Berlin - Obwohl Schach vermutlich vor 1500 Jahren in Indien erfunden wurde, interessierte sich kaum jemand aus dem Milliardenvolk für das Spiel, als Mitte der 1970er Jahre im südindischen Madras eine Frau ihren Sohn namens Anand die Schachregeln lehrte. Niemand ahnte, dass der kleine Brahmane einen Schachboom in seiner Heimat auslösen würde. Viswanathan Anands jüngster Erfolg überragt jedoch alle bisherigen: Am Samstag gewann er das WM-Turnier in Mexiko-Stadt souverän mit 9 Punkten, vor Wladimir Kramnik, dem bisherigen Weltmeister, und Boris Gelfand (je 8 Punkte). „Es lief wie im Traum“, sagte Anand.
Der neue Weltmeister blieb als einziger der acht Teilnehmer ungeschlagen. In der letzten Runde fehlte Anand gegen Peter Leko nur noch ein Remis, das er mit Weiß auch mühelos erreichte. „Ich habe Vishy den Titel gewünscht, wir sind seit 15 Jahren sehr gute Freunde“, sagte Leko. „Es war für mich etwas Besonderes, dass ich der Erste war, der ihm gratulieren konnte.“
Selbst seine Rivalen scheinen Anand den Titel zu gönnen; sie schätzen nicht nur die Leichtigkeit und Tiefe seines Spiels, sondern auch sein freundliches und bescheidenes Auftreten. Anand lebt mit seiner Frau in Collado Mediano bei Madrid, sie haben einen weiteren Wohnsitz in Chennai, dem früheren Madras. Schon einmal, zwischen 2000 und 2002, hatte er den WM-Titel inne. Doch damals war die Schachwelt geteilt, es gab zwei Verbände, zwei Weltmeister. Anands Titel galt als der weniger wertvolle. Nun jedoch ist er der ungeteilte Champion. Zählt man nur die alleinigen Titelträger seit 1886, ist Anand der 15. – in einer Reihe mit Schachlegenden wie Steinitz, Lasker, Capablanca oder Fischer, Karpow, Kasparow.
Im kommenden Jahr muss Anand seinen Titel gegen Wladimir Kramnik verteidigen. Der Weltverband Fide will die Weltmeister nicht mehr in Turnieren wie in Mexiko ermitteln, sondern wie früher üblich in Duellen. Kramnik, der im Jahr 2000 Kasparow besiegte, hatte für den Fall, dass er diesmal seinen Titel verlieren sollte, von der Fide ein Recht als Herausforderer zugesichert bekommen. Die Fide übertrug die Organisation des im Herbst 2008 stattfindenden Duells der in Dortmund ansässigen Veranstaltungsagentur UEP. „Es ist zu 90 Prozent sicher, dass der Kampf in Deutschland stattfindet“, sagt Stefan Koth. „Das wird für uns beide ein harter Kampf“, sagte Kramnik. „Es werden die beiden besten Spieler der Welt aufeinandertreffen.“ Anand hingegen hatte noch keine Lust, über seine Chancen gegen Kramnik nachzudenken. „Ich will erst einmal diesen Triumph genießen“, sagte er und ging mit seiner Frau und seinen Freunden feiern. Martin Breutigam
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