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Kultspringer im Vorprogramm. Michael Edwards, besser bekannt unter seinem Flugnamen Eddie the Eagle, tritt beim ersten Springen in Oberstdorf auf.
© Imago

Mehr Show bei der Vierschanzentournee: Ein Fall für Eddie

Die Vierschanzentournee kämpft um die Zuschauer. Mehr Show und technische Hilfen sollen die Menschen vom Fernseher an die Skischanzen locken. Helfen soll dabei auch der der Gaudiskispringer Michael Edwards.

Das hatte sich der Gaudiskispringer Michael Edwards sicherlich anders vorgestellt. Der 50 Jahre alte Brite, besser bekannt unter seinem Flugnamen „Eddie the Eagle“, hatte beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen als Vorspringer sein Comeback geben wollen, doch der britische Verband meldete ihn nicht beim Skiweltverband Fis an. Nun darf Michael Edwards, seines Zeichens Letzter bei den Olympischen Winterspielen 1988, lediglich vor dem ersten Springen der Vierschanzentournee in Oberstdorf am 29. Dezember im Showprogramm, nun ja, hüpfen. Über eine eigens für ihn errichtete Minischanze. Gegen sechs Kinder im Alter von acht bis zehn Jahren.

Das Skisprunglager der Erwachsenen hat das Ansinnen des Mannes, der schon in seiner aktiven Zeit kaum springen konnte, mit wenig Humor aufgenommen. „Ein reiner Show-Act kommt für uns nicht infrage“, sagte Fis-Skisprung-Renndirektor Walter Hofer, und auch der österreichische Cheftrainer Alexander Pointner schimpfte: „Ich finde es einen kompletten Schwachsinn, in Österreich gibt es eine Masters-Seniorenklasse, in der Anwälte und Mechaniker bis zu 100 Meter weit hüpfen, das bewundere ich wesentlich mehr.“ Stefan Huber aber ist dankbar für eine weitere Attraktion. „Eddie the Eagle ist eben ein Kultspringer“, sagt der Chef des Oberstdorfer Organisationskomitees. Für ihn ist es schwerer geworden, das Skispringen für die Zuschauer im Stadion spannend zu halten.

„Wir müssen aufpassen, dass das Fernsehen auf der Couch zu Hause nicht attraktiver wird als das Liveerlebnis im Stadion“, sagt der Geschäftsführer der Oberstdorfer Ski- und Veranstaltungs GmbH. Die Regeländerungen der vergangenen Jahre haben diese Tendenz gefördert. Der Sieger ist längst nicht mehr derjenige, der am weitesten springt. Er wird vielmehr aus einer komplizierten Rechnung aus Weite, Haltungsnoten, Anfahrtsluke und Windverhältnissen berechnet. Im Fernsehen kann der Zuschauer anhand einer virtuellen Linie immerhin erkennen, ob ein Springer eine neue Bestmarke aufgestellt hat. „Aber im Stadion ist es nicht so einfach“, sagt Stefan Huber. Dort mussten die Skisprungfans bisher so lange rätseln, bis das Ergebnis nach einiger Zeit auf der Anzeigetafel aufleuchtete.

Neben „Eddie the Eagle“ hat Stefan Huber den Fans im Stadion daher eine weitere Attraktion zu bieten. Mit einer grünen Laserlinie wird beim ersten Springen der Vierschanzentournee auch für die Zuschauer vor Ort die Weite zu sehen sein, die es inklusive der aktuellen Windverhältnisse und Anlauflukenpunkte zu schlagen gilt. „Es wird der erste Test dieser Linie im Weltcup sein“, sagt Stefan Huber und schränkt ein: „Wenn es funktioniert.“ Die komplizierte und mehrere tausend Euro teure Lasertechnik befindet sich erst in der Erprobungsphase.

Und schließlich gibt es in diesem Jahr auch erstmals für den Gewinner des Qualifikationswettbewerbes ein Preisgeld in Höhe von 2000 Euro. Damit wollen die Veranstalter verhindern, dass die besten Springer in der Qualifikation aussetzen. Als Führende im Weltcup sind sie ohnehin für das Springen qualifiziert. Manche Stars wollten in der Vergangenheit Kräfte sparen, andere nutzten es als psychologische Ansage an die Konkurrenz: Ich bin so gut in Form, ich habe Testsprünge nicht nötig. Für die Zuschauer, die mindestens 13 Euro zahlen, ist es jedes Mal eine Enttäuschung, wenn einer der Favoriten fehlt. „Vielleicht kann das Preisgeld den einen oder anderen umstimmen“, sagt Stefan Huber.

Er hofft in diesem Jahr auf einen neuen Besucherrekord. Mit 25 000 Zuschauern wäre die Allgäu-Arena am Fuße der Schattenbergschanze ausverkauft. Er weiß allerdings auch, dass Eddie the Eagle, Laserlinie und die Preisgelderhöhung nur Nebeneffekte im Kampf um die Zuschauer sind. „Das Wichtigste ist, wie die Chancen der deutschen Springer stehen“, sagt Stefan Huber. Und da sieht es dank Andreas Wellinger und Severin Freund sehr gut aus.

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