigenen Mannschaftsbus. Zum nächsten Spiel in Berlin bei den Preussen in einer Woche fliegen sie – das Sponsorengeld macht es möglich, ein großes Unternehmen aus Tilburg unterstützt den Klub aus der 210.000-Einwohner-Stadt. Die Trappers haben ihre Halle unweit des Stadions von Fußball-Erstligist Willem II. Bis auf zwei nordamerikanische Profis sind nur Niederländer im Aufgebot, die meisten von ihnen als Halbprofis. 2000 Zuschauer kommen nun zu den Oberliga-Heimspielen im Schnitt. Das ist viel, da Eishockey im eisschnelllaufbegeisterten Land keine große Rolle spielt.
Julian van Lijden, 23 Jahre alt, hat schon für Tilburg gespielt. Inzwischen stürmt der niederländische Nationalspieler für Fass Berlin, die Reservemannschaft der Eisbären Berlin. Er sagt: „Alle Spieler, die sich in Holland verbessern wollen, gehen nach Tilburg. In der eigenen Liga war es nur gegen Heerenveen spannend.“ Denkbar ist, dass Heerenveen dem Beispiel Tilburgs folgt. Van Gestel hält das für die Zukunft: „Österreich hat doch auch eine Erste Liga mit Teams aus Ungarn, Slowenien und Italien. Wir rücken in Europa näher zusammen.“
Bisher profitiert nur der Klub aus Tilburg vom Engagement im Nachbarland, das niederländische Eishockey ist hintendran: Die Trappers haben die meisten Nationalspieler, aber die können nicht zur C-WM im April nach Spanien fahren. „Da sind die Play-offs in der Oberliga“, sagt van Gestel. Der niederländische Verband hat sich in der Angelegenheit bereits an den Weltverband IIHF gewandt – erfolglos. Nun gibt es ein B-Nationalteam, ohne Tilburger. Das soll die Rückkehr in die zweite Weltgruppe (Division I) schaffen. Gegen Gegner wie China oder Belgien müsste das reichen, glaubt van Gestel. Und vielleicht gibt es ja im April dann noch einen weiteren Erfolg für das niederländische Eishockey zu feiern. In der deutschen Oberliga.